1
plaz,
der
;
platzes/plätze
, auch
+ Uml.;
zu
mhd.
pla(t)z
›freier Raum‹
(), dies über
afrz.
place
›weiter, offener, freier Raum, Kampfplatz, Ort, Stelle‹
aus
spätlat.
platea
/
griech.
plateı̃a
›breiter Weg, Straße, freie öffentliche Fläche in der Stadt‹
(
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 1018
).
1.
›offene (größere oder kleinere) Raumfläche, Platz, Ort, Stelle‹.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1461
):
dat moechten sij doin up anderen, bequemen steiden ind plaetzen buissen gemeine verkeronge des volks.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
die wassere die waren vnder dem firmamet in eyn plaitze.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Nu bijden ich uch das ir uch vor den wegen | Huͤdent alletzijt und pletzen.
Von diesem pletze ich nummer kommen kann.
Sachs (
Nürnb.
1552
):
Den [ingwer] leg ich auff ein platz alwegen, | Sprich darob meiner bschwerung segen.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
der Blatz vor der thür / zwischen dem weg vnd dem hauß.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
725
(
schwäb.
,
1453
):
Sie [...] fůrtent also schamlich mich | Für das gezelt uff ainen blacz.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
alß darinen [gärten] gruͤne vnd schattechte schoͤne bletz zu finden.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
auff dem Platz, wo jetzt das Rathauß stehet.
Ebd. Chr. :
darzu gab die Statt 40 fl. vnd den Blaz.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ich und du bekomen einander nit uf einem rise ald uf einem platze.
Ukena, Zuger Trag.
1762
(
halem.
,
1598
):
So lang mir Gott gibt platz vnd zill.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
22, 25
(
moobd.
,
1305
):
di hailigen maist werdent gescholten an den pletzen, da di topler und di vreihait zu vart haben.
Moscouia
B 3r, 16
(
Wien
1557
):
Ich siech khain platz darauff wir mit fueg steen muͤgen.
Voc. inc. teut.
cviijr
;
Hulsius
B iijr
;
N iijr
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 147
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 179
;
1943, 429
;
Bad. Wb.
1, 253
;
Öst. Wb.
3, 310
f.
2.
›(größere oder kleinere) Ortschaft, Ort‹.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1588
):
als dissen tag die kirmiss in der capellen zu Hierusalem am platz [...] gehalten wart.
Luther, Hl. Schrifft.
1. Chr. 14, 9
(
Wittenb.
1545
):
DA sie aber kamen auff den platz Chidon / recket Vsa seine hand aus.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
inmassen ihm allbereit etliche plätze waren abgenom̄en worden.
alsdann sich der Stadt Winterthur / auch anderer plaͤtze in der Gravschaft Kyburg / zu bemächtigen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
sagten all, es gefiel inen der blatz und die herberg zů Augspurg dergestalt wol.
Lauater. Gespaͤnste
25r, 5
(
Zürich
1578
):
radtschlagtend in einem Capitel zů Wümpffen / wo sy komlichē platz darzů moͤchtend finden / Bern gfiel jnen am basten.
3.
›(größere oder kleinere) freie Fläche innerhalb einer geschlossenen Ortschaft, Markt-, Dorfplatz, Platz‹.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
wie die richterboden bemelten Wilhelm uber den platz leiten.
Gille u. a., M. Beheim
453, 48
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Des nachts er auff den plaz hintrat | und nam der purger in der stat.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
121, 12
(
Nürnb.
1548
):
Auff den Bletzen / in gassen / da der hauff vn̄ das geschrey / die vnzucht / vnd der mutwil am groͤsten ist.
Morrall, Mandev. Reiseb.
2, 5
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
so tůt man es all weg enmitten uff dem platz oder mitten in der statt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1452
):
do ist ain weiter plats in derselben stat und mit grosser zier.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1559
):
hat der statvogt auf allen pletzen der stat umbblasen und von aines rats wegen ausruͤfen lassen.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1560
):
hat ain e. rat ausruefen und verpieten lassen die abendtäntz, raienlieder, abentfeur und alles spil auf allen blätzen und würtsheusern.
Ebd. (
schwäb.
,
1556
):
Volgen die 8 bevelchsleut, so auf die vier pletz der statt im fall der not geordnet sendt.
Sappler, H. Kaufringer
3, 137
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der baur da seins geschäftes pflag | auf des hailigen freithofs platz.
Ebd.
4, 183
:
da sach er über den platz gaun | den jungen künig wolgetaun.
Heydn. maister 36 V,
9
(
Augsb.
1490
):
Do soͤllichs den wuͤtrich anlanget / berůft er alles volck zesamen auff den platz.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
brachten Vieh her das beitet man / vnd theilt es auß selbigen Tag auff dem Blatz bey der Metzg.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1562
/
4
):
Frombd krömer söllen allain an offnen blätzen fail haben.
Ebd. (
halem.
,
1564
/
5
):
so man das hochzit mal gessen hat und gabet, mag man mit thrumen und pfyfen uf den platz gon und den růf thůn.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1599
):
wyn, den sy alhie in unser statt uß den kellern und nit uf dem platz koufent.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1315
):
daz wir [...] ze Muͤnchen den margt gevreyet haben und vreyen ze einem gemainem margt und platz, daz man darauf chauffen und verchauffen sol.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1441
):
dass sie das in der stat auf den pleczen auch offenlich beruffen lassen.
4.
›offene oder eingeschlossene Fläche für verschiedene Zwecke (z. B. Kampf-, Turnier-, Tanzplatz)‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Kamp anbieten vff den platz heischen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Sie kamen uff dem Blatz zůsamen und machten ir Spiegelfechten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
die unsern daselbs gewunnen ain roß und ain ochsen, auch ainen platz mit gespil.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
[herczog Ludweig] cham mit den seinen auf den placz und vacht als lange da ritterleich mit den veinden.
Klein, Oswald
11, 86
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Turnier und stich, louff, tanz und spring | auf ainem weiten platz.
Ebd.
45, 44
:
Zwar güter kurzweil sicht man vil | da mitten auf dem blatze, | mit tanzen, springen, saitenspil.
5.
›Stelle, Platz in einer Ordnung‹.
Syntagmen:
plaz haben / halten / machen
.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
317
(
Köln
1476
):
Man stalt sych dayr myt vpsatz | Vp sent Romanus dach | To treden in der vyant platz.
Gille u. a., M. Beheim
84, 74
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Auss kunglichem placz walt er gan | deins megtlichen leibes.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Wa ich aber [...] platz behalten wurd, beger ich aus christlicher milte gegen meinen widertailen [...] kain gegenstraf.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Christi lehr ist ein thewrer Schatz, | Macht in dem Himmel guten platz.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Sie wöllen ein concilium han, | Vnd hon kein blatz zů zoͤgen an.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1533
):
Die Herrenn ruckten zusamen und machten ihm Platz auff einer Fuͤrbanck.
Wickram
4, 36, 22
(
Straßb.
1556
):
sovil sie mocht raum und blatz haben / packt sie irer kleider zůsamen.
Goldammer, Paracelsus
2, 129, 14
(
1530
/
5
):
wiwol sie die eußern nicht angehen und ungerechts vor gott nit platz hat.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außweychung (die) weñ einer eim platz gibt.
Grimm, Weisth. (
1554
):
also das desselbigen abuerstorbenen [...] platz ledigh stehe.
6.
›Stück, Stelle (eines fortlaufenden Textes)‹.

Belegblock:

Opitz. Poeterey
54, 17
(
Breslau
1624
):
so das sich Virgilius selber nicht geschaͤmet / gantze plätze auß andern zue entlehnen.