ochse,
der
;
-n(s)/-n
;
-chs-
teils zu
-ss-
assimiliert (
Frnhd. Gr. §  L
53, 4
):
osse
. – Ansätze 1-3 auf das (erwachsene) männliche Rind bezogen, 1 dabei ohne, 2 und 3 mit Herausstellung des Aspektes ,Kastration‘; 4 als Ütr. auf den Menschen auffaßbar; bei 5-8 können natürliche Züge / Vergleichssetzungen mit 1-3 nur vage unterstellt werden.
– Zur Lautung von 'Ochse' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
›Ochse, erwachsenes männliches Rind‹; es erscheint in den Belegen als allseits bekanntes Nutztier in wirtschaftlichen, rechtlichen, heilkundlichen, literarischen, mythologischen, religiösen Zusammenhängen unter je besonderen Aspekten (oft als Handelsware, als Fleischlieferant) und Eigenschaftszuschreibungen (z. B. furchterregend, stark, wild zu sein) mehrfach als Vergleichsgegenstand; extensional auch auf
büffel
bezogen; vereinzelt generell im Sinne von ,Rind‘ gebraucht.
Phraseme:
die augen wie ein ochse verkeren
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld; je nach Zusammenhang in unterschiedlicher Mischung):  1,
1
,  1, ,  1, , , ,
1
,
1
 1, ,  1, , (
das
1,
1
 1, , (
der
1, .
Syntagmen:
den / einen ochsen anbeten / anlaufen / auswetten / bestellen / einbinden
(zur Mast)
/ hüten / weiden / (nieder)schlagen
›schlachten‹
/ aufhacken / (ver)kaufen / vertümen
, [wohin]
treiben, in das joch kuppeln, einen ochsen in die schale eines eies tun, jm. einen ochsen schicken
;
einen ochsen ein pferd nennen
;
der / ein o. brüllen / pakatzen / (nicht) abdrucken
(s.  7),
seinen besitzer erkennen, einen pfaffen verjagen, einem esel begegnen, kraut auffretzen, einen buckel auf dem ruk haben, zu dem erbe gehören
(rechtlich),
ein heiliges tier, ein hauptvieh sein, dem pfarherren heim fallen
(im Rahmen des
selgerätes
),
die ochsen sünde bedeuten, jn. umsitzen, flammen aus dem munde lassen
;
j. ein o. zu sein meinen, wie ein o. brüllen
;
j. sich zweier ochsen verwegen, sich js. ochsen gelüsten lassen
;
dem ochsen feuer / schwefel aus der nase schlagen
;
j. mit ochsen betort sein
(s.  1),
von einem ochsen
[einen Betrag]
geben, got halben von einem ochsen machen
;
der ausgemergelte / feiste
(mehrfach)
/ gemästete / grosse / magere / schwarze / ungeheure o
.;
die galle / grösse, das horn / fleisch /
2
lügen, die augen des ochsen
;
bei der pen eines ochsen
;
fleisch / leder von einem ochsen, der traum von den 7 ochsen
, [ein Betrag]
für x ochsen
.
Wortbildungen:
(die hier aufgeführten Komposita können jeweils mit je geringerer oder größerer Wahrscheinlichkeit auch zu 2 und / oder 3 gestellt werden):
ochsenalbe
(zum Gw s.
1
 3),
ochsenbirne
›große Birnensorte‹,
ochsendringen
›ungeordnetes Drängen der Ochsen‹ (beim Wasser- oder Futtergang; zum Gw vgl. , V., 12),
ochsener
›Ochsenknecht, Ochsenhirte‹ (seit 1354),
ochsengalle
›Gallenflüssigkeit von Ochsen‹ (als Strafart sowie als Mittel gegen Obstwürmer; zum Gw vgl.
1
 2),
ochsengarte
›Weideplatz für Ochsen‹ (dazu bdv.: ),
ochsengries
›Ochsenmarkt, Rindermarkt‹ (zum Gw vgl.  2),
ochsenhändler
,
ochsenherder
(Beleg s. v. ),
ochsenjoch
›Joch des Ochsen‹; metonymisch: ein Flächenmaß (s. (
das
4),
ochsenkünlich
›gewalttätig, grausam‹ (
ochsen
hier gradadverbial gebraucht; dazu bdv.: , Adj., 7,  13),
ochsenleder
(Gw in 1 Beleg:
-geleder
) ›Ochsenleder‹; metonymisch: ›Sattelgeschirr, Spannzeug für Fahrochsen‹ (damit zu
ochse
4),
ochsenmist
(Gw zu
1
 2),
ochsenopfer
›Brandopfer von Ochsen‹,
ochsenpan
›Dienstpflichtiger im Gebiet des Deutschen Ordens‹ (Gw aus poln.
pan
›Herr‹; s. ),
ochsenrieme
›Riemen aus Ochsenleder‹,
ochsenrumpf
›Rumpf des Ochsen als Fleischvorrat in größeren Küchen‹,
ochsensene
›Sehne einer Schußwaffe‹ (Gw zu mhd.
sënewe
›Sehne‹; ; im Beleg v.
Keller
ist die aus dem getrockneten Glied eines Ochsen hergestellte Sehne gemeint, die gar pars pro toto für den Bogen als Ganzen steht),
ochsenstal
›Standplatz für Ochsen auf dem Markt; Ochsenstall‹ (zum Gw vgl.
1
 2),
ochsenstirn
im Beleg ütr. für ›die
innerkeit
verdeckendes Hindernis‹ (zum Gw vgl.  1),
ochsentrieb
›Viehtrieb‹ (über weitere Strecken); tropisch: ›Handel mit Ochsen, Rindern‹ (zum Gw vgl.  1),
ochsenwagen
,
ochsenzise
(zum Gw s. ),
öchsisch
›brünstig‹ (vom weiblichen Rind gesagt; Parallelbildungen und dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Jst dar eyn Rint, daz eynen menschen zuͦ tote stichet, man sol den ossen vortuͦmen.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Nero. (Erschrecket, [...], windet vnd krümmet sich, reisset das Wambs auff, vnd brüllet grewlich wie ein Ochß, und spricht:) [...].
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Ochsen / Kuͤh / Schaf / Kaͤlber / Gaͤns / Huͤner / Voͤgel / Fisch vñ andere Thier / wenn sie toet seyn / begraben wir sie in vnsere Leiber / drumb ists nicht Wunder / daß wir von den töden Coͤrpern zeitlich den Todt vns zuziehen.
Ziesemer, Proph. Cranc Dan.
3, 40
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
als mit steren- und ochsynophir
[
Mentel
1466:
opffer der wider vnd der stier
; nd. Bibel 1478:
opper der weder vnd der ossen
]
und mit tusunt veisten lemmern alsus werde unsir opphir hute vor dinem angesichte, daz is dir behage.
Ders., Marienb. Ämterb.
7, 7
(
preuß.
,
1388
):
ochsenrymen, dy gegerbit sint.
Ders., Marienb. Konventsb.
246, 25
(
preuß.
,
1411
):
20 m. vor 10 ochsen, dy der huskompthur her Selbach beczalte.
Ders., Gr. Ämterb.
36, 21
(
preuß.
,
1437
):
40 ochsenrompe an trugen vleische uffm suller.
Ebd.
282, 2
(
1425
):
In dem satelhuwsze: 14 setel, 1½ tonne rehoer, 15 filcze und 10 ochsenleder.
Ebd.
752, 30
(
1440
):
3 mittelczuchte, 25 ochsengleder, 5 rewtel.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
14, 13
(
preuß.
,
1437
/
8
):
item sint aldo ochsen panen, dy haben 8 dinste, iclicher dynet mit eyme pferde.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1399
):
1½ m. dren knechten, ochsen zu triben uf die reyse in das Nedirland.
Ebd. (
1409
):
3 fird. vor i ochsenromp de selben dynern in das schiff zu spyse.
Luther, WA (
1537
):
So blesset sich dan derselbige [Prediger] auff und kutzlt sich damit und meinet, ehr sej ein Ochs, da ehr kaum eine kroͤthe ist.
Ebd. (
1544
):
Solt auch wol einen Erdenkloß nemen und soͤlchen Meisterkluͤgel damit gruͤssen, das er auff dem ruͤcken lege und die Augen verkerete wie ein Ochse, den man jetzt schlagen wil.
Chron. Köln (
rib.
,
1416
):
up der hilger moir nacht, do quamen de kouflude mit eren ossen ind soulten de zo Coelne driven.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2950
(
rib.
,
1444
):
ouch in eyne eyes schale | Dede sij [Sapientia] eynen gantzen oessen wale.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1501
/
02
):
Van der ossenzisen overmitz Herman Finck 32 fl. ... 64 m.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Ochsenkunlich | vermeint er [alter Adam] mich | ganz graussam umbzustossen.
Alberus
Gg ijv
(
Frankf.
1540
):
dicke grosse birn / ochsenbirn / koͤpffelbirn.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1606
):
daß [...] ins kunfftig keiner, [...] einig ochsenhaut uff dem ochsen kauffen, sondern so lang erwartten soll, biß die haut dem ochsen abgezogen [...] worden, mitt diser fernerer verwarnung, daß kein schlachtmetzger oder ochsenhandler hierinnen einigen vorsatz [...] gebrauchen [...] soll bey straff.
Eggers, Psalter
44, 13
(
thür.
,
1378
):
Manige kelber vmmegaben mich, veiste ochzen vmmesazsen mich.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
120, 10
(
thür.
,
1474
):
houwe unde stro, phert unde ochßen, kuwe unde swyn unde bereyte gelt gehoret zcu erbe.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
65, 26
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Von allerlei mist und tünge der ecker. Oxen-, küe-, zigen-, pferde-, esel-, schwein-, und schafmist, dise tüngen alle das feld gewaltig.
Ebd.
77, 7
:
Anstatt des gelden viehes ist nutzlicher, das man melckeküe halte oder oxen einbinde.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Der ochs hatt erkantt seinen wesiczer und herren und der essell den paren.
Voc. Teut.-Lat.
x vijv
(
Nürnb.
1482
):
Ochsenioch. iugum. [...] Ochssenstal od’ ochssenmarckt. bouilla bouile boarium bouiarium.
Reichert, Gesamtausl. Messe
26, 20
(
Nürnb.
um 1480
):
Zu dem andernn muessen wir auß treyben die ochsen, die da stossen mit iren hoernernn. Und die ochsen bedeuten die schedlichen suende der hochfart.
Sachs (
Nürnb.
1537
):
Als sein bruder Leches hernach | Seins bruders grosse reichthumb sach | Von eckern, viech und ochsen-joch, | [...].
Ebd. (
1563
):
So offt er wassr in wein ließ lauffen, | Must er acht tag ochssngallen sauffen
(als Strafe; fiktional).
Franck, Decl.
352, 24
(
Nürnb.
1531
):
Dionysius [...] / wirt mit hoͤrnern gemalet / nit so gar darumb / das er erstlich zwen ochssen in ein yoch gekuppelt haben sol / [...] / als darumb / das er die leut zu narren macht.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
der [...] hat ein hültzes Schwerdt vnd ein Ochsensennen, stellt sich gar närrisch.
Ebd. :
Er schlegt die Ochsensennen an, als wolt er schiessen, vnd sagt: [...].
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
Dasselbig tier was glich ainem großen swartzen ochsen, wann das eß ain größer hopt hatt dann ain ochs [...] und was glich wie die ochsen die man nempt büffel.
Schmitt, Ordo rerum
224, 4
(
alem.
,
1486
):
Coreum bouinum rinder leder [...] osen l(eder).
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das der mensche in sinen grunt enkeine wis nút komen enmag? Das ist des schult: do ist als manig dicke grúweliche hut úber gezogen, recht dick als ochsen stirnen, und die hant im sin innerkeit also verdeckt das Got noch er selber nút drin enmag.
Ebd. (
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Bostar kwe stal ochsenstal.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 443, 27
(
Hagenau
1534
):
Also kund Joseph / [...] den traum deütten / von den syben feysten / und syben magern ochsen.
Ebd.
2, 255, 11
([
Augsb.
]
1548
):
Du solt dich nit gelusten lassen deins naͤchsten hauß / [...] / auch nit seins weibs / kinds / knecht / magdt / Ochsen / Esel.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
207a, 13
(
halem.
,
1553
):
das beste haubt veech, es seyen ochsen, roß, küeh oder das beste stuk in der fahrenden hab.
Wiessner, Wittenw. Ring
6385
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Secht, do huob sich erst ein swingen, | Ochsendringen, kelberspringen
(zu literarischen Anklängen vgl. den Kommentar zur Stelle).
Morrall, Mandev. Reiseb.
105, 25
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
sie sprechent ouch daz der ochse sy daz hailigest tier [...]. Und dar umb machent sie iren got halben von ainem menschen und halben von ainem ochssen.
Dreckmann, H. Mair. Troja
8, 20
(
oschwäb.
,
1393
):
ochsen, die liezzend us irem mund fiurin flammen.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
anderst begert das roͤssesch, anderst das oͤchsesch, anderst das schaͤffesch vich.
Müller, Welthandelsbr.
211, 28
(
schwäb.
,
1506
):
In dem land haben die ochsen am buch schone lange haur und ainen pugkel auf dem rugk.
Ebd.
296, 14
(
1514
/
5
):
Leder von ochsen und kueen ist vast gut.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 661, 44
(
schwäb.
,
1553
):
es soll auch furohin jemants uff seine acker noch möder weder roß, ochsen oder ander rindervich hietten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
über sich aufkapfend augen als der ochsen augen [...], diu bezaichent ainen gar pœsen menschen.
wer ochsengallen geuzt in dem aindleften mônn, [...], zuo des pirpaumes wurzeln, [...], der tœtet die würm in der pirn.
Klein, Oswald
35, 25
(
oobd.
,
1409
/
10
):
Ain ochs dem esel, tierlich sipp, | mit freuntschafft tet begegen.
Ebd.
79, 17
(
um 1418
):
ich verwäg mich zwaier oxsen, | und wurd mir neur ain smutz.
Ebd.
112, 280
(
1438
):
Ain pawer, der nie schrifft verhort | Und mit den oxsen ist betort, | der sol nu bas verstän das recht.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1341
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
ettleich petten fledermaẅs an vnd schern [...] ettleich als Egiptii ainen ochsen.
Starzer, Qu. Wien (
moobd.
,
1546
):
daß Personen
[...] den hungerischen kaufleuten, so sich des ochsentribs gebrauchen, [...] in Hungern entgegenziehen.
Ebd. (
1646
):
sie haben das Vieh
auf dem gewöhnlichen ochsengrieß und nicht in Hungarn oder auf dem land
zu kaufen.
Fichtner
, Füetrer. Trojanerkr. 106, 1 (moobd., 1473/8):
Zwen ochssen ungeheẅre, | den schlecht auss nas und mund | schwebel, rauch, starckes feẅre.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1635
, Hs.
17. Jh.
):
nach Jacobi soll es denen so zu ihren schweinen bei hauß kain gelegenhait haben auf zwai oder lengist drei wochen in die oxenalbm zu keren vorwilligit sein.
Ebd. (
1593
):
die Säpler und Lamerstorfer in iren oxengarten, item die schwaiger bei iren aussern hütten [...], auch die Laubendorfern in irer küehalt und oxengarten.
Stolz, Zollwesen
68, 8
(
Tirol
1406
):
ain ochsenwagen, der da roten wein furt, geit XV gr zol.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
50, 35
(
tir.
,
1464
):
Pis nicht träg dich zu ersatten mit der waren speis, in der da nicht ist das fleisch der pökke vnd der ochsen, als vor gewesen ist in dem alten gesëczt; aber dir würt fürgelëgt zu enpfhahen der war leichennam deines hailers.
Joachim, a. a. O. ;
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 155, 20
;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
170, 28
;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
586, 24
ff.;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
237a, 16
;
Küther, UB Frauensee
267, 3
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. ;
Franck, Klagbr.
223, 2
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
212v, 17
;
Kläui, a. a. O.
243, 10
;
Fichtner, a. a. O.
114, 5
;
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 230, 1
;
Bischoff u. a., a. a. O. ; ;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 92
.
2.
›Stier, nicht kastriertes männliches Rind‹; oft speziell: ›Zuchtstier einer Wirtschaftseinheit‹; beide Nuancen nicht immer zweifelsfrei bestimmbar.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
der ganze / gemeine ochse
.
Bedeutungsverwandte:
, (
der
1.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
einen ochsen haben / halten, zu dem viehe geben
;
sich an dem ochsen vergreifen, die gemeinde mit einem ochsen versehen, die ku zum ochsen lassen
;
der o. der stat
;
der gemeine / gewäre / gute / unverschnittene o
.

Belegblock:

Voc. inc. teut.
r vjr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Ochß bos thaur’ wl stier.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
71, 12
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Man soll keine kue zum oxen lassen, sie sei dann drei jahr alt.
Grimm, Weisth. (
nobd.
,
1410
):
dass ein jeglich probst [...] den von Uttingen järlich ein gantzen ochsen soll geben zu jhrem vihe.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1501
):
die bawren haben bewillget: sol ider zwei jar in der gemeind den gemein ochsen und styer zwai jar halden.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
44, 35
(
nobd.
,
1551
/
2
):
Auch sprech(en) wir zum rechten, das die thumbrobstei sol haben einen oschen und ein gancz swein der gemeind nücz und zu frumen.
Bremer, Voc. opt.
45015
(
halem.
,
1328 f.
):
Thaurus pharre [...] farr [...] achx [...] ochx [...] est bos masculus non castratus ad fecundandum vaccas per coitum deputatus.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1562
, Hs.
17. Jh.
):
Von dem ochßen und beren. Item ein baur auf dem widenhof soll ein gemaind der herd halben mit einem gueten geweren ochsen versehen.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
260, 31
;
Hertel, UB Magdeb. ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Ising, Spätmal. Schriftdialekte. 1968, Karte
18
.
3.
›Ochse, kastriertes männliches Rind‹.
Gegensätze:
(
der
1.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
259, 31
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die geschnittenen oxlein laß schneiden oder auswerfen im zunehmen des monats.
Keil, Peter v. Ulm
219
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym ein gallen von einem stier vnd nicht von einem ochssen, aloepaticum, [...], vnd reib die zway gar wol [...] vnd salb den hindern domit jnwendig – vnd vmb den nabel, so gest du wol zu stul.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
350, 2
(
Genf
1636
):
Ochs dem verschnitten ist.
4.
›Ochse‹ in seiner Funktion als Arbeitstier bei der Feldbestellung, als Zugtier für den Warentransport, darunter für militärische Ausrüstungsgegenstände, wohl auch für den Festungsbau; die mögliche Kastration wird in den Quellen nicht erwähnt, ist aber vorauszusetzen; in einigen Belegen tropisch gebraucht (z. B.
5 ochsen
für
5 sinne, 12 ochsen
für
12 apostel
).
Syntagmen:
ochsen (er)kaufen / stelen / haben, mit im
›sich‹
füren, den / einen ochsen abmänen / übereilen / übernötigen, zwei ochsen für ein pferd anspannen
;
der / ein o. mist, den pflug, das fuder ziehen, durch das land faren, die ochsen die sinne sein
;
j. ein ochse sein
;
einem (gefallenen) ochsen aufhelfen
;
mit den ochsen zolfrei faren, ein feld mit den ochsen bauen
;
der o. im stal
;
der ausgemänte / müde o
.;
x joch ochsen
; nachgestellt:
der o. wol betagt, zum pflug gehörig
.
Wortbildungen:
ochsenbrech
(im Beleg als
Ononis
›Hauhechel‹ gebucht; bei
Marzell
3, 397/8
mit den tiefen Wurzeln in Verbindung gebracht, die die Pflugführung beeinträchtige),
ochseneisen
›Hufeisen des Fahrochsen‹,
ochsenfure
(a. 1540),
ochsengespan
›Ochsengeschirr‹ (Metonymie des Gw von
2
gespan
›Gespann‹ auf das Geschirr).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Ein diener der sein bestes thut / vnd der Herr es dafuͤr haͤlt / er thu nicht gnug / der zeucht wie ein muͤder Ochs.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
244, 6
(
preuß.
,
1452
):
37 armbrost, [...] item 2 ochsengespan.
Luther. Hl. Schrifft.
5. Mose 22, 4
(
Wittenb.
1545
):
WEnn du deines Bruders esel oder ochsen sihest fallen auff dem wege / So soltu [...] jm auffhelffen.
Ebd.
5. Mose 25, 4
:
Dv solt dem Ochsen der da drisschet / nicht das Maul verbinden.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der ander sprach: ,ich hân gekoufet vünf joch ohsen; ich enmac niht komen, [...]‘. Die vünf joch ohsen daz sint die vünf sinne.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
in disen akker sante er zwelef ochsen, daz waren die zwelf apostolen die disen phluch ziehen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
50, 21
(
osächs.
,
1570
/
7
):
drauf sehen, das die bauern wol bespannet und das 2 ochsen fur ein pferd angespannet werden.
Köbler, Ref. Nürnberg
171, 16
(
Nürnb.
1484
):
wo yemant hette pferd. ochsen oder andre thier zum pfluͦg gehoͤrig.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das gebauwen feld mit den ochsen. [...]. Die Ochsen gar abmaͤñen / mit arbeit über eylen / übernoͤtigen. [...]. Ein außgewaͤttnen Ochsen [...] wol huten.
Klein, Oswald
103, 28
(
oobd.
,
1423
):
Sebastian, wërst dus ain oxs zu Florenzöla | oder ain caniöla und zugst cum döla | tëglich misst auff ainem wagen gross, | das nëm ich für ain süssen breie.
Ebd.
115, 97
(
n. 1438
):
Und für ain oxs durch alle land, | so hiess man in doch neur ain rind.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Etlich veriahen, sy hyetten in dem kryeg [...] grossen schaden gethan, ross und ochsen gestollen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1348
):
das si all wochen ewiclichen mit iren wägen und ochsen (zol)frey furen sullen [...] saltz.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1576
):
wann ein untertan [...] ain par arbaitstierl oder öxl fur sein hausnotturft erkauft.
Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1478
):
czuo sicheln, xv rosseyssen, ochsen- vnd eseleyssen.
In dem stadel: Item iiii oxen, ii wagen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
70a, 21
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
PHaffen chinder [...] den gibt man ein fuder heuͤwez an dem erbe alz zwen ierige ochssen gezihen mvͤgen.
Thiele, Chron. Stolle ;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. ;
Löffler, Columella/Österreicher ;
Vgl. ferner s. v.  3,
1
 6.
5.
›dem
ochsen
1 verglichener grober, vierschrötiger Mensch, Ochse‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , ,  1.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Er sprichet daz gegeben | Wandelunge were nicht | Dem kunge in der geschicht | Gentzlich zu eime ochsen.
Fastnachtsp. (o. O. o. J.):
DER CARDINAL SPRICHT: Ich peüt dir, ochs, pei Jesus craft, | Der sterben und das leben schafft, | Dast hie in seiner kraft auf stest | Und senftmütig von hinnen gest.
6.
›Ochsenkopf als Tuchzeichen‹; metonymisch: ›damit gekennzeichnete wertvollere Sorte Barchent‹.

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1451
):
Der zeichen sind iii, das erst ist ein ochs, gilt viii halr. ze schowen, ein leo xvi halr., vnd ein trub ii ß haller.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1428
):
Dis jars gab man siben pfund woll umb ain barchattuch, und galten die farbtuch so vil als die leon und ochsen.
7.
›Tierkreiszeichen, Sternzeichen des Stiers‹ (zweiter Ekliptikmonat; 21. April bis 20. Mai); Weiteres im Glossar von
Brévart
(s. u.), S. 127; vgl. auch
Hwb. dt. Abergl.
9, 596-689
. Die Belege betreffen den Einfluß des Sternbildes auf Aussehen und Charakter der in ihm Geborenen, Ähnlichsetzungen des Sternbildes mit
ochse
1, die Projektion des Sternbildes auf Gestalteigenschaften des
ochsen
.
Bedeutungsverwandte:
(
der
2; im Orientierungsfeld mit anderen Sternzeichen:  3, , ,
1
 2,  2,
1
 2,  6,
1
 2, ,  2,
1
 2,  2, , , , , , .
Wortbildungen:
ochsenhaupt
›Hyaden‹ (im Sternbild des Stiers),
ochsentreterlein
(Weiteres s. v. ).

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Eyn gesterne ist Hyadas, | [...] | Daz man nennet daz ochsen houbt.
Jahr, H. v. Mügeln
505
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie das der zeichen zwelfe sint, | [...] | Aquarius der erste stet, | Ster, Fische, Ochse, Gemini.
Ebd.
2381
:
Hie künt Natur des Ochsen art, | und menschen das darunder wart. | Welch mensch das in dem Ochsen wirt | geborn, es scharfer sinn enpirt.
Voc. Teut.-Lat.
x vijv
(
Nürnb.
1482
):
Ochß. bos thaurus idem. od’ ein zaichen am hymel.
Brack (
Basel
1483
):
Signa celi sunt duodecim. scilicet Aries der wider. Thaurus der ochs. Gemini zwyling. Cancer krebs. Leo lewe Virgo Junckfraw. Libra wag. Scorpio vel scorpius scorpion. Capricornus. steynpock. Aquarius wasserman. Piscis visch.
Plant u. a., Main. Naturl. 300vd,
6
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
die zit so div sunne loͮfet in tauro so schinet d
s
ohsen arbeit. vn̄ als ein ohse sterker ist danne ein wider. als ist die zit danne sterker dāne die erste.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
23, 11
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Daz ander zaichen haizzt der ohs, daruͤmb, so deu sunne in ez tritet, so ist ir kraft gar stark, reht als ain ohse vierschroͤtig ist.
Ebd.
25, 19
:
deu sehs stuͤkke, die sich anvahen von dem wider und enden sich mit der juncfraun, die haizzen die sibenoͤhsischen oder die sibensternigen zaichen, darumb, daz si sich gegen den siben stern naigen, die der wagen haizzen oder die ohsen.
Ebd.
34, 7
:
der leuhtend ohs entsleuzzet [...] uns daz jar mit seinen guͤldeinen hoͤrnern.
Ebd.
1, 13
.
8.
›eine der beiden oberen von insgesamt vier Grundstellungen mit der Waffe bzw. der Lagerung der Waffe am Körper beim Fechtkampf‹; das „Schwert ragt bei dieser
hut
wie ein Horn vom Kopf des Ausführenden“ (s. u.
Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
188
).

Belegblock:

Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
112, 19
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Vier leger allain da von halt; vnd fluch die gemain. Ochs, pfluͦg, alber, vom tag sy dir nit vnmer.