pfeil,
der
;
-s/-e
, auch
;
zu
mhd.
phîl
›Pfeil, Pfeileisen‹
(), dies aus
lat.
pı̄lum
›Wurfspieß mit Eisenspitze‹
(
Kluge/S.
1995, 539
).
1.
›aus einem Schaft (meist aus Rohr oder Holz) mit einer daran befestigten Spitze bestehendes Gescho, Pfeilß‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1,  1.
Syntagmen:
feuriger / fliegender / gefiederter / geschliffener / scharfer / schneller / vergifteter pf; pf. und bogen, geschos und pf.; den pf. ritzen / (ver)schießen; jm. den pf. nachsenden
.
Wortbildungen:
pfeilschiesser
,
pfeilschifter
,
pfeilschus
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1402
):
33 m. 13. scot und 10 pf. vor 100 schog und 30 pfhile.
Ebd. (
preuß.
,
1402
):
4 tonnen pfhyle und 2 buchsen von Rastenburg ken Marienburg zu furen.
Ebd. (
preuß.
,
1406
):
200 schog phile und gewant ken Labyow zu furen, das vor dem voythe of die Thobis solde.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
35, 30
(
preuß.
,
1427
):
Harnschkamer: […] 8 schog pfyle, 8 schog gestelter pfeil, 2 wintarmbrost, 18 stegereifarmbrost.
Ebd.
39, 29
(
preuß.
,
1447
):
Harnaschkamer: […] item 38 armbrost, item 6 tonnen pfeile.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
268, 4, 5
(
preuß.
,
1414
/
22
):
1150 schok pfile, item 40 nuwe armbroste.
Ebd.
102, 17
(
preuß.
,
1437
/
8
):
2 wynden, 176 schok pfeile, item 1 grose steynbuchße.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
260, 38
(
preuß.
,
1392
):
pfile gnug czu stegereiffarmbrosten und ruckarmbrosten off des kompthurs gemach.
Ebd.
424, 19
(
preuß.
,
1446
):
Geschos uffim huwsse: […] item 6 steynbuchsen, item 9 tarrasbuschsen, item 300 schog pfeyle.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
iaculum, Schäfflein pfeil / boltz geschoß.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Sere schois men aff myt den pylen | de myn en saich men neyman ylen, | sy geingen zo sturme algemeine.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
103
(
Köln
1476
):
Dat weychter horn blyes myt yll, | Dat dayr in eynre kortzer wyll | vyll donrekloet ind stelen pyll | Manchen froemen rachten.
Ebd.
1117
:
Dat man steetz zo allen stonden | Pylstycker had zo werck syttzen, | Dye man manchen pyll sach ryttzen.
Ebd.
1130
:
Dye pijll oeuer hondert tonnen | Vyssz der stat Nuyssz in dem beleegh | Dayr geschossen syn mancher weegh.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Sie drucken ab in aller eil | Vnd schiessen auff sie diese pfeil.
Schmitz, Schiltb.
155, 18
(
Frankf.
1597
):
wann Schuͤtzen vnter jn weren so were am besten / dz man es mit einem Pfeil abschuͤsse.
Anderson u. a., Flugschrr.
12, 9, 32
(
Wittenb.
1522
):
das sie dir helffẽ / yff dastu gut pfeil schissẽ mogst.
Strauch, Par. anime int.
89, 35
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz der phil daz zil triffit, daz inist fon siner craft nicht.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
109, 21
(
thür.
,
1474
):
allen geczugk, der zcur were gehoret, also armborst, lyren, buchßen, pafeyßin, phile unde pulver.
Lippert, UB Lübben
2, 152a, 10
(
osächs.
,
1439
):
18 g. vor 6 sch. schefte zcu phylin.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
ein gespannen armbrust in seinen henden und ein pfeil darauf gehabt; […] hat er euch den pfeil in eueren leib geschossen.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 65, 12
(
omd.
,
1421
):
Andres […] ist geechtit, das her […] hot mit eynem boltzen geschossen noch Cadauwen sone und sprach: du hurson, hir synt noch scharffer pfeile genug.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Sagitta Ein Pfeil oder Poltzen.
Gille u. a., M. Beheim
104, 589
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann sich ainer auff schupfet | und im wasser an plasset, so | warn wol zwainczig pfeil in im do, | e er sich recht erlupfet.
Ebd.
453, 1205
:
Auch hetten sie in diser weil | an gezewg, pulver und pfeil, | Auch an püchssen mangel und czat.
Ebd.
453, 1307
:
Sie gewunnen in disen weiln | zadel an pulver unde pfeiln.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Die Glantzenberger platzten heraus / stürmten mit Pfeilen und Schleudersteinen auf die Schiffe loß.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
ime geschiht rehte also eime menschen der do het einen pfil in sime libe.
Cirurgia H. Brunschwig
18r
b (
Straßb.
[
1497
]):
künig Mathias […] Wart mit einem pfil geschossen in ein arm.
Morrall, Mandev. Reiseb.
74, 24
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Da töd Lamech, Noes vatter, Cain mit ainem pfil.
Ebd.
120, 11
:
Aber die mit in fechten und die das wissend, die ladent gros schiff mit pfilen.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 141, 41
(
schwäb.
,
1439
/
40
):
14 lb. han ich geben dem raut zu Rotemburg umb ain tussend pfil.
Ebd.
145, 27
:
4 beh. aim boten nach aim wagen, der pfuler und pfil durch Rotemburg fürt.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Da kam Claus Köchlin und seine gesellen an in und schössen ain pfeyl in yn.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Villicht so gat ain man | Rechte not an | So er wænt, er solle ain schiessen, | So tuot der pfil darab fliessen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
210v, 2
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Nim stain varn vnd altes / schmer vnd stoss ze sament vnd bind / das vber die wunden: es zúhet das pfil / vss.
Ebd.
210r, 30
:
Hie mit solt du den pfil vss der wunden / gewinnen.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1403
):
darzů soͤllen wir oͧch […] únser bestes tůn, es sie mit únsern búchsen, werchen, armbrosten, philen.
Adrian, Saelden Hort
4587
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
och soltu nit gestatten | irem vergiften pfil | belibendes kain wil, | ald ir gelúppe tůt dir schaden.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
12
(
halem.
,
1410
):
Also wir wellen […] dz die selben búchsen, ir gerúst und pfil hinfúr der obgen. statt ewenklich warten und beliben.
Heidegger. Mythoscopia
11, 6
(
Zürich
1698
):
Dise weren gleichsam seine feurige Pfeil / die allerding weiter drungen / alß er selbst.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
18, 1
(
moobd.
,
1305
):
Ob auch ieman pfeille mit eysen in der hant tragent werent begriffen innerhalb der stat, der geb dem richter zwen und sehtzich phenning.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1316
/
9
):
pheil, spanbeche oder swelherlay chlaineit daz sint, di diu stat angehoͤrent.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Daz maniger ward des lebens mat | Von stainen und von philen.
Klein, Oswald
85, 16
(
oobd.
,
1431
/
2
):
das mangem ward gezogen ain spann lange niet | von ainem pfeil, geflogen durch armberost gebiett.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
227r, 12
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
Nu sich abdy bunde sey gestochen worden / als mit einnem meßer […] ader mit einem pfeille ader mit deß gleche.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
389, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ein pfeil geschliffen newe | damit er [Hercules] Nessum durch sein hertze schoss.
Ebd.
488, 4
:
er hett von starcker gift gemacht ain pfeil, | damit schoss er zer versen in behende.
Weber, Füetrer. Poyt.
180, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Alls Poytislier vmb wenndet | vnnd si im all entritten, | ain pfeil im nach gesenndet ward.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das dye pawrn iren zewg vast verschussen, pulver und pheyl.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1484
):
vier lagl vnd ain vessl mit phffeiln vnd taussent phfeyl.
Ebd. (
tir.
/
vorarlb.
,
1429
):
ain trühel mit langen, angeschifften pfeilen auf eyben.
Ebd. (
tir.
,
1473
):
ii pfeileyssen (sind syder geschift). vi geschiffter pfeyl.
Ebd. (
tir.
,
1484
):
Ain wetzstain an ainem nagel. Funff gesliffen pfeil.
Piirainen, Stadtr. Sillein
52a, 28
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Dirre keyser otte | der rote wart geschozzen mit einem | gelupdem pheil vnd starb.
Joachim, a. a. O. ;
Thielen, a. a. O.
64, 16
;
67, 25
;
131, 30
;
Redlich, Qu. Ratingen
262, 28
;
280, 42
;
Meisen, a. a. O.
3127
;
Lippert, a. a. O.
13b
, 5;
Morrall, a. a. O.
145, 12
;
Barack, Zim. Chron. ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
50, 14
;
Auer, Stadtr. München ;
Bastian u. a., Regensb. UB
485, 9
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 146
;
Lehmann, Rezeptb.
234
;
Bad. Wb.
1, 196
;
Öst. Wb.
3, 37
.
2.
bildl., oft auch ütr. in Verbindung mit abhängigem Gen. ›Einfluß, Einwirkung‹, z. B.
pfeil des almächtigen, hellewarten
›Teufels‹,
der minne / unkiusche / Venus / verschmähung
.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4161
(
rib.
,
1444
):
Dat an hertze noch in gedanck | Alsulchen pijl en kome, | Wie harde dat yeman schiessen konne.
Ebd.
10238
:
Eynen pijl hadde sij, da mit sij mich schois | E ich sij spreche, des mich verdrois.
Ebd.
10668
:
Do schois mich de alde mit yrē pijle | Int hertze dat ich dar neder vyele.
Luther, WA (
1531
):
ist doch ein wort kein Pfeil oder Schwert. Item: der Pfeil kömet nicht aus deinem Köcher.
Luther. Hl. Schrifft.
Sach. 9, 14
(
Wittenb.
1545
):
der HERR wird vber jnen erscheinen / vnd seine Pfeile werden ausfaren / wie der Blitz.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Ach sehet / die Pfeile des Allmächtigen stekken in mir.
Opitz. Poeterey
25, 22
(
Breslau
1624
):
Als / ich mag künlich nach der Deutschen gebrauche sagen: […] der Venus pfeile / nicht veneris.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Er gienc im vil geliche engegen | Mite strite unverdrozzen. | Swanne im iht kam geschozzen | Des hellewarten phile.
Doch mac ich niht enkeren | Ine werde wunt biwilen | Von der unkusche pfilen, Die mich in binnen rurent.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
der dise waffene der senftmuͤtikeit und demuͤtikeit hette, […] der kerte zů sime eigenen grunde und enpfinge die pfile in einer gesaster guͤtlicher gestalt.
Heydn. maister
23v, 7
(
Augsb.
1490
):
Dieweil aber er gar eins schaͤmigen gemuͤts wz vñ geleich als er mit eym ṽgüfften pfeil d’ verschmaͤhung geschossen waͤr / außschwadmet er sein sel zům tod.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Do zukte der boͤs geist sinen bogen her fúr und schoss ein fúrin pfil in dez brůder herze.
Als manig pfil dir wirt geschossen, als mengen rubin wirst du in der krone tragende.
Adrian, Saelden Hort
14
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
elút, witwan, mægde, knaben | wol loplicher mugent haben | frod und kurzewile, | dem diefel sus ze pile, | ze laster und zeschande.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 49
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Hat ie hievor der minne pfeil | drei ganz person so gar subteil | geloket zu der liben eil.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
112, 21
(
tir.
,
1464
):
Vnd als pald wart er geschossen mit dem pfheil von dem pösen geist.