neissen,
V.;
zu
ahd.
/
mhd.
neizen
›bedrängen‹
(
Splett, Ahd. Wb.
1, 2, 661
; ; ).
– Beleghäufung für das ältere und mittlere Frnhd.
1.
›etw. (ein Landstück, Bauwerk o.ä.) verwüsten, zerstören, verderben, schädigen‹; offen zu 2.
Syntagmen:
das gotteshaus, den weingarten, das geflügel n
.;
als eine sau in dem mist n
. (hier intrans.: ›herumwühlen‹).
Wortbildungen
neisser
1 ›Prasser, Fresser, Schädiger‹ (dazu bdv.: , , ).

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jer.
12, 10
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
vil hirten haben geneyset
[
Mentel
1466:
verwústen
; nd. Bibel 1478:
versturt
; 1522:
thobroken
;
Froschauer
1530 /
Eck
1537:
haben [...] verhergt
;
Luther
1545:
verderbet
]
minen wingarten, si haben getrettet myn stucke.
Ebd. Mal.
3, 11
:
den neyser
[
Mentel
1466:
den fressenden
; nd. Bibel 1478:
verslinder
; 1522:
vorterenden
;
Wormser Proph.
1527:
fruchtkaͤfer
;
Eck
1537:
Hewschreck wurm
;
Luther
1545:
Fresser
]
wil ich strafen vor uch und er sal nicht virterbin di vrucht uwers landes.
Ebd. Jes.
3, 14
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
2.
›jn. übervorteilen, ausnutzen; jn. belästigen; jn. ausbeuten, bedrängen, nötigen, plagen, Macht auf jn. ausüben‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1,  2,  2, ,  12, (V.) 34, .
Gegensätze:
 7.
Syntagmen
seinen bruder, die christen / (kauf)leute / witwen / weisen, das volk, js. lere n
.; subst.:
das neissen lassen, jn. mit neissen gewürken
›jm. zusetzen‹.
Wortbildungen
neisse
›Verfolgung‹ (dazu bdv.: ),
neisser
2 ›Unterdrücker, Verächter‹ (z. B. des Glaubens; dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Blinde blinder leiter sint, | Di witwin si wol neisen.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[dî brûdre] geworchtin im sô wê | mit stritin und mit reisin | und manchirhande neisin, | unz er zu jungist sich irgab.
[er] durchrante tobende | in vîentlîchir neise | und in mordlichir vreise | mit den sînen her vnd dar.
Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
45, 8
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
und sy sullin nicht vorbas di vurstin neysin
[
Mentel
1466:
stoͤren
; Var. 1475
2
-1518:
zerstoͤren
; nd. Bibel 1478:
vorwosten
;
Wormser Proph.
1527 /
Froschauer
1530:
vnbeschwaͤrt lassen
;
Luther
1545:
meinem Volck das jre nemen
]
myn volk.
Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Nu vint man lute harte vil, | den daz were ein vreudenspil, | daz nimmer me ein houbitman | uber sie hie solde bestan, | [...] | so bliben sie selber neizer | unde heten iren willen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Decius, der bose keiser, | Ein echter und ein neiser | Des rechten gelouben.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
uf der toden plan, | Do dy ungetruwen man | Lan ir putwaren und ir neysen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Sie begunden en heisen | Hinderwert abe ceisen | Pris, lob, dar zu ouch neisen | Steteclich sine lere.
Gille u. a., M. Beheim
4, 45, 69
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Sie solten schaurn | und schirmen witwen und waisen | und auff die schelk und paswicht laurn, | die arm leut raͮben und ach naisen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
So verstands aber grave Gotfriedt Wernher vil uf ainen andern weg und wolt ihe mainen, sein brueder begert ine also zu naissen, welt ein guets mendle an im haben und den last, [...], uf ine weisen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Die witwen und die waisen, | Die chanst du vil wol naysen | Und scherffleich mit in tzuͤrnen.
Niewöhner, Teichner
407, 64
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
der in walden raiset, | da man di lauͤt beschint und naiset | und ir leib und guͦt wil han.
Strehlke, a. a. O. ; ; ; ;
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Ukena, Augsb. Hl. Kreuzsp.
1291
;
Niewöhner, a. a. O.
134, 18
;
617, 166
;
Wackernell, H. v. Montfort ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .