ort,
das
,
seltener
der
,
vereinzelt:
die
;
-(e)s
(für
der / das
)
/ orte, örter, -Ø
;
hohe Varianz hinsichtlich Genus und einzelner Formen, systematische semantische Differenzierungen im Sinne des (kollektiver „Begriff“ für
örter
versus individueller „Begriff“ für
orte
, Plural) sind nicht systematisch erkennbar. – Ausgangspunkt für die Gliederung des (sehr umfänglichen und eng verzahnten) Bedeutungsfeldes sei die etymologische Grundbedeutung ›Spitze‹ (;
Kluge/S.
2002, 671
;
Pfeifer
2000, 957
); an diese können die Ansätze 1-6 über vorwiegend räumliche (und davon ableitbare tropische) und 7-8 über vorwiegend zeitliche wie räumliche Assoziationen angeschlossen werden. Für den Block 9-12 verliert das Moment ,Spitze‘ seine Assoziierbarkeit; leitend werden topologische (für 9), textliche (für 10), rechtliche (für 11) und soziale Aspekte (für 12); in 13 und 14 folgen Genitivmetaphern mit explikativer Funktion und Phraseme.
1.
›Spitze, Schneide, Schärfe (einer Waffe oder eines mit einer Waffe verglichenen spitzen Gegenstandes unterschiedlicher Art)‹; als Synekdoche: ›die Waffe selbst‹, meist: ›Schwert‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
1
, , , (mehrfach), , , ,  13, , .
Syntagmen:
x orte schärfen, schwerte orte haben, das o. (des schwertes) feste tragen
;
das o
. (Subj.)
scharf sein, etw. bezeichenen, mord stiften / tun, das ort (eines hornes) mit gold beschlagen sein
;
j. des ortes gebrauchen
;
mit dem o. etw. stechen, den leib treffen, das schwert mit dem o. auf die erde halten, das schlagen mit dem o. geschehen sein, das schwert zu beiden orten nemen
;
das o. der minnenlanze, des pinsels / reutlinges
;
das o. an der scheide
;
das bittere / scharfe o
.;
die armbrust, das beil mit (x) orten
.
Wortbildungen:
ortshalb
›an der Spitze‹ (im Beleg: eines Schwanzes; s. u.
Barack
),
ortwecke
›spitz zulaufender Semmel‹ (dazu bdv.: ),
ortweckelach
(Kollektivum zum vorigen),
ortwind
wohl ›kalter, scharfer Wind‹ (dazu bdv.: vgl. ).

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
86, 9
(
preuß.
,
1412
):
stegereiffarmbroste mit stoͤmpen, ortern, der haben dy helfte noch sulen noch nosse.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1143
(
rib.
,
1444
):
As yeman gebrucht hait off misdeyt, | Dat is mit dem orde zo stechen, | Off mit snijden zo wrechen, | [...] | Dat scharpe ort betzeichent claere | Dat nyeman ordelen noch richten en sal, | He en have tzeerst ondervunden wal | Gelegenheit der sachen mit underscheide, | Ee he zo richten sich bereide.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1585
):
4 horner von einhornen, jedes von 17 spannen lank, die orter mit golt besclagen.
Karnein, Salm. u. Morolf
571, 3
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
sin swert er zu beiden orten nam, | das sluge er mit nide | uff den kunig Salmon.
Jahr, H. v. Mügeln
285
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie man eigentlichen sal | die farben in des tichtes gral | strichen mit sines pinsels ort, | das tichtes bild icht ste vermort.
Ebd.
122, 1538
:
scharf ist mins rüetelings ort, | darin die hochfart sich versneit, | das sie muß immer tragen leit.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
65, 34
(
nobd.
,
1343
):
und sullen allewege ortweckelin als swer sin als ein loͤser wecke oder ein mugel. Und darnach waz der weizze giltet uf oder abe, vint man wol, wie man die losen wecke, mugeln oder ortweckelech geben sol.
Pyritz, Minneburg
1802
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ja mocht ich haben lutzel reste | Von wunden ungehuͤren | [...] | Die mir die fraw geslagen dort | Hett mit irr mynnen lantzen ort.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
und giengen die zwen spiz
[der
stefte
›Nägel‹]
ietwedrent fu̇r den riemen, also daz ein iekliches drispizig was, mit welen ort es den lip trefe, daz es wunden machete
(bei der Geißelung).
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Zielopes, das bitter örtt, | Stifte under in do mortt.
Wie veste er tragett schwerttes ortt, | Üwer waffen sy sin mortt.
Schmitt, Ordo rerum
20, 23
(
wschwäb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Boreas nortwest [...] nortwint [...] ordt windt [...] sturmweter.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Uber den rucken sein schwanz strecken, | Ortshalb
[des Wappentieres, eines Löwen]
mit raidem har lecken.
Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
113, 561
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
halt din schwert mitt vßgerechten armen vor dir mit dem ort vff die erden.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Chlagt ainer den andern an, er hab in gerauft oder geslagen, und mag nicht gesprechen, daz ez im mit scharfem ort geschehen sey, [...], so ist er dem chlager schuldich zehen schilling.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
sei verpothen etlich wöhren, nemblich alß hacken, die grießpeil mit den dreien orthen, die friaulder spieß.
Meijboom, a. a. O.
1241
;
Wierschin, a. a. O.
146, 15
;
Koppitz, a. a. O. ;
Auer, Stadtr. München ;
Rechn. Kronstadt
1, 622, 10
;
Voc. inc. teut.
r viijv
.
2.
›Viertel einer (konkreten) Münze‹, meist eines Guldens, vielfach auch anderer Bezugseinheiten; genannt werden:
grosche, gulden, helbling
1,
heller, kreuzer
2,
pfennig
1,
taler
; metonymisch: ›Wert einer Bezugseinheit‹; vereinzelt ütr. auf gebrauchsübliche Waren in kleiner Menge, z. B.
ein ort wein
; generell tropische Grenzverschiebung in Richtung auf ›Kleinigkeit, Geringfügigkeit, Wertloses‹, bei Lohnbeträgen auf ›Trinkgeld‹.
Zur Motivation von
ort
s.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
4, 238
: „Bezeichnung für die durch Zerschneiden der Pfennigmünzen entstandenen eckigen Viertelpfennigstücke und überhaupt für Viertelstücke“; vgl. auch
Kahnt u. a., Alte Maße [...]
1987, 204
.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
nicht ein ort
›nicht das Geringste‹;
kaum ein örtlein
›kaum etwas‹;
den lezten ort wiedergeben
›den letzten Pfennig zurückzahlen‹;
nicht ein örtlein zalen
›nicht das Geringste bezahlen‹;
nicht ein ort gutes bringen
›zu nichts Gutem führen‹;
jm. nicht ein örtlein zuteil werden
;
etw
. (z. B.
sein wort
)
um 1000 pfund als um ein ort halten
›1000 Pfund gleich einem
ort
schätzen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1,
1
, , .
Syntagmen:
ein o. zalen, von einem schäflein geben, etw
. (Subj.)
x orte gelten, etw
. (Subj., z. B.
eine scheibe salz
)
x gulden minus ein o. geben
,
jm. ein o. geben
(z. B.
zu sold
) /
schenken / zuwerfen
,
ein o
. (›eine Kleinigkeit‹)
trinken, jm. x orte verfallen sein
;
ein o
. (Subj.)
etw
. [Geringes]
wieder
›gegenüber‹
der werlte hort sein
;
heller für orte nemen, j. um ein o. sein
›eine (geringe) Strafe büßen müssen‹,
(jm.) etw. vor / um x orte geben / kaufen, jn. um manche orte betrügen
;
1 gulden ab / ane / minus ein o
.;
ein o. alter wäre, feines goldes, eines gulden
(oft),
x orte talers, ein o. vogtrecht
.
Wortbildungen
ortecht
›viereckig‹ (dazu ggs.: ),
ortgewicht
›Gewichtseinheit‹ (für Safran),
ortsgrosche
,
ortstaler
,
ortwert
›kleinster Geldwert‹.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
etzliche Muntzmeister, die auß einem grossen Jochimßthaler sechß Merckische Orttgroschen sollen gemacht haben.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 87, 42
(
rib.
,
1456
/
63
):
so sall der junge geven unsme ampt inzoschriven vier gl. ind ein ort, as vunf s. ind drij m. vur den gl. gerechent.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
auch hab ich Johan eins 2 daler gegeben und eim botten ein ort dalers.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Ich sage dir: du ingêst dar ûz [kerkêre] nicht, biz das du ouch den letsten ort
[
Mentel
1466:
pfenig
; Var. Hs. T, 14. Jh.
minnerung
;
Froschauer
1531:
oͤrtlin
;
Eck
1537:
haller
;
Luther
1545:
Sherff
]
wider gibest.
Lippert, UB Lübben
2, 229b, 16
(
osächs.
,
1525
):
3 fl. minus ein ort Jacob Shultzen vor ein harnisch gegeben.
Ebd.
242a
, 28 (
1526
):
2 fl. und eyn ort den capplanen vom predigstuell [...] gegeben.
Enders, Eberlin ([
Eilenb.
]
1524
):
das er mit einem luterischen munch ein orten getruncken hat in einem wirtßhaus.
König-Beyer, Reichenb. Stadtb.
49, 12
(
nböhm.
,
1556
):
jerlichen nehmlichen jdes tagk iii orts taller.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1923
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Als ist daz si [gnade] pesitzet | uf disem sibenden grad | uber alle die vordern gnod, | reht / als ain virlinch oder ain ort | ist wider der werlt hort.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
so man des Peinleins bey der peinlichen rechtvertigung notdurfftig were, Sol man demselben [...] fur zerung ein ort eins guldein [...] geben.
Sachs (
Nürnb.
1565
):
Wann er hat hie vor kurtzer zeit | Umb fünff orth gekauffet ein wehr.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
Wann do ein arme witwe waz kumen: sy legt zuͦ múntz daz ist ein helbeling
[
Beheim
1343:
mellin
; Var. um 1475-1518:
ort
;
Luther
1545, Mk. 12, 42:
Scherfflin
].
Lemmer, Brant. Narrensch.
72, 16
(
Basel
1494
):
Dann wo narren nit drüncken wyn | Er gyltt yetz kum eyn oͤrtelyn.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1529
):
im 29 jar gallt hie ain schib saltz 3 gulde minder 1 ort.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1387
):
Ouch muͥgen wir, die vorgenanten herren und stette ... uͥnser phenning ortdacht oder sin wel machen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
15. Jh.
):
Ein schuͥrlitz vardel I ort eins guldin, der IIII I ballen tuͦnd.
Merz, Urk. Wildegg
58, 5
(
halem.
,
1468
):
an ein ort siben guldin vnd ein vnd zwenczig haller gelcz jerlichs.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Trüg sy ir lieb vs Märckten fail, | Ain örtlin wurd mir nit ze tail.
Müller, Welthandelsbr.
268, 19
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
Lionisch ort gewicht ist 8 per cento clainer dann ort gewigt von Sarragossa.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 460, 42
(
schwäb.
,
1600
):
soll er zu straff verfallen sein der obrigkait 1 fl, dem fleggen ½ fl, dem angeber ain ort.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Halt dein prief und deine wort | Vil gantz an allen enden, | Umb tausent phunt als umb ain ort; | Des la dich niemant wenden.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1310
/
2
):
Von dem mutte weitzzen oder rogken oder magen geit man einen pfenninch, von dem schaffe einen helblinch, von dem schaefflein ein ort.
Niewöhner, Teichner
126, 16
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
der ein oͤrt nicht fuͤr in zalt, | ob ers spil verloren hiet, | der wil den gewinn haben mit
(Sinn: ›wer keinen
ort
für ein verlorenes Spiel übrig hat, der will auch den Gewinn nicht‹).
Ebd.
334, 27
:
Posew wort da ist nicht an. | [...] | is pringt gutez nicht ein ort.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 460, 31
(
moobd.
,
1449
):
drey vnger vnd pehaimisch guldin vnd ain ort.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
er sol auch ainem ieden arbaiter geben ain ortwert smalz und ain ortwert ziger.
Ebd. (
1564
/
76
, Hs.
17. Jh.
):
wann ein hüeter ein begreift mit weinbeer die er gestohlen hat, der ist nach einem weinbeer umb 1 ort.
Wackernell, Adt. Passionssp. Vsp.
1335
(
tir.
,
1530
/
50
):
Ich gib eine [ganns] gleich mit ein wort | Umb 2 groschl unnd umb ein ort: | Der Sind sy sicher wol wert.
Loesch, a. a. O. ;
Opel, Spittendorf ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
319, 2
;
Bechstein, a. a. O. Lk. ;
Wedler, W. Burley. Liber
325, 1
;
Schwarz, Awürt. Lagerb.
1, 45, 24
;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
530, 23
;
Barack, Zim. Chron. ;
Primisser, a. a. O. ;
Bastian u. a., Regensb. UB
26, 21
;
ders., Runtingerb.
2, 123, 2
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 218
.
3.
›diejenige Stelle im (horizontal verlaufenden) Gang einer Grube, an der Mineralien (meist: Erze) abgebaut werden; Abbaustelle, Spitze eines Bergwerkstollens‹.
Omd.; seit dem mittleren Frnhd.; bergbaubezügliche Texte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  7,  5,  3,  1,  3, .
Syntagmen:
ein o. belegen
›abbauen‹
/ besehen / auflassen, liegen lassen, verbauen / verstürzen
, [wohin]
treiben
;
ein o
. (Subj.)
ein vierteil eines lachters haben
;
j. am, auf dem orte sein, auf einem orte arbeiten, auf ein o. kommen, ein gang sich auf ein o. in trummer teilen, es bei
[einer Menge]
bier auf den orten bleiben lassen, wasser mit den orten verschroten, den gewerken von dem orte abtreiben
;
das ausgelegte / gewönliche / heisse o
.,
das lehen mit x orten
.
Wortbildungen
ortfäustel
›mittelschwerer Hammer (des Bergmannes vor Ort)‹ (dazu Orientierungsfeld:  1,  1, ).

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
68, 11
(
omd.
,
1544
):
unser dienstlich bit, die hern wolden es [bir] bey einer kannen schicht uf den heissen oͤrtern bleiben lossen.
Ebd.
122, 18
(
um 1559
):
das alles wasser, so er [stolner] mit seinen ortern vorschroten hat, hinweg und zum mundloch herausgehe.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1499
/
1500
):
derselbige [hewer] sall nicht eher ausfarn, es sey dan der ander uff dem ort.
Ebd. (
1509
):
So man in einer tzechen tieffe stollen, strecken ader ander ortter ufflassen, verbawen ader versturtzen wil, das sal [...].
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
182, 13
(
osächs.
,
1545
):
[die
zechen
]
mit dem orte, so eher [bergmeister] inen zuvorn nochgelossen, bauhafftig halden sollen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1617
):
Inventarium alles vorrats beider bergwerke Alten- und Hackelsberg. Altenberge: 4 bandfeustel 2 ortfeustel 6 bergeisen 4 kratzen 1 durchschlag.
Löscher, a. a. O.
101, 9
;
120, 19
;
124, 27
;
Ermisch, a. a. O. ;
Weizsäcker, a. a. O.
54, 17
;
Wutke, a. a. O. ; ;
Patocka, Salzwesen.
1987, 163
 f.;
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 218
 f.
4.
›als Spitze einer Waffe metaphorisierter Kern, entscheidender Punkt, Spitze einer Aussage‹.
Obd.; älteres und mittleres Frnhd.

Belegblock:

v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Daz laub vnd gras vnd aller gryes, | [...] | aller planeten wuͦnne, | die kuͦnden icht eyn gantz gedicht | dyns
[Mariae]
lobes eyn ort folbringen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
kanst du dú zwei wort eben wegen und ze grunde pruͤfen uf ir jungstes ort und mit rehtem underscheide an sehen, so [...].
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
an dem schilte sint drú ort, die sint úns bezaichenlich
(ff.:
lere, regel, satzung
).
Ebd. :
so der mensch disú drú ort hat, so ist er wol gezieret vor Gotte.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Daz ich mit spruͤchen slechter wort | Weltleicher laͤuff beticht ein ort, | Der manich mensch mit suͤnden phligt.
5.
›über das Vergleichsmoment ,Spitze‘ tropisierter sonstiger Gegenstand‹, z. B.:
a) ›Kopfende‹ (eines Tisches);
b) ›Schnalle‹ (am Schuh, an einem Gürtel);
c) ›Wipfel‹ (eines Baumes);
d) ›Flügel, Spitze‹ (einer militärischen Formation);
e) ›Vorsprung‹ (eines Felsens);
f) ›Spitze, Ecke‹ (eines Schildes);
g) ›Sattelknopf‹.

Belegblock:

Zu a):

Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Chunrat von Chrey wesaz daz ort | Tzu obrist mit gemainem wort.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
387, 3792
.

Zu b):

Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
hạb ich miner hausfrauwen einen schonen durchzagen draitzgürtel mit rink und ort machen laissen.
Ebd. (
1596
):
Vorhin plach man [...] gurtelen mit rink und ort, auch [...] silbern ketten umb das leib zu machen.
Bergner, Urk. Kahla (
thür.
,
1474
):
Es sal auch forthin meher kein meister an schüen alde knofp. laschen ader ort [...] zu machen mit aldem leder.

Zu c):

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
so ainer ain holz niderschlueg, das uber ainen weg fiel, so sol er des ersten den weg raumen ee das er an dem ort anhebt.

Zu d):

Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
73, 15
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die besten vonn denn stetten solnn liegen ann denn vier ortten bey denn torn.
Ebd.
119, 18
:
so mussenn die das schlagenn gewynnen, alwegen die, die do vorn vnd ann ortten seindt [...], die mussen es volbringen.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Sie [volk] heten vor dem ersten spicz | [...] | Hünd vil uber all möß, | Die luffend dan ir strözz | Hin gen der veind ört.

Zu e):

Welti, Pilgerf. v. Walth.
44, 19
(
omd.
,
n. 1474
):
wan die stad lyd vmme eynen orth eynes bergis.
Morrall, Mandev. Reiseb.
16, 15
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
und úber truͦg den ritter uff ainen felssen, der was uff ainem ort an dem mer, und sprang in daz mer, und also verdarb der ritter da.
– Zu f): Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1451
/
2
):
und hetten in ain iegclich gassen gehenckt ain dreieggelen schilt und daran lassen maulen an das ain ort das kaiserthuͦmb und an das ander ort Portigal und an das dritt ort Österreich.

Zu g):

Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Daz er der veinde uͤbermŭt | Mit swertes slegen krenket: | Er prauchet unde lenket | Vil manigen uber satels ort.
6.
›aus einer meist flächig bestimmten größeren Gesamtheit herausspringende oder eingezogene Ecke‹ (allgemein); im einzelnen: ›spitz zulaufendes, kleineres Grundstück (Garten, Feld, Wald)‹; ›Grundstücksspitze‹; ›Ecke einer Straße‹; ›verwinkelte, eingezogene Ecke‹ mit Öffnung zu ›Schlupfwinkel, Versteck‹.
Bedeutungsverwandte:
 3, .
Syntagmen:
ein o. finden / beschliessen
, [wo]
haben, jm. ein o. geben
;
jn. an ein o. begraben, j. aus einem o. gehen / herfürkriechen, sich in einem o. verbergen / verschleiern
, [ein Grundstück]
mit einem o. auf eine wiese, wieder eine bach stossen, die wagenburg mit den orten verschliessen
;
das o. der gasse, des hauses, an einer seite, neben dem bache, vor den toren
;
das kleine / schandliche o
.;
das haus an einem o
.;
ein o. holz, krämergassen ort
›Ecke Krämergasse‹.
Wortbildungen:
orten
1 ›räumlich auf etw. zulaufen, an etw. anstoßen‹ (von Grundstücken gesagt),
ortplaz
›Eckplatz‹ (a. 1554),
ortwald
(a. 1559),
ortweingarte
,
ortwiese
(a. 1603).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz Got die stat uf tiefen rat | In viere glich geteilet hat, | Daz tet her herre durch die list | Daz ieslich ort beslozzen ist | Mit einem winkelsteine.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Angulum. Eck ort winckell.
v. Ingen, Zesen. Ros.
80, 26
(
Hamb.
1646
):
Was ist aber kleiner und unansaͤhnlicher als die Begierde? weil sie sich auch in den aller kleinesten oͤrtern und winkeln verbuͤrget / und verschleichet.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
1382
):
Der gevellet eyne marg uff Vallendars huẏse an deme marckte gen den brotscheren an deme orte.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1578
):
Vorhin plagen sie ire geheurte haus zu haben, des mich gedenkt an der Bottegassen orde in Jdt roden haus.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1447
):
in des vorgnanten Engelhardts hus an der orten bi dem wine.
und muste auch dermals der vorgenante Nickel Rohleder darumb us der ort geen.
Ebd. (
1549
):
ein wald [...], einer seiten uf die Elsas, einem ort uf Althilspach, [...] ziehende.
so die wagenburk genn wurdt, so schleus mit dennselbenn orternn die wagenburgk zu.
Wyss, UB Deutschord. Hessen (
hess.
,
1364
):
dar nach eyn stucke, daz da ortyt uf den gern, daz hat dry ackere; ouch eyn stucke, daz stozit uf den obirn tych.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
vornan in dem ort zuͦ der linggen siten gen dem rathus, was ain capell gebuwen.
Spanier, Murner. Narrenb.
5, 88
(
Straßb.
1512
):
Ob yendert ich ein oͤrtlin findt, | Do narren inn verborgen sindt.
Boner, Urk. Aarau
338, 9
(
halem.
,
1417
):
Hansen Taͤschlers hus, [...], so gelegen ist vor dem obren tor in der vorstat an dem ort nebent dem bache.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
wie er am morgen gestorben, hat in der her statthalter Fuchs zuͤ nachts wöllen [...] an ain schandlichs ort begraben lassen.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 396, 41
(
moobd.
,
1423
):
acht tagwerch wysmacz, [...] stoͤst mit dem obern ort auf die Huͦbsail vnd mit dem nydern ort stoͤzzet es herab gen Gaerching.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1428
):
Nachrainn, des ain ist ain jeuch und ist ain ortweingarten gegen dem waldwercz, des andern ist dreu viertail und ain ochtail.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1512
):
vom Etschpach herüber auf den anger hat der herr von Lewbn ain örtl.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
103, 1902
;
Boner, Urk. Zofingen
326, 3
;
Welti, Urk. Rheinfelden
605, 220, 3
;
7.
›räumliches Ende, Rand eines unterschiedlichen, konkret oder abstrakt gedachten Gegenstandes (gleichsam nach
anfang
10 und
mitte
1)‹, teils mit den Nuancen ,Spitze, Ecke‘; ,Grenze‘, teils im Sinne von ›Himmelsrichtung‹; ütr.: ›zeitliches Ende‹ eines Seinsbestandes (z. B. der
welt
), eines Verlaufes (z. B. des
lebens
), eines Zustandes (z. B. des
friedes
), einer Handlung (z. B. einer
teiding
); in einigen Belegen Bezug auf beide Enden, Ränder e. S.
Phraseme:
von ort zu ende
›von vorne bis hinten‹.
Bedeutungsverwandte:
 4,  1, ; vgl. ,  5.
Gegensätze:
 110.
Syntagmen:
das o. hören, der friede, das kreuz
›Leiden‹
ein o. haben, die welt anfang und o. haben
;
etw. an den orten verbrämen, jm. die ere ane o. geben / lassen, etw
. (z. B.
eine schnur
)
mit einem orte
[wohin]
binden, seine teiding auf ein o. füren, j. von einem o. (des dorfes) angehen, menschenoren von orte zu orte
[wo]
gespieset
›aufgereiht, aufgespießt‹
sein, ein schwert zu beiden orten schneiden, einen stecken zu beiden orten scharf machen, einen kranz zu den örten ganz machen
›an den Enden zusammenfügen‹;
das o. Germaniens, eines tuches / landes / dorfes, des schildes / lebens, der decke / matte / welt / stat, des weingarten, das untere o., beide orte, das eine / andere o
.;
das o. zu tal
›unterer Rand (eines Schildes)‹.
Wortbildungen:
ortbeschlies
›Grenzlinie‹ (ütr.),
örterer
›als Flankenschutz eines Heeres eingesetzter Reiter‹,
ortgrenze
›Grenze eines Herrschaftsraumes‹,
ortlinie
›Hilfs-, Konstruktionslinie bei der Körperzeichnung‹,
ortmark
›Grenzzeichen, Grenze, Grenzmarkierung‹ (a. 1459),
ortpas
(zum Gw vgl.
1
 4),
ortpfal
›Grenzpfahl‹ (dazu bdv.: ),
ortsteg
wohl ›Rebzeile am Rande eines Weinberglagers‹ (dazu bdv.: ),
orttür
wohl ›Türpfosten‹ (dazu bdv.: , , ).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
an des lebins ort | sprach er zuletst dise wort: | ,in dîn
[des
herren
]
hus sol ich tretin‘.
Luther, WA (
1537
/
40
):
gebotten, das sie an den vier ortten oder zipffeln des mantels ein gell schnurlein oder leplein tragen musten.
Ebd. (
1545
):
Darumb, das man es [Tnupha] hin und her zog in viel oͤrter, gegen Morgen, Abend, Mittag und Mitternacht.
Er [Christus] wird mit Blitz und Donner, Creutzweise, von allen vier oͤrten der Welt auf sie zuschlagen.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
196, 6
(
Magdeb.
1615
):
Gleich wie der Baum deß Lebens ein Orthbeschließ oder begriff war deß verbottenen Baums / nicht daß das Leben der Todt were / sondern [...].
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8204
(
rib.
,
1444
):
De ander alde eyne gleye droech, | Dae ynne gespist waren me dan genoech | Mynschen oren van orde zo ende.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
es wirdt als creuz baldt haben ein ordt, | auß genummen der helle schmerzen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
14, 24
(
Frankf./M.
1559
):
Darauff sprengten sie ein mal oder vier die Ban auff vnd ab / stelleten sich demnach gegen einander / Brissonetus auff ein ort / Die zwen Venediger auff das ander ort.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 292, 3
(
omd.
,
1428
):
beschutte grenytczen als fichten [...], von eyner czur ander bis an dy steyne czu Korkow, der ort grenytczen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2915
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di zwene orte
[einer
snur
; symbolisch]
dute ich vort: | [...] | dit mogen wol zwo liebe sy. | den lengeren unnd den geringen: | also hab god lieb vor allen dingen; | unde der ander korter ort dar abe: | du salt dinen eben menschen lieb habe.
Lippert, UB Lübben
2, 281b, 7
(
osächs.
,
1564
):
Zwey rothe seydene tucher zu der communion mitt flitternn an den ortten vorbremett.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
183, 30
(
osächs.
,
1570
/
7
):
nim eine schnure zwene arme lang und binde sie mit einem ort an das letzte glied der kethen. Mit dem andern ort binde es an einen stock.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
102, 18
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ruff denen, die vor vnd noch sollen trabenn; vnd neben dem zeuck, vff der seytten, zwen, drey oder vier, die heyssenn oͤrtterer vnd zihenn neben dem zeug.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
/
5
):
Dornoch tzewch dÿ stirn jn wolgestickter gestalt mit jrer awspigung v̈ber dÿ ortlinj c t, also das [...].
Sachs (
Nürnb.
1530
):
Also habt ir alhie gehort | Anfang, mittel und auch das ort.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
in dem eingang des bethaus macht er
.
ij
.
turlein von olpaum holcze
.
vnd túr stúdel
[Var. 1475
1
:
beystuͤl
; 1476/8:
ort túren
;
Luther
1545, 1. Kön. 6, 31:
fünffeckete pfosten
]
der winckeln funffe.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
,frauw Aventür‘ geschriben stat | hoch an des schildes ortt.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
ain swert hat er in sim munde, daz schnidet ze baiden orten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ortstaͤg in raͤben vnnd weyngaͤrten. Antes, antium.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ich ersach die stoltzste maidt, | [...] | Prechen ainen rosenkrantz; | Sy macht In zu den örten gantz
(›fügte ihn an den Enden zusammen‹).
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1548
):
hatt [...] maing seiner knecht einer ein schuss gettaun, das der frid hatt ein ortt gehatt.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 206, 34
(
schwäb.
,
1666
):
welcher ainigen mangel an marckpfählen hat, der solle dieselbe anderst nicht dann mit wissen und willen der beambten und deß undergangs und in beysein seines anstoß schlagen.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
an ydlichem ort hatt er [thuren zu Babilon] X leg nach der weytt und noch der preyt.
ein schöne kirchen [...] ist vor der stadt gewesen und nun ist sie am ort in der stadt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
auf dem altar sannd Jorgen auff ainem ort, sanndt Warbara auff dem andern ortt.
Niewöhner, Teichner
370, 101
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
deu werlt hat an vang und ort; | daz himelreich daz ist ein hort, | daz waz ie und ist auch ymmer.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Die Schwaben haben etwan inwendig mitten in teutschem land, [...] gewont, nun sitzen sie am ort Germanien.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
155, 16
(
tir.
,
1525
):
das wir sind arme pŭrgfrider in ainem wilden tal und am ort des lannds gelegen.
Altmann, Wind. Denkw. ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Hübner, Buch Daniel ;
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
UB Zug
2477, 1, 14
;
Primisser, Suchenwirt ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vorarlb. Wb.
2, 613
;
Öst. Wb.
2, 409
.
8.
›Anfang einer Zeit / Zeitstrecke‹; ütr.: ›Beginn bestimmter Seinsverhältnisse‹, darunter: ›Schöpfung‹; auch: ›Anfangspunkt eines Raumes‹; oft formelhaft mit je textspezifischer Bedeutungsnuancierung.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  2; vgl.  1,  2, ,  35,  1, .
Gegensätze:
 1.
Wortbildungen:
orten
2 (im Beleg nur als Part. Prät. belegt: ›vollendet, abgelaufen; zeitlich‹).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Set diz geschiet also gas | Von unses herren worte | Sam in dem ersten orte | Der werlde, do Got sprach | ,Geschich‘.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
laßt die warheit sagen, | Wie solchs von ort vnd end geschehen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Vurbaz me noch wochen hort | Sechzic unde zwo geort
[›nach Ablauf (einer Zeitstrecke)‹]
| Wirt der gesalbte irmort.
Strauch, Par. anime int.
35, 30
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan ewikeit hait in ir beslozzin alle di ende und di orte der zit.
Ebd.
47, 28
:
daz dritte meinit daz man kein ende habe keinen ort und nirgin si ingeslozzin und nirgin inhafte [...] und alsus in vride gesazt ist.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1582
):
wann also, [...], ein feür oder brunst in der statt aufgangen wer, so soll menigelich in seinem orth und end bei seinen hauptleütten verpleiben.
Wyss, Luz. Ostersp.
488
(
Luzern
1583
):
Das ir old v̈wer nachkommen dhend | Nitt anlegttend an die ortt vnd end, | So gott mißfellig vnd one zucht.
Klein, Oswald
11, 6
(
oobd.
,
um 1423
):
der untreu bistu [werlt] also vol, | das ich das ort noch end begreiffen kan.
Ebd.
20, 9
(
1415
):
uberall die werlt von ort zu end | regniert der edel element.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
61, 562
;
433, 1375
;
Kurz, a. a. O. ;
Hübner, a. a. O. .
9.
›punktueller oder flächenhaft überschaubar ausgedehnter Ort, Platz; einzelne Stelle auf einer Fläche, in einem beliebigen Raum oder in / auf einer als Fläche bzw. Raum metaphorisierten Gegebenheit‹; extensional wird
ort
1 besonders auf Orientierung gebende Raumpunkte, landschaftliche Flächen, Körperstellen, Baulichkeiten, institutionelle Orte als Ausgangs- oder Zielpunkt von Handlungen, vereinzelt auch auf tranzendentale Bezugsgrößen und religiöse Tatbestände bezogen.
Phraseme:
˹
an / auf allen orten
;
an ieglichem orte
˺ ›überall‹;
der orten
›dort‹;
anderer orten
›andernorts‹.
Bedeutungsverwandte:
 12,
1
 135,  3, (
die
1,  3.
Syntagmen:
ein o. aufrichten / haben / behalten / fliehen, ein o. finden / sehen, da [...], kein o. zu bleiben haben
;
das paradies ein o. sein, dahin [...]
;
eines ortes
›hinsichtlich eines Ortes‹
von einem fürnemen abstehen
;
sich an ein o. setzen / stellen / verfügen / machen, jn. an sein o. scheiden
›weisen‹,
j. an ein o. gebunden sein, den geist an ein o. bringen, die Donau an x orten in das mer fallen, an einem o. sitzen / bleiben / holzen / hüten / rechtigen / richten, etw. an einem orte gelegen
(sein),
j. mit dem pflug an einem o. sein, jn. an einem o. ermorden, j. auf ein o. ausrücken, etw. auf ein o. legen, den cörper in ein o. bestatten, die sele als in einem orte geschaffen sein, jn. von seinem o. stossen
;
das o. des leibes, des richters, der sterne, der sele, der zusammenkunft
;
das ausgezeigte / benennete / blosse / dürre / frembe / geweihete / raue / unbewonte / unfruchtbare / verborgene o., das erhebte o
. (für
altar
);
das o., da [...] / darin [...] / wo [...] / wohin [...]
;
das geheimnis eines ortes
;
die bewegung von o. zu o
.
Wortbildungen:
örtern
3 ›(Marksteine) versetzen‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Locus. Statt ort stelle platz plan.
Vbique. Allenthalb [...] vff allen orten.
Alberus, Barf. Vorr. Alb., (
Wittenb.
,
1542
):
wenn er jsrael an allen diese Orten gerichtet hatte / kam er wider gen Ramath.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 3, 5
(
Wittenb.
1545
):
der ort
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
stat
]
/ da du [Mose] auffstehest / ist ein heilig land.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
636, 4057
(
Magdeb.
1608
):
Bleibt aber still an ewrem orth / | Vnd ruͤcket nicht ein Fuͤßlein forth.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
56, 8
(
um 1571
, Hs.
1615
):
so wirdt ein Jedes Theil durch den todt geschiden an seinen ort, daher es kommen ist, als der Leib wirdt begraben in die Erden.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
da got sitzet ans richteres ort | und mit sime vater hobet, | [...].
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
bekantnisse nimet von materie und von lîphaftigen dingen an einem orte der sêle
[Anm.: „an einem ihrer Organe, will sagen: im Ohr, Auge u. dgl.“],
wie etlîche krefte der sêle verbunden sîn an den vünf sinnen.
Diu sêle ist geschaffen als in einem orte zwischen zît und êwicheit.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1379
):
uff eẏnre schirren, [...] an dem orte gelegen gen Hennen Frẏcken ober den wek.
Rosenthal. Bedencken
35, 15
(
Köln
1653
):
Warumb haben dann die Calvinisten hin vnd wider so gar alle Bilder auß den Orthen gemeiner Zusammenkunfft abgeschafft.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
302
(
pfälz.
,
1436
):
des menschen sele hat zu regirn den liplichen körper, jn dem sie wesenclichen ist an allen orten vnd teiln des libes.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
1, 7
(
Frankf./M.
1568
):
Daß ich [Bapst] das [Jrrthumb, Ketzerey] alls außreute frey / | Mit dem Heiligen Gottes Wort / | Mit hohem fleiß an allem ort.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
376a, 12
(
Frankf./M.
1649
):
daß sich an den Leibern der Zauberern vnd Hexen einige oͤrter finden lassen sollen / welche weder fuͤhlens noch Blut in jhnen haben.
Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
A vijv, 20
(
Leipzig
1625
):
Will demnach dir / wer ich bin / anzeigen / auch von den Geheimnissen diß Orts / so wol der Vrsach meiner Gefaͤngnuͦß berichten.
Dietrich. Summaria
28r, 23
(
Nürnb.
1578
):
Wir aber im newen Testament / sind nicht an einen sondernn ort gebunden / sondern an ein sondere person.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
und waz in ieglichem orte des tempels ain umb hang uf geschlagen mit guldinen vingerlin.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Zuͦ welchen felen die vnderthonen zuͦ Fryburg miteinander in erster instantz an froͤmbden orten rechtigen moͤgen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die warheit findt ninen kein Ort zebleyben, Veritas locum ubi consistat non habit. Von seinem Ort stossen / Ab seinem Ort vertreyben.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 159, 16
(
Luzern
1584
):
ir suͦchend Jesum von Nazaret. [...] koment vnd sechend dz ort, da sy in hingelegt hand!
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
damit sie soliche [müntzen] anstat der klainen oder geringen müntz in die hendt bringen und anderer orten ir notturft oder waren desto gelegener [...] wider bekomen mögen.
Bauer, Geiler. Pred.
472, 24
(
Augsb.
1508
):
Die sechßt feder / ist das du fliehest die stat und ort / da du gemainklich mit wortten fallest.
Rot
335
(
Augsb.
1571
):
Paradeis [...]. Es ist auch das ort / dahin aller glaubigen menschen seelen werden genom͂en.
Memminger Chron. Chr. (
Ulm
1660
):
da kein Ort zu finden seyn wird / da nicht Leuth seyn / welche sich uͤber vnbilliche Sachen zu beklagen haben.
Munz, Füetrer. Persibein
386, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Er rait ein zu der pforten, | [...] | vnnd súecht al allen ortten, | do was dy stat / gar aller diete lär.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
fuer darnach [...] an die Thonau, da si [...] an siben orten in das schwarz mer felt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1573
):
Es soll auch niemants marchstain setzen ausgraben umbwerfen noch örtern noch zuwerfen die dem vorgemelten grundherrn seinen grunt auszaigen.
Moscouia
B 2r, 5
(
Wien
1557
):
nit verr von Crackaw / vñ nach dem fluß Tyras / den die der orten wonend Nisster neñen.
Peil, a. a. O.
633, 3958
;
637, 4097
;
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
160, 7
;
Oorschot, a. a. O.
325b, 29
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Küther, UB Frauensee
393, 38
;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
383, 3753
;
Hoffmeister, a. a. O. A iiijr;
M. Cunitia. Ur. Prop. ; ;
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 85, 18
;
Kurz, Murner. Luth. Narr ;
Barack, Zim. Chron. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vgl. ferner s. v. ,  1.
10.
›Stelle eines (meist:) schriftlichen, (seltener:) gesprochenen Textes‹; mit fließendem Übergang zu: ›Text‹ sowie ›Inhalt‹ der Textstelle; als Spezialisierung eng an 1 anschließbar, dabei dominiert die Raumvorstellung des Textbildes; zeitliche Nuancen (entsprechend dem Produktions- und Rezeptionsvorgang) nur vereinzelt und nur nuancenhaft erkennbar.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  3, .
Syntagmen:
ein o. anzeigen / verstehen, nemen
(z. B.
aus der heiligen schrift
),
die worte ein o. haben
;
ein o
. (Subj.)
jm. verständlich werden
;
etw. an sein o. verzeichnen, an einem o. aufmerken / lesen
(z. B.
von gottes zorn
),
an viel orten meren / mindern / bessern, die schrift an viel orten etw. anzeigen, j. an x orten mit jm
. (einem anderen)
uneins sein, sich an einem o. ein exempel sein lassen, an einem o. etw. benennen / erklären / zitieren / sagen
[+ Hauptsatz],
ein wort an einem anderen o. mit sich selbst auslegen, in einem o. setzen
[+ Infinitivsatz mit
zu
];
das o. der schrift
;
das gemeldete / offenbare o., unterschiedliche orte
.

Belegblock:

Stambaugh, Milichius. Zaubert.
7, 29
(
Frankf./M.
1563
):
unnd sollen dem einfaͤltigen Leser etliche orth der Schrifft verstaͤndtlich unnd klar werden.
Gille u. a., M. Beheim
34, 50
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dis sein die wort | pesungen hie, | als man seu list, | so haben sy ein ort.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
87
(
Nürnb.
1517
):
Dieweil du aber an vil orten der heiligen schrift lisest von dem zorn und ungestümme gots wider die sünder.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
132, 1
(
Nürnb.
1548
):
Vnd sagt Petrus an gemelten ort / die heyligen weiber haben sich vor zeyten geschmuckt / nicht mit silber vnd gold / sonder das sie jr hoffnung auff Gott setzten.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Daß der Poet nit blieben sey | Bey obbemelts Frischlini worten, | Sonder het daß an gar vil orten | Gebessert, gmindert vnd gemehrt.
Hubert, Straßb. lit. Ordn. (
els.
,
1513
):
Darnach nimpt der diener ein ort vß der heilgen schrifft, das von der ee lut.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
SOl ich dis oͤrtlin hie verston, | So facht mir an der schimpff vergon.
ACh vetter, das sein dorechte wort, | Vnd hoͤren nit an dises ort.
Goldammer, Paracelsus
6, 188, 6
(
1530
):
darumb merken auf an dem ort, dieweil got sagt, daß unser kinder werden neu zweig sein.
Jörg, Salat. Reformationschr.
174, 10
(
halem.
,
1534
/
5
):
wann h(err) vicarj ein ortt anzeigtt / so sprach Zwinglj / es staat nit da.
Ebd.
383, 22
:
namlich an ij
e
c orten / da Zwinglj mit sim aͤtj Lutrer so uneins, das [...].
Memminger Chron. Vorr. (
Ulm
1660
):
Was ich bey den andern Scribenten gefunden / das hab ich an seinen Ort verzeichnet.
Gropper. Gegenw. ;
Rosenthal. Bedencken
27, 5
;
Stambaugh, a. a. O.
15, 2
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
71, 35
;
Opitz. Poeterey
25, 11
;
Franck, Decl.
332, 4
;
Haszler, Kiechels Reisen ;
Goldammer, a. a. O.
2, 427, 5
;
Pfeiffer-Belli, Murner im Glaubensk.
1, 3, 29
.
11.
›sozioregionale Einheit unterschiedlicher Größe, die sich durch Verwaltung, rechtliche Besonderheiten, Sprache, wirtschaftliche Schwerpunkte von anderen solcher Einheiten abhebt‹; im einzelnen auf Ortschaften und Ortschaftsverbünde, oft auf Kantone, auch auf Stadtteile sowie auf territoriale Einheiten bezogen.
Gehäuft obd.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , I, 2,
1
 4,  810, (
die
3; vgl. .
Syntagmen:
ein anderes o. fürnemen
›anderswohin ziehen‹;
ein o
. (Subj.)
gefreiet sein, in eine zent gehören, dem anderen o. etw. anheischen
;
sich an einem o. halten
›aufhalten‹,
hofhaltung haben, die visitation an einem o. reiterieren, an einem o. zeugen fürstellen, das wort predigen, da [...], an etlichen örtern menschenfleisch verkaufen, in einem o. etw. sehen, in acht nemen, jn. auf andere örter verbannen, von viel orten botschaften schicken, sich wieder ein anderes o. setzen
;
die sechs orte (in Franken), die fünf / zwölf orte (der eidgenosschaft), das o. des landes, der hafner o
. ›das Stadtviertel der Hafner‹;
das benachbarte / christenliche / feste / unfreundliche o
.;
der richter / schazmeister / eid, die gewonheit / ritterschaft, die herren / landleute eines ortes / der orte, die sprache der orte, wo [...], das leger der zwölf orte
;
der handel mit den orten
.
Wortbildungen:
örtler
›Einwohner eines Ortes‹.

Belegblock:

Opitz. Poeterey
24, 25
(
Breslau
1624
):
sollen wir [...] nicht derer oͤrter sprache / wo falsch geredet wird / in vnsere schrifften vermischen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
80, 24
(
Nürnb.
1548
):
verleyhe dein genad / das dein wort auch an denen orten geprediget werde / da es bißher / der Sathan durch den Bapst / vnd Tyrannen verfolget hat.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
was in einem vnnd anderem ort, insonderheit der großen Statt Pariß zu sehen [...] sein möchte.
Schorer, Sprachposaun
9, 9
(o. O.
1648
):
Dieses vnd dergleichen wird aus Franckreich vnd andern oͤrtern geholet.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1478
):
das Haffner ort hatt heüßer 75, das Hüffinger ort hatt hoffstatt und heußer 170.
Ebd. (
1531
):
da geschach namlich die schlacht von den funf kristenlichen ortten wider alle ir widerwertigen zuͦ Kapel.
Jörg, Salat. Reformationschr.
27, 3
(
halem.
,
1534
/
5
):
Den strengen / [...] / raͤten / burgern / landlüten / und gantzen gmeynden der fünf allten orten / und cristen / des loblichen pundtz / der Eygnoschafftt / namlich Lucern / Uri [...].
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1559
):
wie sin fürstlich gnad von Römischen keysern und königen hochloblichen mit allen regalien und friheiten nit weniger als ein ordt der Eidtgnoschaft gefriet, es sige mit der mannschaft, malefitz, vogtyen, eigenschaft der lüten, zöllen.
Kottinger, Ruffs Etter Heini ad lectorem (
ohalem.
,
1538
):
Diss ist der pundt der eidg’noschafft, | vercknüpfft, verringlet und behafft | mit eid der orthen, zuoverwanntten | on die da sind in wältschen landen | bevogtet nach der orthen zal, | die nit har mögend überal.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
das saget ynen her Jorg zu, wellte ain ander ort furnemen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 15. Jh.
):
die oͤrtler mussen die lacken ablassen und einen graben machen das si ab mag rinnen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1638
):
der beclagte herr prelat zu st. Pauls wüert sich in abforderung der sterbrechten wie andere landleit deren orten der wißentlichen freiheiten zu betragen, [...] wißen.
Köbler, Ref. Wormbs
159, 14
;
162, 10
;
Opitz. a. a. O.
57, 26
;
Rupprich, Dürer ;
Schib, H. Stockar
133, 7
;
Jörg, a. a. O.
185, 4
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Müller, a. a. O. ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Rauwolf. Raiß ;
Moscouia
B 2r, 46
;
Qu. Brassó
4, 44, 20
;
Vgl. ferner s. v.  1,  1, .
12.
ort
steht zusammenfassend für die Tatsachen, Umstände, von denen her textliche Handlungen, Vorgänge u. dgl. bestimmt werden; dabei herrscht durchgehend eine hohe Formelhaftigkeit.
Phraseme
(mit pronominaladverbialer Funktion):
des ortes
›hinsichtlich einer Gegebenheit‹;
dieses ortes
›diesbezüglich‹;
an keinem orte
›in keinem Punkt‹;
an allem orte / an allen orten
›unter allen Aspekten; jeder Art‹;
an vielen orten
›in vielerlei Hinsicht‹;
auf allem orte
›in jeder Hinsicht‹;
auf allen orten
›ganz und gar‹;
auf manigem orte
›in mancher Hinsicht‹;
in allem orte
›in jeder Hinsicht‹;
gehöriger orten
›an befugter Stelle‹.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Ges.
11, 6
(
Hamb.
1646
):
[der, der
Christum halbieret
]
bindet also Christum hie vnd da her an gewiße Ortte, Ceremonien vnd Personen, so doch Christus oder sein reich im Geiste, Glauben vnd Krafft stehet, nicht in worten noch in den schwachen elementen der Welt.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Ich bin an allen orten | Unschuldic ires blutes.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
13, 20
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
fluchens seit ir [Tot] gewont, genadenlos seit ir an allen orten!
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
95, 5
(
thür.
,
1474
):
daz eyne offintliche beteydigunge zcwyschen yn geschen unde [...] geschrebin unde, alsoviel yme uff synem ort beteydinget waz, von yme volkomelich gehalden sey.
Adrian, Saelden Hort
636
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
dez engels und der megd wort | soltu betrahten uf ain ort!
Wickram
4, 22, 21
(
Straßb.
1556
):
Es ist dem menschen und allen thieren [...] von natur angeboren / das ein yedes seine jungen lieb hat / [...] / Der mensch aber soll ein underschaid haben des orts / seiner kinder halben / Also / das er bedenck / wohar im die kummen und wer im die geben hab.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
aber bemelter ratschlag ist etwas scharpf und were an vilen orten zuͤ straffen.
Jr kay. mt. hett dits orts vil andere und mer bewegliche exempel anzuͤzichen, aber [...].
Bauer, Geiler. Pred.
104, 6
(
Augsb.
1508
):
An dem ort
[beim Weinkonsum]
verfoͤllt mancher mensch schedlich / wiewol daz leben gerecht ist.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
13, 39
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
alldo die jungkfraw guet | enphieng den goteshort, | in dem ir kauscher leib | belaib ganz an allem ort, der nie verrugkte sich.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1590
, Hs.
1. H. 17. Jh.
):
Was sonst die christlichen sacrament u. bestättung zur erden betrifft, helt sich dits orts zwischen der pfarhaus [...] und den predicanten zu Schladming [...] derzeit kein sonderer bewüster streit.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
das sie denen gottsheüsern, [...] ihre raitungen ohne weiters anmahnen jährlich laisten und legen, damit solche gehöriger orthen allen herkumben nach aufgenumben und justificiert werden mögen.
Stackmann u. a., Frauenlob
8, 19, 6
;
13, 10, 3
;
14, 33, 6
;
Knape, Messerschmidt. Bris.
2, 37
;
Hübner, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v. ,  2.
13.
steht mit reimbedingt vorangestelltem explikativem Genitiv für dessen Inhalt, z. B.
des zagels ort
›Schwanz‹,
steines ort
›Stein‹; die in eckige Klammern gesetzten Zahlen weisen auf die Bedeutungsansätze, mit denen
ort
auch in Bezug gesetzt werden kann.
Nahezu ausschließlich ˹älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, gebundene Form˺.
Syntagmen:
des endes
[5; 7] (zweifach belegt)
/ jüngsten tages
[8]
/ kleinodes / meres
[7]
/ schmackes / steines
[5; 6]
/ winkels
[5-7]
/ zagels
[1; 5]
/ zaunes
[9]
/ zornes
[4]
o., der plagen
[12]
/ schmerzen
[12]
/ vernunften
[12]
o
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Und werfent daz eiter | In ir ougen heiter | Mit honic tragendem worte, | Daz in irs zagelez orte | Die sempften scorpionen tragen.
daz sie iz Gotes wort | Brechten an des mers ort | Und der erden ende.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
der stein der vorworfen was dort, | der leit hie an des winkels ort. | ditz ist der stein den Jakob sazte | zu eime zil kegen des tubels krazte.
daz ich und ir sin al eine, | wen ich wil al sunder seine | mit uch bliben immir vort | biz an des jungesten tages ort.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2715
(
rib.
,
1444
):
Want in des cleynoitz orde off ende, | Umb dat it schoen is ind behende, | Dit hilge oeverblijff wilt sijn gelacht | Ind untfangen ind behacht.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Nymant sprach im zu eyn wort | Durch der scharfen smerzen ort.
Daz sy myner vernumphten ort | Begryfen muge redelich.
Wan Job von aller phlagen ort | Sprach ny keyn ungeczoyn wort.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Do diz der kunic horte, | Er quam in zornis orte.
vernim nu | Diz gesichte! wand daz sal | Vol endet werden gezal | In der zit des endis ort.
McClean, Havich
2734
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
mit maniges staines orte | ward im sein leib zerwarfen gar.
Munz, Füetrer. Persibein
3, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Des weishait nye angennge | gwann, noch hat enndes ortt.
Karsten, a. a. O. ;
Sappler, H. Kaufringer
5, 152
.
14.
phras.; hier eine Zusammenstellung der Ausdrücke, deren Motivation fraglich ist; die Zahlenangaben [in eckigen Klammern] deuten mögliche Zuordnungen an und bestimmen die Reihenfolge der Nennungen: a)
e. S. ein ort geben
›e. S. gebührenden Ausdruck verleihen‹ [4]; b)
jm. (aller dinge) ein ort sagen
›jm. (alles) in voller Deutlichkeit sagen‹ [4]; c)
auf ein ort laufen
›auf etw. hinauslaufen‹ [4; 7]; d)
ein ort und kort etw. sagen
›kurz und bündig etw. sagen‹ [5]; e)
etw. volkommen auf ort fingen
›etw. ganz und gar beherrschen, festlegen, fixieren‹ [4; 7; 10] (s. s. v.
fingen
); f)
(die warheit) an ein ort setzen
›in die Ecke stellen, verdunkeln‹ [5; 6]; g)
etw. auf ein ort treiben
›etw. auf die Spitze treiben‹ [6; 7]; h)
etw. zu den orten zusammenschlagen
›etw. zusammenfassen, zusammenfügen‹ [7]; i)
etw. auf ein ort bringen
›etw. zu einem guten Ende führen‹ [7]; j)
(der sachen) an ein ort kommen
›etw. zu Ende bringen‹ [7]; k)
(der gedanke) ort nemen
›enden‹ [7]; l)
an kein ort, auf ein ort kommen
›zu keinem Ende, Abschluß kommen, nicht fertig werden‹ (bzw. assertiert) [7-9]; m)
es hat kein ort mit etw
. (z. B.
mit den ämptern
) ›es nimmt kein Ende mit bestimmten Angelegenheiten‹ [7; 9]; n)
den schweren ort haben
›schlecht wegkommen, am kürzeren Ende / Hebel sitzen / ziehen‹ [7; 9]; o)
etw. auf ein ort stellen
›etw. verschieben, zeitlich hinausschieben‹ (dazu bdv.:  4) [7; 9]; p)
(den zorn) auf ein ort stellen
›hintanstellen, mäßigen‹ [7; 9]; q)
zu orte richten
›entscheiden‹ [7; 9]; r)
auf ein ort treten
›beiseite treten‹ [9]; s)
jn. auf ein ort füren / nemen
›jn. beiseite führen / nehmen‹ [9]; t)
die gänse an ein ort bringen
›seine Schäfchen ins trockene bringen‹ [9]; u)
etw. an ein ort legen
›etw. auf sich beruhen lassen‹ [9]; v)
(das recht) an ein ort setzen
›(das Recht) unbeachtet lassen‹ [9]; w)
jn. auf ein ort setzen
›jn. hinters Licht führen‹ [9].

Belegblock:

Zu a):

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
und daz ich ôt dem geb ein ort, | sî ûbetin dô sulchin mort | in Prûzînlande ubiral, | daz man beide berc und tal | mit cristinlîchim blûte sach | gerôtit.

Zu b):

Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
das ir mein rechter herr und eelicher gemachel seidt, und durch euch bin ich hie verellendt [...]; sagt im aller ding ain ort, sprach: [...].

Zu c):

Stackmann u. a., Frauenlob
8, 11, 4
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
swaz guter lere in wisem hirne lag, | daz loufet al uf einen ort.

Zu d):

Froning, Alsf. Passionssp.
3540
(
ohess.
,
1501ff.
):
Caiphas dicit ad Jhesum: Jhesus, sage uns eyn ort und kort | dyn lere und dyn wort.

Zu e):

Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 194, 30
(
m/soobd.
,
1480
):
auch so der anslag nit so gar auf ort gefungen (?) mag werden und ob ainer zehen oder zwelf phunt gelts mynder oder mer hiet, so sol doch der anslag [...] kain irung bringen.
– Zu f): Lemmer, Brant. Narrensch.
104, 2
(
Basel
1494
):
Wer durch liebkosen vnd trouwort | Die worheyt setzet an eyn ort | Der klopft dem endkrist an der port.

Zu g):

Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Es wart getriben uf ain ort, | So das sú kament baidú innot: | Allain schaident wart der tot.

Zu h):

Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Doch wil ichs in der sum als sagen, | Vnd zuͦn orten zamen schlagen, | Dan das wir noch im hertzen tragen.
Spanier, Murner. Narrenb.
95, 147
.

Zu i):

Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
538
(
Mühlh./E.
1556
):
Stand uf stand uf min hoͤchster hort | Ich wils bald bringen uff ein ort.

Zu j):

Fuchs, Murner. 4 Ketzer
3413
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Vff das des bischoffs raͤt erkanten, | Auch vrteil spraͤchen in den dingen, | [...] | Das man der sachen kaͤm an ort.

Zu k):

Gille u. a., M. Beheim
20, 11
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wan der gedank anhebt und nymmet orte, | die stim erlautet und verendet sich.

Zu l):

Buch Weinsb. (
rib.
,
1592
):
Mit den soldaten zu Bon kan man auch an gein ort komen.
Wackernell, Adt. Passionssp. Br. II,
2230
(
tir.
,
1551
):
Da mit
[mit dem
sententz
]
man schier kum auf ain ortt | Mit Jesum, den unschuldigen Man.

Zu m):

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
was der ain kaiser oder künig ordnet oder schafft, das thet der ander wider ab. Noch het es mit disen emptern kain ort.

Zu n):

Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
nun waren wir von Augspurg in großen sorgen [...], wir müesten den schweren ort gehept han.

Zu o):

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
darumb verhoffte er imerdar, noch lenger zu leben, stalt derhalben sein testament und legata alles uf ain ort.

Zu p):

Adomatis u. a., J. Murer. Hest.
792
(o. O.
1567
):
Ich wil ir [wyb] gen so guͦte wort | Daß sy den zorn stell uff ein ort.

Zu q):

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1590
):
sollen die 4 so darzue bestelt sein zum pesten zu ort richten und solle hierinen alle aigennüzigkeit genzlich ab und eingestelt sein.

Zu r):

Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
wer seiner gnaden gleuben wolte, der magk es thun, wer aber nicht wil, das der uff einen ort trete.

Zu s):

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Wie nun die hochzeit und uf die nacht die zeit herzu geruckt, das man [...], hat die schwiger den dochterman uf ein ort genommen, ine in gehaim bericht, das [...].
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
als sy [knechte] vor den künig komen, fuert er sy sunder auf ain ort, da nyemant ir gewaret.
Bachmann, Haimonsk. .

Zu t):

Spanier, Murner. Narrenb.
40, 33
(
Straßb.
1512
):
suͤsse wort, | Biß er die genß bringt an ein ort.

Zu u):

v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
daz du weist uff in eynen mort
[s.
mort
1]
| den solstu legen an eyn ort, | so hast im hemel deile.

Zu v):

v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
er [entkrist] ist der vntruwe wol eyn hort, | er setzt daz recht gar an eyn ort | daz wol in eren sprünge.

Zu w):

Froning, Alsf. Passionssp.
4794
(
ohess.
,
1501ff.
):
[Sínagoga respondit:] Sie
[die christliche Kirche]
seczet uns alle uff eyn ort | und let uns dan nicht vorbaß komen.