nez,
das
;
–/netze
.
1.
›Netz, Gewebe aus Fasern jedweder Art zum Zwecke des Fangens von Tieren (Fischen, Vögeln, Wild), auch der Niederwerfung und des Festsetzens von Menschen‹; in letzterem Falle: ›Gefängnis‹; speziell: ›Spinnennetz, Spinnengewebe‹; in je 1 Beleg: ›Drahtgitter‹ (zum Schutz gegen Einbrüche); ›netzartige Deckenverzierung‹.
Zur Sache bezüglich des Vogelfanges:
Schwenk, Zur Terminologie d. Vogelfangs. [...].
1967, 69
ff.
Phraseme:
das nez verlassen
›den Beruf aufgeben‹;
das antliz gegen dem nez keren
(von der Spinne gesagt);
mit goldenem nez fischen
›unverhältnismäßig teuer, aufwendig handeln‹.
Bedeutungsverwandte:
,  2,  1,  3,  1,  12, ,  2; vgl. , .
Syntagmen:
das nez, die netze aufrichten/ aushängen / auswerfen / lassen
(z. B.
in das mer
)
/ machen / senken / stellen / waschen, dem hirs das n. richten, die fische das n. zerreissen, j. ein n. um sich tragen
(zur Kennzeichnung eines Status), [wo]
verborgen haben, jm. das n. abreissen
;
das n
. (Subj.)
bereit sein, ein n. dem fischer gehören
;
etw. durchsichtig wie ein n. sein
;
die fische in das n. kommen, jn. in das n. bringen
;
mit netzen fangen / fischen / stellen, etw. mit einem n. gestreichen
›erreichen‹ (zur Bestimmung der Fangfläche),
sich der vögel mit netzen annemen, den vogel mit netzen betriegen, fische / vögel mit netzen fangen
;
das n. der jäger / vögler / spinnen
.
Wortbildungen:
netzefang
›Netzfischerei‹,
nezbube
wohl ›Betrüger, Galgenstrick‹,
nezgabel
(s. u.
nezstange
; Bedeutung analog),
nezgarn
,
nezlich
›jm. hinderlich‹ (dazu bdv.: ), ˹
nezstange
,
nezstok
˺ ›Stange zur Aufrechthaltung von Netzen‹,
nezstricken
›Netze zerstören‹ (dazu bdv.: ),
nezstricker
(dazu bdv.: ) offensichtlich werden beide vorstehende Bildungen doppeldeutig gebraucht, neben ›zerstören, vernichten‹ bzw. ›Vernichter‹ auch ›dem Gegner ein Netz über den Kopf werfen, um ihn zu überwältigen‹ bzw. ›Gladiator, der dies tut‹,
nezvogel
›Lockvogel‹.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen. Ros.
71, 35
(
Hamb.
1646
):
Wier stelten beide zusammen den fischen und vogeln neze.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
de vischer solin ouch niht daz wazzer nuͦzzen wen also verne, so se mit eyme netze gestriken mogen vz deme schiffe.
Luther, WA (
1521
):
daselbs war eyn weyß furhang, durchsichtig wie eyn netz umb das tabernackel.
Ders. Hl. Schrifft.
Spr. 1, 17
(
Wittenb.
1545
):
es ist vergeblich / das Netze auswerffen fur den augen der Vogel.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
107, 2016
(
Magdeb.
1608
):
Daneben sind im Wasser mehr / | Die vns Froͤschen zusetzen sehr. | Schnabbert der Hecht / Kruͤmling die Schlang / | Enten / Schwanen / der Netzefang.
Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp.
1, 235, 22
(
rib.
,
1525
):
So ouch unse underdanen [...] mit den netzboeven, lantleufferen ind gengeleren belastiget werden [...] willen wir dairomme geinen netzboeven, lantleuffere [...] in unsen landen [...] gedulden.
Voc. inc. teut.
r ijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Netzstricker Cassarius [...] facit cassē wildnetz.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
95, 6
(
Frankf./M.
1568
):
Jch kan auch machen Garn vnd Netz / | Zur Jaͤgerey vnd zu der Hetz.
Feudel, Evangelistar
146, 16
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Abir eyns ist gliche daz riche der hemele eyme necze gelazen in daz mer, do samende ist allir leie vische.
Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
den sinen
[Bezug auf Maccabäus]
sie [süne des Beau] waren netzlich | an allen wegen hinderlich.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
si lizen netze in das mer, wan si wâren fischêre.
Ebd. Lk. :
wan di fischêre wâren nider gestigen und wuͦschin di netze.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
233, 16
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Wan du mit netzen gestelt hast, so las jo keine furkeln stecken, dann man einen übel damit fexiren kan.
Voc. Teut.-Lat.
x iijv
(
Nürnb.
1482
):
Netzstricken. cassare od’ vernichten. [...] Netzstricker. cassator cassarius idem. od’ vernichter.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Waren
.
vij
.
zeil neczel in einer haubt decken vnd
.
vij
.
neczel in der ander haubt decken
[
Dietenberger
1534:
künstliche gemecht
;
Eck
1537:
gleichsam ains netz vnd keten
;
Froschauer
1530 /
Luther
1545, 1. Kön. 7, 17:
geflochten Reiffe / wie keten
].
Thiele, Minner. II,
13, 404
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
Was uß dem fusß nit ysset, | hort nit inden wiltpan. | manig weidman des vergisset | unnd nympt sich dogen edler vogel an | mit falschen stricken, ricken unnd auch neczen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
wer ǒch, das kein schuͦler luͦdrige spiel [...] inging und an sich neme, oder in die winhüser oder zu den legen inkerten, dennen sol man das netz abryssen und den orden nemen.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
Er gsehe, das man der statt mit einem guldinen netze woͤlle fischen.
Wiessner, Wittenw. Ring
6870
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Der schol mich des nicht bitten vil, | Daz ich der sein netzfogel sei!
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
342, 21
(
Genf
1636
):
netzgabel [...] Baculi
(s. u.
nezstange
; Bedeutung analog).
Ebd.
23
:
netzstange [...] Pettica
(›Stange zur Aufrechthaltung von Netzen‹).
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
dann die grafen heten vil neher mit den truchsessen, dann dem haus Österreich tedingen kinden, und haben, wie man sagt, mit ainem guldinen netz gefischet, mer darbei zugesetzt und verloren.
Heydn. maister
12r, 11
(
Augsb.
1490
):
het er [Pittacus] verporgenlich vnder seinem schilt ein necz: damit er Prinonen überwarf.
Turmair (
Augsb.
1517
):
dulciarii ,letzelter‘, cetarii ,heringer‘, qui salitos pisces vendunt, retiarii ,netzstricker‘.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der gemain man [...] püest den hunger [...] zue zeiten mit wildpret und vögln, so mit jagen hetzen paissen, in netzen maschen kloben trauchen häberitzen hanfschmaissen springheusern und leim gefangen worden.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Zum baren bringen / ins netz bringen / in laqueum inducere, arte sic concludere quempiam, ut iam nullum sit effugium.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wer der spinnen netzel über ain frisch wunden legt, dem geswilt diu wund niht.
Ebd. :
wenn diu spinn slâf, sô kêr si [...] ir antlütz gegen dem netz.
Klein, Oswald
19, 21
(
oobd.
,
1416
):
in netzn, lätzen auff dem kloben | vil edler vogel wirt betrogen.
Ebd.
52, 20
(
um 1408
?):
wer jagen well, | wiss, das er sein netz recht stell.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
246
(
oobd.
,
1607
/
11
):
ein groß blatt mit seinen nerven und voller kleiner äderlin, durchsichtig wie ein netz.
Weber, Füetrer. Poyt.
97, 1
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Do richt man strick vnd netze | dem hirssen weis zw var.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
532, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Es was berait – strick, trauch unnd auch das netze
(Kontext: Trojanisches Pferd).
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
21, 3
(
tir.
,
1464
):
Da verliessen Petrus vnd Andreas ire nëcz vnd alles, das si hëten, vnd volgten nach dem füstrit des hërren.
Rechn. Kronstadt
2, 657, 24
(
siebenb.
,
1544
):
Domino Bartholomaeo sacellano, qui paravit retia ex filis ferreis vulgo necz ad fenestras sub praetorium flor. 1.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
49, 6
;
Peil, a. a. O.
593, 2749
;
v. Ingen, a. a. O.
109, 2
;
Feudel, a. a. O.
90, 27/28
;
Ermisch u. a., a. a. O.
223, 15
;
Opitz. Poeterey
23, 17
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
187, 76
;
Bremer, Voc. opt.
8035
;
Schmitt, Ordo rerum
181, 19
;
Voc. Teut.-Lat.
x iijv
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
342, 3
; 5; 7;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 159
ff.
Vgl. ferner s. v.  2,  1, (V.) 1.
2.
›einem Netzwerk verglichene, dem Menschen zu mächtig werdende, ihn ins Verderben ziehende, personal (als Lucifer, Tod, Teufel, Papst) oder sachlich (als
liebe
) gedachte berückend verführerische Macht‹; bildlich bzw. ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  2, , ,  2, (
der
4, ,  1, ,  4, .
Syntagmen:
das n. verkaufen, der welt das n. stellen, jm. zerreissen
;
das n
. (Subj.)
reisen, js. n. dicht sein, jn. umfangen / vergarnen, das n. eine schöne frau sein
;
jn. in sein n. ziehen
(z. B. vom Tod gesagt),
j. in js. n. fallen, seinen fus in ein n. stossen, sein herz in js. n. verzeren
;
das n. Lucifers, des todes / teufels, der liebe
;
das ausgespante / geistliche / weite n
.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
Dan szo der Bapst macht hat, sein geltstrick und geistliche netz (,gesetz‘ solt ich sagen) zuvorkauffen umbs gelt, hat gewiszlich ein pfarrer viel mehr gewalt, die selbenn zureyssen und umb gottis willen.
Ebd. (
1544
):
weyl man ihm [Bapst] aber das netz zureist unnd den fincken herd zustoret, so wird er nicht lang Reich werden.
Ders. Hl. Schrifft.
Hos. 5, 1
(
Wittenb.
1545
):
es wird eine Straffe vber euch gehen / Die jhr ein Strick zu Mizpa / vnd ein ausgespannet Netz zu Thabor worden seid.
Froning, Alsf. Passionssp.
4485
(
ohess.
,
1501ff.
):
mer enwysßen nyt, wen hie (in) syn
[des
doits
]
necze zyhet.
Perez, Dietzin
1, 43, 7
(
Frankf.
1626
):
sintemal meine Gedancken gar nicht sind / der welt Netz vnnd Garn zustellen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
26, 5
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
das ein mensche aller künste, hübscheit und wirdigkeit vol sei, dannoch muß es in unser
[des Todes]
netze fallen.
Gille u. a., M. Beheim
189, 192
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
und auch reüsen und necz, das sein | schon frauen, die da cziehen ein | den menschen czu ewiger pein.
Franck, Decl.
336, 18
(
Nürnb.
1531
):
das wir das [...] schmaichlend federklauben der schnoͤden huͦren verhuͤtten / welcher hundertlist anreytzung / netz / falstrick / vnnd klatzerig / anklaͤbig vogelleym jres zaͤrtlens / lieber wer kans erzelen?
Franck, Klagbr.
223, 4
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Die Beicht ist ihn
[den Klerikern]
auch ein vilfessig weit außgespant netz (dann die herschen damit vber die gewissen der menschen).
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
ein jungú, schoͤnú, wolgebornú tohter, dú mit dez selben túfels nezze menig jar ir herz und ir zit hate úpeklich verzeret.
Klein, Oswald
56, 23
(
oobd.
,
1417
/
8
?):
frau, deine dreuch und netz | haben mich umbfangen und vergernet ganz.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
33, 14
(
tir.
,
1464
):
Das ist das nëcz des tiefels: Wer da gefangen würt in dem nëcz, der würt nicht pald erlöst.
Hübner, Buch Daniel ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Bauer, a. a. O.
109, 25
.
Vgl. ferner s. v.
1
 5.
3.
›als ein die Eingeweide umfassendes oder trennendes Netz metaphorisiertes Gewebe‹ (unterschiedlicher anatomischer Art; für z. B. lat.
omentum, diaphragma
u. a.); im einzelnen: ›Bauchfell‹; ›Netzmagen‹; ›Eingeweide‹; ›Bauch-, Darmfett‹.
Phraseme:
jm. geht das nez aus
›j. hat eine schwere Bauchverletzung‹.
Bedeutungsverwandte:
 3,  17.
Syntagmen:
kein n. lassen, das n. für sich legen, mit dotter bestreichen, ein n. über das kalb spannen
;
das n
. (Subj.)
die därme beieinander behaben
;
das n. der leber, über die leber, an / in den tieren, im bauch / leib
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
3. Mose 9, 19
(
Wittenb.
1545
):
das fett am eingeweide / vnd die nieren / vnd das netze
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
netzlin
]
vber der lebber [...] legten sie auff die brust.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1586
):
Min swager Steffen Horn zu Geien wart in dissem anfall mit verwont in ein seide, das im das netzs uisginge.
Schmitt, Fachprosa
57, 7
(
ofrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
Nym ein lebernn von einem kalb [...] vnd leg das necz furr dich vnd bestreich es wol mit totternn.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
die derm oder siphat / das ist die flã od’ netz das in dem buch die derm by einander behalt.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Netz od’ heuttle das mitten in dem thier ist / als ein wand / scheidet das hertz vnd lungen von der leber vnnd miltz. Diaphragma, lati. Transuersum septum. das Netz oder gehenck. [...]. Netze vmb die eingeweid.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das Netze im leyb von einer seyten zuͦ der anderen zwusche͂d den oberen eyngeweiden hertz vnd lungen vnd zwüschend den nieren.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
342, 4
(
Genf
1636
):
netz in denn Thieren / das Haͤutlein so vmb das Eingeweyd gehet.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
2. H. 16. Jh.
):
Sy [mexger] sond die nieren nit erheben und kein netz uber kein kalb spannen.
Bremer, Voc. opt.
1120
(
schwäb.
1. V. 15. Jh.
):
Reticulum est membrana aruinosa seu carnosa, per quam plurime parvule vene continuantur vndique intestinis.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Ez sol auch chain flaeschhaekel weder stro noch haͤw nicht mehr stozzen under die nyern und chain netz darinn lazzen.
Luther. a. a. O.
3. Mose 3, 4
;
Bentzinger, Erf. Historienb., 2. Mose
29, 13
;
22
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 159
.