niessung,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Nießbrauch, Nutzung als Recht, das e. P. über liegende sowie (vereinzelt:) fahrende Güter hat und ausübt‹;
vgl.  1.
Gehäuft Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
,  12,  2,  1,
1
,  10, ,  2,  1.
Syntagmen:
die n. haben, (jm.) die n. bescheiden / legieren / ordnen / schaffen / setzen / verschaffen / zustellen
;
j. die n. zu im
(refl.)
bringen / weisen
;
die n
. (Subj.)
hingehen, jm
. (z. B.
dem ehegemächte
)
bleiben, im herzen hangen
;
j. bei der n. ruhiglich / unbetrübt bleiben, j. in n. sein, sitzen bleiben
;
die n. der eheleute
(gen. subjectivus),
die n. der arbeit / pfründe, des gutes
(gen. objectivus),
die n. auf die habe
.

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
189, 26
(
Worms
1499
):
Wann auch ein vatter einem oder mee kinden [...] bescheit einen besitz vnd niessung eelicher güter das man nennet vsufructu͂.
Ebd.
327, 6
:
soll niemant dem andern [...] etwas des einer in besitze. gebruch. od’ niessung were entziehen.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Wie nutzung vnd niessung dem überplibnen eegemechd pliben sol.
Niessung vff varender hab wie die sol beleget werden.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
Das gebot gots von der niessung eigner hand arbeit, ist groͤsser dann aller menschen vffsatzung.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
345, 16
(
Genf
1636
):
niessung / f. Genuß / nutz.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß irethalben gedachter geistlicher stand unausgetriben bei iren guͤtern, inhabungen, niessungen und gebreuchen ruewigclich und unbetriebt wie von alters her bliben weren.
Laufs, Reichskammergo.
205, 26
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Vgl. ferner s. v.  3.
2.
s.  2.
3.
›Gewinn, geistlicher Genuß verheißener, ewig währender Heilszustände (
freude, friede, warheit, minne
1; 3,
leben, das
, 2), wie sie durch
gnade
1,
liebe
10; 11, die Erlösungstat Christi sowie durch eigenes Zutun (
pein
5; 7,
pilgerschaft
1,
1
glaube
1; 3; 4) in der Zeitlichkeit erreicht werden können‹;
zu  5.
Obd.; im beginnenden 16. Jh. auslaufend; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
die n. die gesichte
(Akk.);
die n. der warheit, des ewigen lebens / nutzes, ewiger freude
;
die ewige n
. (z. B.
der minne
1; 3
/ speise
).

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
261, 201
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das plut Jhesu Cristi | niemencz vertrukt, es geret gnat | Der sund und niessung dez ewigen lebens dort.
Ebd.
440, 49
:
die speis ain gegen wurff der hailgen ist, | in niessung ewigs nucz du pist.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Das ist nissung ewiger freidt | In gnaden reichen selden.
Warnock, Pred. Paulis
4, 19
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Das ander [leben] ist, in ,fruicione et affectu veritatis‘, in der niessung und begird der warhait.
Ebd.
11, 276
:
die minnrich sel Sancti Johannis waz gantz hungrig und durstig nach der spys der himelschen fröd, die siner begirigen sel gantz süss und lustig ist in ewiger niessung.
Schmidt, Rud. v. Biberach
105, 7
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dvͥ volkomen minne wil me verderben vswendeklich eweklich pinlich, denne daz si beroͮbet werde eweklich niessung der minne.
Ebd.
168, 18
:
Si [sel] heist oͮch recht Ierusalem, want si ist geschaffen zvͦ niessung dvͥ gesicht des obrosten frides.
Höver, Bonaventura. Itin. B
38
(
moobd.
,
1450
/
60
):
ob wir wider ein wellen gen zu nıͤessung der warhait sam jn ain paradeis, das wir durch glauben, hoffnung vnd lieb vnsers mitlers gots vnd menschen Jhesu Cristi, [...], wider geruͦchen ein gen.
4.
›Genuß, leibliche (
empfindliche
) Aufnahme von Brot und Wein als Vollzug des religiösen Gedächtnisses (
gehügnisses
) an Jesus Christus sowie der sakramentalen (mystischen) Vereinigung des Menschen mit Gott‹ (vgl.
in mich verwandlet
,
mit mir ein leib
);
zu  6.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 1,  4,  2, , (
das
), .
Syntagmen:
mit der n. zu der bekorung (der gotheit) kommen
;
die n. der speise, des leibes / fleisches / blutes (Christi), des fronleichnamen / sacramentes, der empfindnis / gotheit
;
die n. mit beten / fasten
;
die äusserliche / geistliche / empfindliche n
.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
Wer nu rechte gedechtnis des tods Christi hat, der sol das Sacrament empfahen und trost suͤchen, Nicht das die eusserliche niessung das hertz troͤste [...]. sol das hertz nicht allein durch die niessung des Sacraments, sondern auch durch die wort, die bey dem Sacrament sind, zu glewben vermanet [werden].
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
6b, 17
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
von der handelung dirre gab gibt er
[Gott]
vns suͤsse und minniclich gehuͤgnuͤzz võ im von der niezzvng der speis / geit er vns ain vorpilde vnd ain phant sein’ ewigen niessvng.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
So haben wir von den alten predigern gehört, das es ain gaistliche nyesung und empfahung des leybs und bluts Christi sey, ist nichtz news.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
wan ein hochzeitlicher Tag was, so bereitet er sich nit anders zü der geistlichen Niessung des Sacramentz mit Betten, Fasten.
Schmidt, Rud. v. Biberach
151, 4
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dar vmbe het si [gemenschotvͥ wisheit] zvͦ einer spise iren fronlichamen vns geben, daz si mit spise des fleisches vnz reitzdi zvͦ der niessung der gotheit.
Ebd. 9:
Iesus ist in dem sacramento ein gewerú spise vnd gewerlich bekorlich, daz wir mit der niessung sines fronlichamen komen zvͦ bekorung siner gotheit.
Ebd.
161, 27
:
von disem geistlichen essen so „belibest dvͥ in mir vnd ich in dir“, als dvͥ in mich verwanlot sist, vnd mit mir ein lip sist worden. [...]. Dar vmbe „stand vf!“, o min tvbe vmb diener vnphintnissi einfaltig niessvng.
Ebd.
177, 21
:
Als wir vor bekoren vnd versuͦchen die ewigen selikeit in disem lebenne mit heilikeit des lebens vnd mit beschoͮd des inren menschen vnd mit niesvng der gotheit, also enphan wir in disem lebenne etwas von vnsers libes selikett.
Ebd.
151, 14
;
153, 16
;
161, 17
;
Goertz, Liturgie.
1977, 394
.