niederträchtig,
Adj.
– Motivationelle Zuordnung von
-trächtig
am ehesten von
2
her plausibel.
– Seit dem 16. Jh.
1.
›niedrig, klein, flach; nach unten hin‹;
vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1.
Syntagmen:
ein turn n. sein, ein geschir n
. ›nach unten hin‹
ablang sein
;
ein schif n. bauen
(objektbezogenes präd. Attr.);
der niederträchtige hügel, das niederträchtige haus / instrument / rind / gewächs, die niederträchtige büchse / tür
.

Belegblock:

Bauer u. a., Kunstk. Rud.
13
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein renotzergeschirr, ist nidertrechtig ablang.
Ebd.
2263
:
Ein nidertrechtig messin instrument, welches vil reder hatt.
Ebd.
401
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
2.
›geringen sozialen Standes, schlicht, einfach‹ (von Personen und Sachen / Tätigkeiten); als Ütr. von 1 auffaßbar;
vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 2, , .
Gegensätze:
(Adj.) 3, (Adj.) 12.
Syntagmen:
die niederträchtige arbeit, das niederträchtige handwerk / volk
.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1559
):
Mitler zeit wöl wir also leben | In einem nidertrechtig standt.
Goedeke, Fischart Flöh Haz
515
(
Straßb.
1594
):
Bei grossen ist die witz aufgblasen, | [...] | Bei denen, so sind nidertrechtig, | Jst sie unscheinbar, doch sehr mechtig.
Adomatis u. a., J. Murer. Hest. S. 
539
(o. O.
1567
):
er hat die gewaltigen von den stuelen herab gerissen / und die niedertraͤchtigen erhoͤhet.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
3.
›demütig in Haltung und Verhalten, bescheiden, sich gegenüber anderen zurücknehmend‹; vereinzelt mit negativer Nuance in Richtung auf ›täuschend, falsch‹;
vgl.  6.
Seit dem 16. Jh.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  2,  2 (mehrfach),  10, , , ,  1,  1, , (Adj.) 1,  2, ,  3, .
Syntagmen:
die stimme n. sein
;
n. sehen, sich n. erzeigen / verhalten
;
der niederträchtige geist, das niederträchtige gemüt / wesen, die niederträchtigen augen
; subst.:
den niederträchtigen liebhaben; etw. niederträchtiges tun
.
Wortbildungen:
niederträchtige
(16. Jh.; ),
niederträchtigkeit
(dazu bdv.: , , ,  2).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
HVMILITAS. Demut demuͤtigkeit armgeistigkeit, niderigkeit niderträchtigkeit. Humilis. Demuͤtig eingezogen armgeistig niderträchtig.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Demuͤtig. Nidertrechtig. Ein eingezogen Gemuͤt. Ein wolvernuͤgt Gemuͤt / das nit grosse ding betracht.
Veracht. [...]. Geringschaͤtzig. [...]. Nachguͤltig. [...] Kleinfuͤgk.
Schlecht. Ring. Geringschaͤtzig. [...] Nidertraͤchtig.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
280b, 36
(
Frankf./M.
1649
):
daß sie sich in jhrem Ampt alß geistliche Leuthe / so demuͤtig vnd nietertaͤchtig
[sic!]
/ sanfftmuͤtig vnd gelindt / fuͤrsichtig vnd einfaͤlti[g] erzeigen / vnd verhalten wollen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
orhein.
1520
):
so hat ein wolf einen forchtsamen geschmuckten nidertrechtigen schlichenden gang.
Maaler (
Zürich
1561
):
Demuͦt. (die) Demissio. Niedertraͤchtigkeit.
Kleinfuͦg / Nidertraͤchtig. Plebeius, Humilis, Tenuis.
Nidertraͤchtigs kleinmuͤtigs gmuͤt. [...]. Erwz weybischs vnd Nidertraͤchtigs thuͦn.
Vnachtbarkeit (die) Nidertraͤchtigkeit. Obscuritas, Humiliats, Imprudentia, Negligentia.
Lauater. Gespaͤnste
69v, 29
(
Zürich
1578
):
Man muͤsse ouch acht haben / ob die stimm so ghoͤrt wirt lieblich / angnem / demuͤtig / nidertraͤchtig / schmertzlich seye.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
dann er sich gantz aines eingezognen, nidertrechtigen wesens und erbarn wandels halten könnden.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
344, 42
;
345, 3
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .