notnunft,
die
;
Gw
-ti-
Abstractum zur Schwundstufe von
nemen
mit Wandel von
-m-
zu
-n-
(vereinzelt ist
-m-
erhalten) und mit Gleitlaut
-f-
; teilweise (besonders oobd.) Ausfall des
-n-
infolge von Dreikonsonanz (zu
-nuft
); im wird die Schreibung
notnus
fragend als verkürzte Form von
notnunft
,
notnuft
,
notnust
erwogen; dies könnte für den Beleg
Drescher
zutreffen.
›Vergewaltigung einer als  123,  4, bezeichneten Frau‹;
notnunft
gilt meist als schweres Verbrechen, erscheint teils aber auch in Wortcumuli mit leichteren Straftaten und ist dann semantisch kaum genau bestimmbar.
Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  1,  1, , ,  12, (
die
1, ,  12,  1, , ; vgl.  3,  3, ,  4,  3, , .
Syntagmen:
n. begehen / tun / richten / rügen
;
n
. (Subj.)
an den tod, zu dem tod gehen
;
die gewalt der weibe
(gen. objectivus: ›an Frauen‹)
n. heissen
;
jn. mit n. nemen, j. um n. klagen / richten, j. jn. um n. fangen / binden, von n. wandel werden
;
der friede um n
.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Von der notnumft. Unde ist. das eyne mayt adir eyn wyp myt notnumft
[hier ist die semantische Motivation ›jn. mit
not
,Gewalt‘ nehmen‹ deutlich erkennbar]
genommen wirt und wirt sy in eyn hus gefuret wedir eren wilen. [...]. Vnd is das sy ist eyne iungvrouwe gewesen. vnd das man das selb drvtte irtzuget. so sal man yn der das getan hat lebende begraben. Vnd ist is eyn wyb gewesen. so sal man ym das houbt abesloen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
18, 4
(
nobd.
,
1470
):
das ein herr [...] hat recht [...] rechts zu helfen umb alle erbliche gutter und gemeine sache, [...], außgenommen notnunft, woffengeschrey, diebstal und mort.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
126, 15
(
noobd.
,
1317
):
es solt herr Chunr. [...] über allez ir güt richten und von iren lewten recht tün, [...] on umb vier sache: umb notnü(n)fte, diepstal, haimsuche und fliessend wünden, die solten des gotzhaus amptlewt richten.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1294
):
Ez sol och chain frow, [...], ziuch sin uͤber dehain dinck, wan uͤber elichen heirat, notnunft und uber daz lest geschaeff.
Ebd. (
1340
):
Wirt aver ainer umb ein notnunft gevangen, der man in uͤberzewgen wil, den sol man uͤberwinden mit siben person.
Weissthanner, Urk. Schäftlarn
166, 19
(
moobd.
,
1344
):
die dri sache, die an den tod gend, das sind todschleg, notnunft vnd dyef.
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
226, 39
(
moobd.
,
1478
):
das kain werntlicher richter [...] nichts zu richten sullen haben [...] weder vber leutt noch vber guet dan umb dreyerlai sach, das ist dewb, totslag vnnd notnuft.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
233, 27
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
was darinn wandelbertigs geschiecht, es sey notnufft, messerzukchen, swertzukchen, scheltwart [...], das man das alles niemant verwandellt, dann meinn herrn.
Dirr, a. a. O. ; Art. 188;
Auer, Stadtr. München ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz. 1989, S. 
215
.