niedersetzen,
V.
1.
›etw. (Sachliches, auch: den
leichnam
, das
blut
Jesu Christi) hinstellen, absetzen‹;
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Gegensätze:
 1.
Wortbildungen
niedersetzung
1 (dazu bdv.: ; ggs.:  4).

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Iohan setzet die Kufer heimblich nieder, vnd gehet gar steiff hinten ihm her.
Buijssen, Dur. Rat.
282, 29
(
moobd.
,
1384
):
Das erst wıͤrt bedewtt in der ersten auffhebung und niderseczung dez leichnams und dez pluͤcz Christi, belichew zwhant wıͤrt nach ıͤrr tyͤrnnung
[lat.:
consecratio
],
daz ander wıͤrt bedewtt in der auffhebung und niderseczung, dy do wıͤrt an der stat.
Ebd.
283, 1
:
die auffhebung des leichnams und des pluecz Christi und die niderseczung, die bedewttund sind dyͤ auffhebung dez leichnams Christi von dem erdreich und seyn legung in das grab.
2.
›jn. / etw. unter einem je spezifischen Aspekt, z. B. in seinem Status, seiner Heftigkeit, beeinträchtigen‹; im einzelnen: ›jn. in seiner Würde herabstufen‹; ›(den Zorn) stillen, mäßigen‹; ›(den Wundfluß) reduzieren, zum Erliegen bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 4; vgl.  7,  1,  2, (V.) 2.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
den uz beschiden die die ebdissen mit rade ober die andere gesatzit hat obe die sie neder gesatzit hat durch sumeliche schult.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
93, 17
(
els.
,
1362
):
es ist kein ding das so sere gestille die ungestuͤme dez zornes, vnd nider secze die geswulst der hohfart.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
[etlich pulner] da mit nid‘ zuͦ setze͂ die vberflüssikeit d’ wunde͂.
3.
›sich aufgrund verschiedener Anlässe und Zwecke (z. B. in amtlicher Funktion, zum Essen, Nichtstun, Ausruhen) hinsetzen; jn. in unterschiedlicher sozialer (z. B. zur Bewirtung) / fiktiver (z. B. in geistlicher Gemeinschaft) Funktion wo Platz nehmen lassen‹; als Synekdoche: ›jn. als Gast aufnehmen‹.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
j. n
. (absolut);
j. jn
. (z. B.
den / einen herren, die gäste
)
n., jn. n., zu
[+ Inf., z. B.
zu essen
]; refl.:
sich n
. (z. B.
bei frommen, zu einem bach, zum tisch
),
die maus
(Subj.)
sich für
›vor‹
den storch n
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wer sich bey frommen nidersetzt / der steht bey frommen auff.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
249, 20
(
wmd.
,
1634
):
ein Junger Hirt; | Sich zum Bächlein nidersetzet, | Damon er genennet wird.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
121, 25
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Die diesche waren dar jnne gedacket / Sij sassen nieder zü essen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Domine exaudi. Requiescant. Dar na sizzen nider.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
waz die wile geteidinget wirdet, ee he [richter] sich wider nidersetzet, daz hat craft.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Zu allerseyts wirdt zu bereit, | Die Gaͤst man nidersetzet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
So kumet min jungfroͮwe von der Marporzen und setzet sich do nider recht als ob alle ding vollebracht sin.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
dú edel minne. dú setzet únsern herren nider und sprichet: ,herre, wir sont sitzen‘.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
daß sie über 32 personen, [...], nit nidersetzen, bei straff zwen gulden.
Bauer, Geiler. Pred.
332, 32
(
Augsb.
1508
):
nit suͦch dich selbs / nit setz dich also uff ain waͤßlein / und zu ruͦwen / wann daz ist grosser merklicher schad [...]. ainem menschen der got dienen wil / wenn er sich also nidersetzt und maint / er woͤll zuͦfriden sein.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
539, 1034
;
Kehrein, a. a. O. ;
Roloff, Brant. Tsp.
604
;
2061
.
Vgl. ferner s. v.  3.
4.
›sich wo gewerbetreibend niederlassen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  2,  2.

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 2, 44, 17
(
md.
,
1470
):
Weddir solliche befrihunge hetten sich [...] uff etlichen dorffern etzliche hantwerger schuster snyder becker [...] nyddergesatzt und ire hantwerge aldo geubet.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
81, 15
(
nobd.
,
1351
):
daß sie sich wider der burger gesetz nider hetten gesetzt und maisterrecht gewürkt.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
das sich auch derselben frembden keiner mit wesen hie nit nidersetzen [soll].
5.
›(ein Gericht, allgemeiner: ein Gremium) konstituieren; jn. in eine rechtliche Funktion einsetzen‹ (zum Zwecke von
erkennen
9); von ›sich / jn. hinsetzen‹ her als Synekdoche tropisiert.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
(bzw. Orientierungsfeld von Teilhandlungen des
niedersetzens
):  4,  4,  11,  10,  9,  3, ›vorschlagen, vorstellen‹.
Gegensätze:
 45.
Syntagmen:
j
. (z. B.
ein richter
)
n
. (absolut);
j. (jm.) ein gericht / recht n., j. jn
. (z. B.
die fürsten, einen richter, die berggenossen / hausgenossen / knechte / ritter
)
n
. (z. B.
zu recht, zu beisitzer, zum richter
);
der niedergesezte man ein urteil fällen
;
das niedergesezte kriegsrecht
.
Wortbildungen:
niedersetzung
2 ›Einsetzung eines Gerichtes‹.

Belegblock:

Dinklage, Frk. Bauernweist.
111, 40
(
nobd.
,
15. Jh.
):
auch ist es wissenlich und kuntlich, das der menner nicht genug ist, ein gericht zu besetzen, so soll ein herr von Aura sein lehenmenner und die ganerben von Schildeck ire lehenmenner nidersetzen, zu bestellen ein gericht.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
Wie das statgericht erneuert, wann es ainem erbarn rat geschworen und niedergesetzt worden ist.
Ebd. (
1552
):
aus denen 17 alsdann ain erbarer gantzer kleiner rat 6 erbar mann durch das merer erwöhlen, zuͤ zuͤsetzen nemen und nidersetzen lassen soll.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
wann in des vordreusst, so schol es im ainen richter und sein perkgenossen darumb nidersezen und in darauf fürvordern.
Ebd. :
so mag er [herr] ander herren perkgnossen der nider sezen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1572
):
so ist den inhabern hiemit auch aufgelegt das sie kainen underton oder perkholden [...] außerhalb nidersezung aines ordenlichen urbar- und perkrechtsrechts von seiner verkaufrechten hueben, hofstat, weingarten oder andern gründ entsezen.