oblat,
das
,
oblate,
die
;
(für
die
)/
-en
;
beide Formen in den Belegen wegen starker Deformation der Zeichengestalt nicht immer unterscheidbar; Erstglied mehrfach
of-
:
oflat(e)
;
über
mhd.
oblât, oblâte
() aus
kirchenlat.
oblatum
›das Entgegengetragene‹
(
Pfeifer
2000, 941
), singularisiert zu
oblata
aus
hostia oblata
(); zu
of-
s. das (möglicherweise Anlehnung an mlat.
offra
);
die Syntagmenangaben unter 1 sind auf
die oblate
hin normalisiert.
1.
›Oblate, eine einfache, kleine, wohl aus Weizenmehl gebackene und ungesäuerte Brotscheibe, die (im Zusammenhang mit der Feier des heiligen Abendmahles) nach der vom Priester vollzogenen Weihung (Konsekration) für den Leib Christi steht bzw. dieser Leib ist‹; als Ütr. hier anschließbar: ›Verband der Abgabepflichtigen einer Kirche‹ (). Die Belege betreffen teils die Weihung der Oblate (zur Hostie), teils die sakramentale Verwandlung, kaum den Opfergedanken, mehrfach die Herstellung, die Finanzierung, die einzelnen rituellen Vorgänge bei der Darreichung; vereinzelt werden Mißbräuche sowie ihre Verwendung bei Zaubereien berichtet (dazu ausführlicher: ).
Bedeutungsverwandte:
 4, , ,  2,  2; vgl.  1.
Syntagmen:
oblaten ausstechen / backen / benedeien / segnen / erfinden / kaufen / essen /
˹[wo]
herausnemen, unter jm. verteilen, herabwerfen, fressen
˺ (jeweils hostienschändend),
in den kelch legen, zum nachtmal des herren brauchen, für das fieber essen; die o. partickel nennen
(doppelter Akk.);
die / eine o
. (Subj.)
ganz, in der stat (der meid) gewesen sein, Christi leib sein, form / gestalt gottes behalten, eine o. sich verkeren, zum finger werden
;
das brotbrechen an stat der o. üben
, einen Zins
auf oblaten entrichten, zu oblaten haben, auf oblaten schreiben, ein finger sich in eine o. verkeren, got
(Akk.obj.)
in der o. sehen, der herre in der o. als
›wie‹
in dem himmelreich sein, gottes leichnam unter dem schein der o. bleiben
;
die o. des lobes
;
die gesegnete / kleine / lebende / runde o
.;
eine büchse mit oblaten
.
Wortbildungen:
oblatenbüchse
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
34, 35
(
preuß.
,
1436
):
1 ablatenbuchse von elphenbein.
Ders., Marienb. Ämterb.
130, 13
(
preuß.
,
1437
):
dis noch geschreben kirchengerethe, das ich fort bruder Hansze [...] geandwert habe, [...] eyn silbereyn ablatenbuchsze.
Werbow, M. v. Amberg. Gew.
179
(
omd.
/
oobd.
,
v. 1382
):
Die
[Anhänger fremder Götter]
do schreiben wider daz fyber, fur wettagen der czende dez hawbtes der awgen [...] auf ein lorber auf bley auf oblat.
Strauch, Par. anime int.
136, 22
(
thür.
,
14. Jh.
):
ein ander wonder ist in disime sacramento, daz Got ist in eime iclichin teile der ostien. etliche meistere woldin, alse di oblade ganz were, daz he dan nicht inwere in allin den teilin der ostien, mer alse di ostie geteilit were, daz he dan were in allin den teilin.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
135, 8
(
schles.
,
1333
):
Das se den Cyns zewm Schom̄burne, [...], Ebklychin zullin habin zcu wyene vnd zcu Oblatin.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Meit spegel clar, du bist fur war | luter vnd gantz, die recht monstrantz | da sich got in uerrigelt! | Du bist die stat da daz ablat | gantz in was!
Gille u. a., M. Beheim
13, 89
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
gotes leichnam pleibt als lang under dem schein | und speci dises protz und der oblade, | weil es pehelt gestalt und furmung sein.
Ebd.
71, 239
:
wan sy nicht anders sachen got | wann wir in yezt in der oblot, | darin er sich vermiste.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Warff darnach auff deß volckes hauff | Oblat und brinnend werck herab.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so der priester die oflaten gesegnet in der messe, so ist únser herr in der klainnen oflaten also grôss und also gantz gewaltig als er ist in himelrich.
Leisi, Thurg. UB
7, 394, 2
(
halem.
,
1384
):
So hait si um die súben schiling ze Núnfran súben phúnt gen; mit denem sol ain cústrin oflatan koffen, der si ze dem iar bedarf.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
Da giengend si úber den schrin, da das hailig sacrament inn was behalten und nament herus die oflaten und tailtend die under inen selbs und fraßend das fraͤvenlich ân all gotzforcht.
Bächtold, H. Salat (
halem.
,
1540
):
han zum andernmal die 3 offlaten gessen von Pfaffli in Soloturn fürs fieber.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1581
):
das das brotbrechen in der kilchen alhie an statt der ronden oblaten, deren man sich bißhar alhie gebrucht, ingfuͤrt und der insatzung unsers herrn Christi gemäß geuͤbt [...] werden söllte.
Wyss, Luz. Ostersp. vor
6949
(
Luzern
1545
):
Ietz nimpt Saluator die offlatten benediets, gset in himell vnnd buͦtets den jungernn vnnd rett: [...]. Nemend war vnnd merckend eben: | das ist min lyb.
Rot
333
(
Augsb.
1571
):
Oblat, Heyst eintweder die gab so man geben hat / oder dz vngesewrt brot / so man zum Nachtmal des Herren brauchet.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 1
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Ave, lebendes oblat, | warhait unde leben, | in dem allem opfer hat | got ein end gegeben.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Alexander ward pabst [...]. Der ervand die oblaten zu der messe.
Buijssen, Dur. Rat.
11, 26
(
moobd.
,
1384
):
in dem tabernakel Christus unser gnadung daz ist daz gesegent oblat, gehalten wirt, und haizzet noch heut gnadung.
Ebd.
12, 31
:
wenn wıͤr opphern daz oblat dez lobs, so schöll wıͤr die wort fuegen czum sinn, den sin der wegyͤr, di wegyͤr der frewd.
Gierach, Märterb.
3739
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
ze aller lewt angesichte | erzaiget Got ein rein geschichte, | so das daz oblat sich verchart | und zü eines menschen vinger wart.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
118, 13
;
Rieder, a. a. O. ;
Boner, Urk. Zofingen
660, 5
;
Kläui, Schweiz. Urbare
2, 14, 13
;
Buijssen, a. a. O.
17, 18
;
22, 25
;
Gierach, a. a. O.
3698
;
3763
;
Voc. Teut.-Lat.
x vijr
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›ein ungesäuertes einfaches Brot, das im alten Israel als Opfergabe diente‹; in frnhd. Zeit ›dünne runde Brotscheibe (in profanem Zusammenhang)‹; auch als Material zur Herstellung von Klebemasse gebraucht.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  14,  1.
Wortbildungen:
oblatenbacher
›Kuchen-, Plätzchenbäcker‹,
oblater
›geldgieriger Kuchenbäcker‹.

Belegblock:

dise tage auß assent sie [die Juden] eyttel oblaten und ungeseürt brot, darumb sie auch tage der süssen brote von den Ewangelisten genent werden.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Sej
[die
ungluckigen
]
waren da von nit me gesediget | Dan obe sej vor da von gefloͤgen werent | Odir vor eins obletters duͤre uff gangen.
Davon gan ich dicke nacket heyme | Und auch uff der gassen bloß | Als ein obletter des lauffen dan ist groß.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Nit opffert auff im [allter] den wairauch einer andern ordenung: noch ein opffer, vnd das oblat
[Var. 1483-1518:
sighafft opfer
; nd. Bibel 1478:
offerhande
; 1494:
van nateme offer
; 1522:
vuchte offer
;
Eck
1537:
lebendig opfer
;
Luther
1545, 2. Mose 30, 9:
Speisopffer
].
die teglichen opffer als es gezam: vnd nach disen dingen die geordenten oblaten
[Var. um 1475-1518:
opffer
]:
vnd die opffer der sampstag.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
816, 27
(
halem.
,
1486
):
der basteten macher, ist uffgenommen, also das man im das burgrecht geschenckt und dar zuͦ fry gesetzt hăt, sin handtierung mit basteten und offleten machen brăten und kochen, [...], zuͦ uͤben, doch das er win zuͦ veilem kouff nit schenncken noch wirtschafft hallten sol.
Maaler (
Zürich
1561
):
Offlatenbacher (der) Crustularius.
Henisch f. (
Augsb.
1616
):
Baͤptlin / bappete / paruum gluten. Auß den oblaten wirt ein koͤstlich baͤptlin zugericht / brieff damitt zuversiglen.