niederfal,
der
(meist), auch:
das
;
–/-fälle
.
1.
›räumlich, physikalisch nach unten gerichtete Bewegung‹; auch: ›mit einer solchen Bewegung verglichener Niedergang, Untergang‹ (z. B. der Sonne);
Bedeutungsverwandte:
 1,  1; vgl.  3.
Gegensätze:
 8,  1.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
32, 19
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
abir der hayl wirt in deme nidirvalle des waldis
[
Mentel
1466:
in der absteigung
; nd. Bibel 1478:
in deme nedderstighen
;
Wormser Proph.
1527:
neben dem wald abgehen
;
Froschauer
1530:
in walt vnd statt fallen
;
Eck
1537:
in dem absteigen
;
Luther
1545:
den Wald hinab
],
und mit nidirlegen wird di stat genidirt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Niderfall / Außfall / Wenn etwas niderfalt. Procidentia.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
15, 6
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Wer auch daz ertreich eben sleht von der sunnen aufganch piz zu irem nidervalle, so [...].
Ebd.
37, 11
:
daz die widersehenden oder die widerkrigenden himelzaichen auch geleich aufgeng und nidervelle haben.
Ebd.
12, 3
.
2.
s.  2.
3.
›Unglück, Verderben‹ (z. B. einer Stadt); ›psychische Depression, Mutlosigkeit, Verzagtheit‹; ›Fall, Sturz‹ (z. B. eines Königs); tropisch an 1 anschließbar.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, .

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2228
(
Köln
1476
):
am gespalden wall; [...] | Manch hartz qwam dayr zo nederuall.
Ebd.
2350
:
Behued dyessz stat, dyessz portz ind wall | Vur schaed, vur schand, vur nederuall!
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
wie daniel dem kuͤnig nabuchodonosor außleget seinen trawm. des grossen pawms. dar durch verstanden ward der niderfal des kuͤnigs.
4.
eine Abgabe, darunter die Todfallabgabe.
Wmd.; älteres Frnhd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 3, ; vgl.  2, ,  2.
Syntagmen:
den n. haben / behalten / heben / geben / gelten / bessern
;
der n. des hofes, zu Deutz
.

Belegblock:

Kaeber u. a., Qu. Blankenb./Deutz (
rib.
,
1289
):
dat nedervall zo Duytze, dat is wer stirfft, 5½ d.
Grimm, Weisth. (
rib.
,
16. Jh.
):
die hoiffs schulten soll haben all vpfeel vnd nederfeel der hove.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1319
):
besessen lênman cum iure opval et niderval.
Ebd. (
1348
):
und uns behalden niedirval und lude, die uͦz unsem hoͤven gewinet hetten und alle sêintrecht, bit vuͦrwuͦrtin, wat boißin oder besseruͦngin erfallen mach, dat wir des maicht haven zuͦ heven.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon ; ;
Lamprecht, a. a. O. Anm. 6; Anm. 4;
Rwb (mit weiteren Bedeutungsansätzen).
5.
›Wendung, Blick hinunter, in die als ,unten‘ gesehenen (vgl. im zweiten Beleg), sinnlich wahrnehmbaren (
leiblichen
, durch
unterscheid, menge, teil
gekennzeichneten) Gegenstände‹; als Metonymie: ›Abgeleitetes, Zufälliges‹;
vgl. am ehesten  45.
Alle Belege von Meister Eckhart.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Allez, daz lîplich ist, daz ist ein abeval und ein zuoval und ein niderval.
Der wille ist sô vrî und sô edel, daz er von keinen lîplîchen dingen ennimet, sunder von sîner eigener vrîheit würket er sîn werk. Vernünfticheit nimet wol von lîplîchen dingen: in dem stücke ist wille edeler; aber ez ist an einem teile der vernünfticheit in einem nidersehenne und in einem nidervalle, dâ diz verstantnisse bilde nimet von lîplîchen dingen.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz ûzer werk [...] nimet sîne götlîche güete mittels des innigen werkes, ûzgetragen und ûzgegozzen in einem nidervalle der gekleideten gotheit mit underscheide, mit menge, mit teile.
Jostes, Eckhart
70, 20
(
14. Jh.
):
Der himel der enhat dekein stat in seim hohsten und in seim lautersten, mer in seinem nidervalle seiner wuͤrkuͤnge ist er stat und setzunge aller leiplichen dingen, die under im sint.
Quint, Eckharts Pred. .