platte,
plate,
die
;
-n/-n
;
zu
mhd.
blate, plate
›Platte, eiserne Brustbedeckung‹
(), dies aus
mlat.
platta
›Platte‹
, Substantivierung aus
spätlat.
plattus
(
Kluge/S.
1995, 636
); differenzierter
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 1018
, wonach die Bedeutungen
›Tablett, Schüssel‹
und
›Brustplatte, Panzerplatte‹
auf
afrz.
plat
›Teller, Schüssel‹
und
plate
›Metallplatte, Panzerplatte, Brustschutz der Ritterrüstung‹
, die auch auf
spätlat.
plattus
beruhen, zurückgehen und bereits
mhd.
mit den vorhandenen Formen von
blate, plate
zusammengefallen sind.
1.
›leere, kahle Bodenfläche, Streifen Land‹.

Belegblock:

Struck, Klöster
355, 24
(
mosfrk.
,
1488
):
die plete vor dem agker, ist ußgesteyndt.
Ebd.
401, 48
(
mosfrk.
,
um 1550
):
1 m. uff Otten Testenerß erben und ist eyn plett.
Kläui, Schweiz. Urbare
3, 34, 26
(
halem.
,
1311
/
39
):
Zuͥ dem meierhof zuͥ Geismat hoͤrent zuͥ erbe der akker, das nu under Jo dem Kelner ein blatt ist zem Egglin.
2.
›breiter, flacher Felsen‹.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1562
):
Thell in dem see ein bläten sach | Von hertem felß, da fuhr er nach | Und sprang darauff hin von dem schiff.
3.
›Platte aus Metall (z. B. Blech, Blei, Eisen, Gold, Silber) oder Stein‹.
Wortbildungen:
plattengiesser
.

Belegblock:

Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
wie er bey Berrheo […] 40 Platten von klarem lauterm Goldt bey sich hette gehabt.
von Dominica bisz an die Amazones […] sollen alle fürnembste Indianer guͤldine Platten ausz Guiana tragen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do der keyser eines moles ging durch sinen palast, do sach er in dem esteriche ligen eine marmelsteynin blatte mit eime crüze.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1561
):
es ist auch ain wasserstral oben an den kirchenthurn zuͤ s. Georg nebenhin gestraift und etliche blatten von dem thurn geworfen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Blatt küpfferin oder ehrhin / zinnin.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
88
(
Genf
1636
):
blatte / blech / als von oisen / Silber vnd dergleichen Metall.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Die Gassen seind zimlich eng / mit grossen stainen vnd blatten gepflestert.
ein grossen Kessel von stainen gemachet / in welchem vnden am boden ein kupferin dicke blatten zimlicher grösse.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1477
):
ain plat mit pley, die ist abgenomen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
812
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 türckischer schreibzeug […] mit silber vergultten spangen oder blatten geziert.
Bad. Wb.
1, 252
.
4.
›Brust- oder Rückenplatte der Plattenrüstung, Brustpanzer‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, .
Syntagmen:
die p. bessern / greifen / gürten / kaufen / tragen
.
Wortbildungen:
plattenschlager
,
plattenschmied
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
33, 17
(
preuß.
,
1423
):
in der harnoschkamer: 3 panczir, 4 gehenge, 1 gruzener, 2 platen, 2 helm.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1399
):
Harnusch: item 3 m. her Urbach vor 6 platen uf zu slon an der mittewochen vor Judica.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
772, 13
(
preuß.
,
1430
):
uff dem torme: 6 steynbochsen, 13 lodbuchsen, 5 platen, 14 eysenhuthe.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3903
(
rib.
,
1444
):
Want en helpt ir mich neit waepenen ouch, | So voerten ich dat mirt wenich douch. | Do greiff sij eyne plate, die sij mir bracht.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1350
):
in der selben zit da vurgingen di platen in disen landen, unde di reisige lude, herren, ritter unde knechte furten alle schopen, panzer unde huben.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
34, 8
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Czu strite gebruchin si platin von wesins ledir gemacht und grellin unde schilde.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Aber der walvisch, da von loz, | Des menschen swert noch siner schoz, | Siner platen noch siner sper | Vorchtet nicht der helleber.
Gille u. a., M. Beheim
453, 1995
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
panczer, kuriz und platen | Und manchen lichten eisenhut | und allerhandlai harnusch gut | Sach man gar vil und sunder zal.
Sappler, H. Kaufringer
6, 189
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das panzer hilfet wenig mich, | seit das er in ainem stich | durchstochen hat die platen guot.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Ieder herre on allen hass | Gurtte sine blatten bas, | Die helme sy ze stunden | Mitt fraisse uffe bunden.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1429
):
In der harnaschkammer: […] hangende platten, pos vnd gut, xxvi, ii platten nideran, die gantz verwüst sind.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Durch schoz und auch durch platen | Vil manger wart geletzet.
Koppitz, a. a. O. ; ;
Bremer, Voc opt.
1, 363
;
Schmitt, Ordo rerum
272, 6
;
Voc. Teut.-Lat.
z iijr
;
Voc. inc. teut.
t iiijr
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 179
;
1943, 426
;
429
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
3, 300
.
5.
›Tablett, Teller, Platte‹.
Bedeutungsverwandte:
 6, .
Syntagmen:
eine goldene / irdene / kupferne / silberne / zinnene p
.

Belegblock:

Struck, Joh. Pfannstiel
55, 28
(
mosfrk.
,
1526
):
An zynnwergk: item 14 grosser platten, 8 cleyner, noch ein maßkann.
Struck, Klöster
403, 31
(
mosfrk.
,
1564
):
3 pfannen. 2 eisern löffel. 1 zinnen platten.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
92, 2
(
Frankf.
1535
):
Man machts auch von Minien / so man die in ein eisen pfand thůt / vnd ein jrden platten oder geschirr darunder.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Darnach bracht man in zweien silberin Blatten eins Mans Haupt mit einem langen Bart.
Uf einmal kam ein Buer, der bracht gar huͤbsch Biren in einer Blaten.
Ebd. (
Straßb.
1533
):
Da nam er den allerkleinsten Fisch in der Blatten.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3337
(
schwäb.
,
1453
):
Der ander trůg die speczery, | Ain guldin blatt, was nit zů klain.
Lemmer, Brant. Narrensch.
110a, 56
(
Basel
1494
):
Wer von eym mundtfoll gessen hat | Vnd leit den wider jn die blatt […] Den selben man eyn schlyndtrapp nennt.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
do hat er [Rengnold] groß erbermd und nam ein blatten, so vor im stuond voll wiltprett.
Maaler (
Zürich
1561
):
Plat (die) darinn man die spyß auff den tisch tregt.
Fuchs, Murner. Geuchmat
3996
(
Basel
1519
):
Es solt begeren by dem wyn | Das houpt Johannis in ein blatt.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
dreu plat und sechs gulden schüssel.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
15. Jh.
):
in ainer kleinen kamer daran ain truhen, dar inn etlich zinnen platten, kandlen.
West, Dasypodius.
1989, 350
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 49
.
6.
›Glatze (bes. des katholischen Geistlichen), Tonsur‹; ütr. ›Plattenträger, katholischer Geistlicher‹; Doppelformel:
platten und kappen
›katholische Geistlichkeit‹.
Syntagmen:
p. haben / machen / scheren / tragen
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
Darumb ist das außwendig sichlich Priesterthumb mit seiner salbung, Platten und weihung in dem newen Testament ohn schrifft durch Menschen erdichtet und erfunden.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
kum baldt vnd henck | Mein Kappen, laß ein blatten schern.
Luther, WA (
1528
/
9
):
Fuͤrsten und herrn […] hielten yhren stand und ampt fur nichts und fur keinen Gotts dienst, wurden rechte pfaffen und muͤnche, on das sie nicht platten noch kappen trugen.
Denn jhr binden und loͤsen gehet allein uber die sunde, so widder jhr gesetze geschehen, und da es den lieben pfenning und die platten betrifft, Das muͤssen die heubt sunde heissen.
So kanstu wol dencken, das jnn den heiligen Euangelijs muͤsse funden werden beide Canones, Casel und kelch, platten und kappen.
Ebd. (
1532
):
man sagt, Die helle sey gepflastert mit eitel platten.
Mone, Adt. Schausp.  (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
dye schepphin mit dem orteyl, | dy brenge mir her an dinem seyl, | den phaffen mit der blatten, | den monch mit der kappen.
Gille u. a., M. Beheim
109, 177
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
etlich briester werden | Ir blaten nit lon sehen.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
n. 1454
):
Iegleichen will ich ain platten scheren. | Ich will euch bescheren.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Dem Schewenfried ist ein plattn gschorn, | Als ob er sey ein mönnich worn.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
min cappe noch min blatte noch min kloster noch mine heilige geselschaft enmacht alles nút heilig.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
Anicetus […] satte uf, daz die pfaffen truͤgent sinwel blatten.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1363
):
ir blatten súlint sin geistlich und pheflich.
Michels, Murner. Badenf.
14, 14
(
Straßb.
1514
):
Sie tragen vff dem houpt ein blatt, | Die man darumb in scheren latt.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
wer nit Öpffel moͤg essen, der sol im ein Blatten lassen scheren oder ein Kutten anlegen.
Karnein, Salm. u. Morolf
94, 14
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
er nam ein scharsas in die hant, | er schar igelichem ein blatte | mit siner ellenthaffter hant.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
der Türkh hatt inn geschoren | ein platt ist nit zu schmal.
Morrall, Mandev. Reiseb.
78, 2
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
das folck hond alles blatten; als die pfaffen sinwel hond, also hond die layen viereckot.
Sappler, H. Kaufringer
11, 308
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ain platen si [weib] dem mane schar | und macht da aus dem affen | ain ungeweichten pfaffen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 249, 17
(
Augsb.
1548
):
Platten / Kappen / seind nicht hailig.
Warnock, Pred. Paulis
8, 323
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Sú trůgent lange claider an und liessent inen blatten scheren, darumb daz sú für gaischlich lút ghalten wurdint.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1524
):
die pfaffen nomen etliche wiber und ließen die blaten ferwachsen und trugen welthliche klaider an.
V. Anshelm. Berner Chron.
6, 152, 19
(
halem.
,
n. 1529
):
gab im der Roͤmisch legat muntlich und schriftlich absolutz und rehabilitatz, lies im blaten schaͤren.
Niewöhner, Teichner
169, 33
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
man sech als vil platen ze hell | als eysen huͤt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Da sach er an der platten, das es der caplan und ain pfaff war.
Schmitt, Ordo rerum
88, 3
;
Schmid, R. Cysat
6, 68
;
Schmid, Pilgerreisen.
1957, 406
.