nutzung,
nützung,
die
;
-Ø/-en
.
– Bedeutungen 2-4 gehäuft in Rechts- und Wirtschaftstexten.
1.
›Nutzung, Verwendung, Gebrauch e. S. / e. P. zu verschiedenen Zwecken‹ (allgemein); im einzelnen auch z. B.: ›Verwendung und Verwertung des Viehes‹; ›Einnahme einer Arznei‹; auch: ›Nutzen, Vorteil, der von e. P. ausgeht‹; in 1 Beleg: ›Vergewaltigung, Mißbrauch (einer Frau)‹;
vgl.  1237.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Voc. inc. teut.
r vr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Nutzu͂g võ viech.
Bentzinger, Erf. Historienb., 1. Mose
34, 27
(
thür.
,
15. Jh.
):
Us dem huse Sichem namen si Dynam, ir swester, vnd rochin dy noczung irre swestir.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Gar kein nutzung du an mir finst, | Kein freud, kurtzweil noch höfligkeit, | Kein hülff, rath, anschlag noch weißheit.
Da ewer niemandt nutzung hat, | Sonder nur schaden leiden muß.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
do ab nimet man dar zuͦ grossen lust und uͤbet grosse gebresten an der nútzung der toten vihe.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einem die Nutzung deß laͤbens dannen thuͦn / Einen vmbbringen.
Bastian, Runtingerb.
2, 25, 5
(
oobd.
,
1392
):
Dises pulvers schol man ztwer oder dre(i)mal nuczzen in der wochen mit gutem wein.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
83, 7
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
die doygen [gedenkung], die da gedacht vnd gemacht sint von den maistern der naturleichen weishait von den naturen aller dinge, züaigung, nuͤtzung.
2.
›e. P. oder einer sozialen Einheit zugewiesenes Recht auf Bewirtschaftung, Betrieb, Nutzung einer Immobilie (oft: eines Gutes) oder (deutlich seltener:) einer Pfründe, eines Bergwerkes u. dgl.; mit dem Recht verbundene Leistungspflicht des Begünstigten an den das Recht Vergebenden‹; mehrfach explizite Abgrenzung des Nutzungsrechtes von
eigentum
1;
vgl.  8.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
die / eine n. haben / verkaufen / wiederrufen / abschlagen, mit einer auflage beschweren, der stat eine n. nemen, jm. die n. aufsagen, die n. von dem eigentum scheiden
›unterscheiden‹;
die nutzungen
(Subj.)
jm. bleiben / dienen, der [...]
;
etw. in n. geniessen, von der n. niemand nichts pflichtig sein
;
die n. der güter
(mehrfach),
der behausung / pfründe, des weingartes
;
die n. auf dem holze, auf der wiese, an der Donau, um den Traunse
;
die aufgehobene n
. ›Recht auf Erhebung von Einkünften‹ (vgl.  11; hier mit mixtura verborum);
die empfahung der n
.;
die behausung samt n
.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1472
):
welcher [wingarte] under ine darin bruchig funden wirdet, derselbe sal das jaire die nutzunge sines wingarts verloren hain.
Köbler, Ref. Franckenfort
72, 8
(
Mainz
1509
):
Begeren darmit [...] das jme solche gerechtigkeit zuͦstee nach natur einer iglichen clag mit vffgehabener nutzung.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
45, 35
(
thür.
,
1474
):
so behilde her doch glichwol dy früchte, unde were von der nutczunge wegen ettliche jar ernach nymande nichtis phlichtig.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1452
):
vischereyen obleyen und allen andern herlichkeiten nuczungen und gerechtigkeiten [...] inbeslossen.
Ebd. (
1524
):
Der König bestädigt diesen
Kauf [...]
als oberster herczogk in Slesien mit allen begnadungen, freyheiten, nuczungen ob und under der erden.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
[undertenig bitt] mir die behauwsung, zu meiner pfrund gehörig, sampt derselben nutzung einantwurten, mich mit kainer ufflag beschweren.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
,
1521
):
daß solich nützungen
[von
stiftungen
usw.]
allein dienen und bliben sollen dem der das mit singen lesen und predigen verdient.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Wie nutzung vnd niessung dem überplibnen eegemechd pliben sol.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
17. Jh.
):
das das lebend belibent ehegemecht an solche der kinder ererbte ligente gieter [...] alein die nutzung und nieß und die kinder das gestractet dominium und eigentumb haben.
Müller, Stadtr. Ravensb.
143, 19
(
oschwäb.
,
um 1413
):
und sol [das eegemecht] sein lebenlang den beisitz darbi und die nutzung davon haben.
Köbler, Ref. Wormbs
245, 7
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Wutke, a. a. O. ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
114, 37
;
Vgl. ferner s. v.  23.
3.
›Ertrag, Gewinn, Einkommen in Naturalien (z. B. Holz, Getreide, Früchte, Tiere) oder Geld (z. B. in Form von Zinsen, Renten, in ertragsabhängiger Höhe), die j. aus der Nutzung von Immobilien, aus Rechten u. ä. (s. v.  2) oder aus unabhängiger wirtschaftlicher Tätigkeit erzielt und an einen Berechtigten (z. B. einen
eigentümer
) abzugeben hat oder selbst zu behalten berechtigt ist‹; teils eng an 2 anschließbar;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
 14 (subst.),  2,  4, , (
das
),  5, (
die
12,
1
, .
Syntagmen:
güter n. tragen, j. (die / eine) n. begeren / anschlagen / einnemen / haben / meren / niessen / versteuern, n. auf dem silberbergwerke befinden, die obrigkeit n. nemen
(z. B.
unbilliche
),
j. jm
. (z. B.
dem lehenman
)
die n. geben, von der hauptsumme abziehen
;
die n
. (Subj.)
aufgehen
›sich steigern‹,
von den forsten fallen
,
(jm., der gemeinde) järlich(en) fallen, der herschaft sein, etw
. (z. B.
an pagament
)
ertragen
;
j. in geruhlicher possession der n. sitzen
;
die n. der dörfer, des hofes / schlosses
;
die n. auf kukes, ober / unter der erde, von häusern / hofreiten / wiesen
;
die anhängige / järliche
(oft)
n
.;
die summe der n
.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1499
):
der
[Höfe]
jerlicher nutzong ertreget: zum herbst einen gl. an pagament.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
211, 8
(
thür.
,
1474
):
wellichz liebpgedinges unde jerlicher nutzunge sie der gnante Hans [...] in geruglicher possessien [...] gesessen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1520
):
wo [...] einicherley nutzung oder austeilung auf solichen sylberrecht befunden, so sol alzeidt genanter Dippoldt [...] soliche nutzung oder austeilung auf genandte kukes zu sein handen einnehmen.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Nutzung rente czinse und guͤlte des slosses [...], dy jerlichen gevallen.
Ebd.
2, 1, 268, 13
(
1464
):
was nuͦtzung darvon
[von den
forsten
]
gefellet, ist der herrschaft.
Ebd.
327, 4
(
um 1428
):
Summa der zinsz und nuczung von den obgeschriben hewsern und hofreyten: 42 pfunt alt und 42 vasznachthunr.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
lasß dich nit finden bloß. | geschickt zu diner wer | din jerlich nutzung mer.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Welcher ligende verpfente güter nützet / der sol die nutzung an der houptsum abziehen.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
under irer vorderen und irer regierung ist der statt herrligkeit und nutzung ufgangen.
Vgl. ferner s. v.
2
,  2,  1.
4.
›land- oder weidewirtschaftlich genutzte Flurfläche‹; der genaue Rechtsstatus ist aus den Belegen nicht sicher erkennbar; am ehesten
almende
1 (so auch ); als Metonymie zu 2 und 3 auffaßbar.

Belegblock:

Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
4½ guldein 9 dn. Michaelis zu waidgelt von 2 nuczung, eine gelegen uff dem Gygart.
Ebd.
2, 1, 69, 20
(
1464
):
Hanns Smydlein gibt jerlich 1 metzen korns von eynem wieszflecken, an der nuͤtzung gelegen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1579
, Hs.
19. Jh.
):
haben wier Stephan, probst, [...] solche gmain und nuzung der hälten, vichwaid und ganzen ihren bluemsuch [...] besichtigt.
5.
›Gewinn geistlichen Heiles‹;
vgl.  6;  7.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Mainz
1550
):
dergleichen mehr nuͤtzung hat der Kirchgang Catholischer Christen.
Gille u. a., M. Beheim
139, 407
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
alz wir al | unsere werk entlich czu mal | also sollen gewisslich | Ordeniren in die er gacz, | [...] | Und so wir solchez also tun, | so pekumpt uns fur war da fun | unerczalich vil gucze | Und unschezliche nuczung.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Hor, alles das die muglikeyt | Und die recht wor nuczung an trifft, | Was kumers dem menschen zu ste, | [...] | Mensch, so ruf an | Sein marter fran.