neiglichkeit,
die
;
-Ø/–
.
›Verhaltensweise, -eigenschaft natürlicher Gegebenheiten (Sachen)‹; tropisch eng daran anschließbar: ›dem natürlichen Menschen eigene Verhaltens- und Handlungsdisposition, Hang, Wünsche, Gelüste, Triebhaftigkeit‹ (jeweils selten); (meist:) ›dem Menschen vor allem unter religiösen, speziell mystischen Aspekten eigene Haltungs- und Handlungsdisposition zu den
sünden
, zur Eigenbezüglichkeit, auch zur Erreichung egoistischer Ziele bis hin zur Seligkeit als Lohn für geleistete Dienste‹; positiv gesehen auch: ›bedingungslose, achtungsvolle Liebe, freundliche Offenheit zum Nächsten‹; vgl.  3, vereinzelt auch 6.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
(zur Nuance ›Hang, Gelüste‹:)  12,  3,  1; (zur Nuance ›Eigenbezüglichkeit‹:)  36,  3 (der
belonung
, des
lones
),  1,  5,  1, , ,  1,  2,  2, , .
Syntagmen:
n. zu etw. haben / gewinnen, jm. die n. zum luste benemen, j. von der n. gefreit / entledigt sein, jn. zur n. zwingen
;
die n. der consciencien, der natur, fraulicher herzen
;
die n. der sünden
(gen. objectivus: ›zur Sünde‹),
zu einem kleid / kleinod, zu dem luste, zu bosheit / schande
;
die heimliche / ungeordente n
.;
die volgung der n
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1542
):
Als der ab tugent hab ein scheu | Und sonderliche neigligkeit | Zu großer heßlichr schand bosheit.
Luther, WA (
1524
):
Darumb kain mensch also heilig ist, in welchem sich der lust zuͦ der sünd nit rege, welcher nit ayn angeporne nayglichkait zuͦ sünden hab.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
174
(
Nürnb.
1517
):
das der fürsehen eben fur ein dink achtet, [...], als der genzlich entledigt und gefreiet ist von aller neiglikeit und underschied oder auch von der begird ewiger belonung. Von dannen herscht er uber alle tir des erdbodens.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Dise hant den witen breiten weg gewandelt verborgenlichen in der volgung ires eigenen natúrlichen tribens und neiglicheit.
[manig ding] kumet etwenne von núwer beweglicheit oder von neiglicheit, von vorchten der helle und begerunge selig ze sinde, des der mensche von naturen begert. Wissent: wo Got nút gemeint enwirt, des ensol er och kein ende noch kein lon sin.
so kummet din eigen gebreste und neigelicheit der naturen.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
dorehte verblendete widerparten [...], die mengelichen zuͦ irre neiglicheit twingen wellent und mit niemanne in keiner bruͤderlicher glicheit ston.
daz unser keinre von rehter angestberkeit in siner conciencien neiglicheit dar zuͦ
[zu der
eigenschaft
]
haben oder gewinnen mag.
Warnock, Pred. Paulis
1, 188
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Die prinnenden kolen in dem glaß idem fomes peccati, das ist die naigklichait der súnden.
Ebd.
190
:
kain mensch ist so hailig nie geboren, der dise kolen, naigklichait, spys oder wurtzel der súnden nit in im hab gehept.
Ebd.
5, 127
:
Kain tyer mag im selbs und siner natúrlichen naigklichait herschen und widerstand tuͦn, won es hat kain vernuft.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
das im [Oͤl] nott ist der natúrlichen wermi, die da kumpt von der setzung und naigenlichait des luffs.
Enders, Eberlin (o. O.
1523
):
Das beycht hoͤren thut vil hylff dartzu, darin erlernet werden die heymliche neygligkeyt frawenlicher hertzen.
Rot
306
(
Augsb.
1571
):
Docilitet / Gelirnigkeit / neygligkeit zu der Lehr.
Ebd.
337
:
Passion, Ein anmuͦtung / affect vnd neygligkeyt.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
143, 38
(
Venedig
1483
):
[do aͤinem mensche] alle neiglichaͤit zuͦ leipichem luste benomen were vnd im zuͦ dem fuͤnften ein semleich natur gegeben wer die nicht allaͤin in ir selber geschaͤiden wer von aller neiglichkeit zuͦ leibes luste.
Vgl. ferner s. v.  5,  4,
2
 2.