1
pfropfen,
proffen,
V.;
zu
mhd.
phrophen
›pfropfen‹
(), dies aus
lat.
propāgo
›Ableger‹
(
Kluge/S.
1995, 542
).
– Zum Vorkommen des Wortes in den rezenten Mundarten vgl.
Dwa
1
und 14, 10; ferner:
H. Schuchardt, Wanderbahnen [...]
3
.
1.
›durch Aufsetzen eines Edelreises Obstgehölze und Sträucher veredeln‹;
zu .
Syntagmen:
einen baum / stam pf., etw. auf etw. pf
.
Wortbildungen:
pfropfung
.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1575
):
A. 1575 den 25. marcii hatten sich in minem wingart wilt appelboumger gesehet, waren eiz zimlich dick; der leis ich 3 mit winkerlin-snidlin proffen und 1 mit birren-snidlin.
Struck, Cist. Marienst.
1120
(
mosfrk.
,
1467
):
die sollen myr yn furen in den wyngarten und sollent proffen und seczen die pleczen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5530
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wan eins menschen hertz ist alss ein stam | der in ein garten dar ynne quam, | das man dar uff gepropte ein riss.
Ebd.
5532
:
da proppet man susse ader sur | nach des prophelinges natur | unnd des obeis was man wil han | da di lude ir gelust suchet an.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
100, 42
(
osächs.
,
1570
/
7
):
ob gleich die kern von guttem geschlachtem obst genommen seind, so waxen doch wilde und ungeschlachte obststemme daraus, bis man sie pfropfet.
Ebd.
111, 10
:
Etzliche propfen mispelbeume uff birn- und amorellenstemme.
Ebd.
249, 12
:
Welcher baum in diesem monat gepfropft wirdet, deßelben holz und früchte greift kein worm an.
Eis, Gottfr. Pelzb.
185, 6
(
öoobd.
,
E. 15. Jh.
):
Wie man pawm pelcz, das jr frucht icht wurmig werde. Item welchenn bowm du pfropphest in dem Hornunge, das ist yn dem monden vor dem Mertzen, des selbigen bowmes frucht ist ouch keynn wurm niche.
Ebd.
184, 13
:
Wenn du pfroppfen wilt, ßo nym ein reiß von eyme bowme, das eynes jores alt ist.
Ermisch u. a., a. a. O.
114, 23
;
268, 31
;
2.
›jm. etw. weitergeben, einpflanzen, aufzwängen‹. Ütr. zu 1.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
31, 412
(Hs.
wobd.
,
15. Jh.
):
doch wert er onder schilde | gut ritter, des ich hoffe. | menlich můt ich proffe | of sins getroistes ellen.
Ebd.
32, 88
:
si kan menche vreude proffen | in bedroef des hertzen gronde.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5540
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wan si em des nicht wollen vorhengen, | so proffet her in ir hertze danne | ein ander laster.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Da by vernymet man daz di stat | Uz der man geroufet di semde hat, | Dor zu nichsnicht schaffet sider | Daz dy semde werde wider | Gephlantzet und gepropphet dar.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Er was gephrophet uf den stam | Der rechten tugende sunder bruch.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Sust pfropften ir gedanken | In den stoc ane wanken | Cristum, daz vil edle ris, | Kumen uz dem paradis | Des vatirs.
Valli, Baldemann
382
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Auch crist gelouben pfropfen | Si konden mit ir predigen | Si konden binden ledigen, | Gen gote manchem machen suͤn.