peinen,
V.
1.
›jm. körperliche Qual, Leid zufügen, jn. quälen, peinigen‹; auch von der Passion Christi gesagt; in aktivem Sinne: ›sich kasteien, sich zu Bußzwecken körperlichen und seelischen Qualen unterwerfen‹;
vgl.  17.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb.  (
md.
, Hs.
um 1400
):
durch waz ouch Jhesus der riche | guten mannen und ouch wiben | pinete an irem libe.
Froning, Alsf. Passionssp.
6092
(
ohess.
,
1501ff.
):
pynen byn ich wol gewert | zu dissen selben stunden!
Feudel, Evangelistar 
112, 2
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
ich beswere dich by gote daz du mich nicht pynest.
Schönbach, Adt. Pred.  (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
wie got pine den sundere mit sime slange.
Asmussen, Buch d. 7 Grade 
373
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Hie gelust den menschen anders niht, | denne / daz er an sich selber ficht | mit unmeßigen straffen, | vil peten, wenich slaffen, | sich slahen und peinen | mit sweren disciplinen.
Päpke, Marienl. Wernher  (
halem.
,
v. 1382
):
Do nu gepinet wart Ihesus, | Der schlangen ainer, tyrus, | Wart da gevangen.
Sappler, H. Kaufringer
26, 142
 (
schwäb.
, Hs.
1472
):
wer hie mit leiden wirt gepeint, | des stimm in ewigkait erclingt.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch 
2720
.
2.
›sich im Dienste e. S. abmühen, abrackern, sich mühen, einen bestimmten Zweck zu erreichen, angestrengt auf etw. hinarbeiten, etw. zu erreichen suchen‹;
vgl.  1.
Syntagmen:
in der Mehrzahl der Belege refl.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen sich der [minne] niemant hir pinet, | Des werden ich dinen luchter | Bewegende von dem mer.
Sie sint iz algemeine | Die sich durch Got hir pinen | Und gerecht durch in schinen.
Stackmann u. a., Frauenlob 
5, 26, 12
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
swenn sich sin mut, sin lib, sin ger zu hohen tugenden pinet.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4675
(
rib.
,
1444
):
Dyne vyande de dich altzijt verspyent | Ind sich pynent dich zo doeden?
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Men saich die portzen alle gewonnen, | do pinde sich mallich an’t vurveichten | dat sy die stat in vryheit breichten.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Lais sy lesen dye baghynen, | Und begin zo sorgen und zo pynen | Und zo dencken all den dach, | Wye dat gevult werde dyne krach.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
3140
(
Köln
1476
):
tymmermeister, dye sych zom wercke pynen, | Schuppen zo grauen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
12, 5
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Swer sich dar zuo pint, daz er in die gotlichen heimlicheit Christi […] zwo personen (infuert), daz si verbannen.
Ebd.
400, 22
:
daz die phylosophen […] habent sich gepint, diz zebrüevenne.
Meisen, a. a. O.
1140
.
3.
›jn. strafen, strafender Peinigung unterwerfen‹ (im juristischen Sinne und in Übertragung auf religiöse Sachverhalte);
vgl.  3.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim 
229, 82
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
got der hat mich mit nichten no | rechtem gericht gepeinett.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
324, 14
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
der sünder […], der vellet in die ordenunge gotis willen, so er von siner gerehtikeit gepint wirt.
Öst. Wb.
2, 1002
.
4.
›(den militärischen Feind) bedrängen, nötigen, durch Beschuß o. ä. zermürben‹;
zu  4.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
473
(
Köln
1476
):
Ouch waren dayr tho schauwen | […] | Steynbussen ind serpentynen | Ind der gereytscafft vyll, | Dye Nuysser dae myt to pynen.
Gille u. a., M. Beheim 
453, 985
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so hetten sie die veint | vergebenlichen nit gepeint.
5.
›jm. inneren, seelischen Schmerz zufügen‹; intr.: ›schmerzen‹;
vgl.  5.

Belegblock:

Lindqvist, K. v. Helmsd. 
1496
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Alzus der juden gross gespoͤtt, | Jhesu, din antlit wol besint | Mitt spotten hat ze mal gepint.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
340, 12
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
sunder in etlicher wise zelichterne swenne daz er pinet innewendig unde er sin wirdig ist.
Ebd.
392, 12
:
wan si ouch in dem von hazze gepint werden.
Munz, Füetrer. Persibein
69, 4
 (
moobd.
,
1478
/
84
):
noch thet sein hercz ser peinen, | das seim öhaim des nachts so was gelungen.
Ebd.
333, 7
:
hin trúeg man den halb totten man, | ettlich seinr mag ser teten sich drumb peynen.
Kehrein, Kath. Gesangb. .