odmütigkeit,
die
;
-Ø/–
.
›durch die Annahme der Menschheit geoffenbarte liebende, barmherzige Haltung Gottes gegenüber den Menschen; Demut, Haltung der Ergebenheit des Menschen gegenüber Gott; sich selbst relativierende Achtung, die ein Mensch einem anderen zuteil werden läßt‹; in diesem Falle als ›sozial oder pragmatisch erachtete Haltung einer Person gegenüber einem Höhergestellten oder einem situativ / pragmatisch im Vorteil Befindlichen‹ semantisiert; vielfach steht der Gedanke der Nachfolge (
imitatio
) Christi durch die Aufgabe des
eigenen willens
, des
stolzes, hochmutes
(u. ä.), aber auch durch eigenes Zutun, z. B. durch
fleis
, im Hintergrund, dann Öffnung zu den unter den bedeutungsverwandten Ausdrücken aufgelisteten
tugenden
; vereinzelt wird eine Rückwirkung menschlicher Demut auf die
gotheit gottes
ausgesagt;
zu  1.
Nrddt. / md. (dazu:
Besch, Sprachlandschaften.
1967, 152-55
, Karte 38); im 15. Jh. auslaufend; oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 36, , , , , ,  1,
1
 13, 14,  1346,
1
 2,  12, , .
Syntagmen:
(die) o. haben / erheben, got die o. lieben
;
die o
. (Subj.)
viel tugende tragen
;
die scheide (des schwertes) o. genant sein
;
jn. mit aller o. bitten, einer teidung erbieten, mit aller o. begeren, das [...], j. js. füsse mit o. küssen
;
die grade / sprossen, boten der o., die gestalt / hochheit / letze der o
.;
die falsche o
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Dise tugent otmutekeit | Under ir vil tugende treit | Zu dienste, doch nicht ane schult. | Sie treit under ir die gedult.
Da vielen jene alden herren, | Die minren und die merren, | Vor das lam Jhesum Cristen, | Wen sie en wesende wisten | Boten der otmutikeit.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 170, 13
(
preuß.
,
1411
):
doruff vnsere gemeyne widder schreib, mit aller otmutikeit bittende vnde begerende, das sie vmbe mancherleye grosser swarer vnkost willen. [...], des schosses tzu die tzyt dirlassen mochten blibin.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Lougenst du der warheit, | Das ist ein vals otmutikeit.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
want myn(n)e oitmodicheit geit gode (in) syne gotheit.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4407
(
rib.
,
1444
):
Oitmodicheit is sij [scheide] genant mit namen; | Dijn swert ind ouch dyn gerichte zo samen | Saltu dar in bergen ind hoeden.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2213
(
Köln
1476
):
Dat vyll getroist ind edell bloit, | Jn gestalt der oitmoedycheyt | Vyll smaeheyt in dem vplouff leyt.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
Constantinus primus [...] kussede ouch sin voisse mit groisser oitmodicheit ind entfink dat hillige sacrament.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Die zwen leiternbeume sint unse lib und unse sele den unse herre manger hande sproszen der otmudkeide und der zucht off zu stigene ane gesatzt hat.
Ebd. 3:
Diz ist der erste grad der otmudkeide, daz die suster godes vorte ummer vor den augen drage.
Also schiere so ein gast da gekundigit wirt, so sal die priolen ingein gan oder iecliche sustere mit otmutkeide und mit minnen [...]. In dem selben gruzze sal man ein groz otmutkeit irheben.
Strauch, Par. anime int.
104, 24
(
thür.
,
14. Jh.
):
der zu dirre wisheit [⸗ gesprinc der gotlichin clarheit] cumen wil, der muiz habin oitmudikeit und stedin fliez und ein forschinde swigin.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
dar umme sol die maze bi sich haben zvo andern tugende, die othmuͦticheit und die guͦtwillicheit. die othmuͦticheit ist die selben nuͦtze wider den hochmuͦt und die guͦtwillicheit dime nesten.
Wolf, Norm im sp. Ma.
88, 45
;
Thiele, Minner. II,
26, 102
;
31, 704
;
Toeppen, a. a. O.
1, 195, 29
;
Quint, a. a. O. ;
Loesch, Kölner Zunfturk.
4, 84, 17
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
17, 22
;
Sievers, a. a. O. ; ;
Strauch, a. a. O.
72, 22
.