nater,
die
,
vereinzelt
der
;
–/-n
;
zu
mhd.
nâter
›Natter‹
().
›Natter, Schlange, jedes als giftig geltende, der Schlange verglichene, als beißend, kiefend, saugend, stechend, schleichend, lispelnd semantisierte und pragmatisierte kleine bis mittelgroße Tier‹; in der Regel schreibt man der
nater
biblisch fundierte Eigenschaften zu:
list, weisheit
(jeweils im Sinne von ›berechnender Klugheit‹; vgl. Mt. 10, 16) sowie (häufiger) als
verführen
interpretiertes
sprechen
(vgl. z. B.
Luther. Hl. Schrifft. 1
. Mose 3); tropisch steht
nater
für Höllengestalten im Dienste des Teufels, auch für den Teufel selbst, ütr. für ›höllenähnliche, höllische Qualen‹; auch für ›quälende, stechende Gedanken‹; oft im Orientierungsfeld mit , , , ; in je 1 Beleg wird
nater
als Schimpfwort sowie als Metapher für ›Baumkrebs‹ gebraucht.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, vereinzelt Fachtexte unterschiedlicher Ausrichtung.
Bedeutungsverwandte:
, ,  1, ; vgl. ,
2
,  1, ,
2
.
Syntagmen:
die n. bezwingen / jagen / essen, an seinem bette finden
;
die n
. (Subj.)
sibeln, das wasser verunreinen, list haben, die anderen nicht beissen, die glieder zerreissen, unter js. lippen sein, an js. hand, an jm. hangen, sich jm. mit drohe erbieten, den gewin neiden
;
weisheit als die natern pflegen
;
den natern nachgehen
;
bei der n. der antichrist gemeint sein, j. / eine krone mit natern umfangen sein
;
die n. des gedankes / herzen
;
die alte / saugende /vergiftige n
.;
die natur, das geschrei der n
.
Wortbildungen:
naterbalg
›Schlangenhaut‹,
naterblut
,
natergezücht
(dazu bdv.: , ),
natergift
,
natergrube
,
naterhals
ein Vogel, wohl ›Wendehals‹ (dazu bdv.: , , ; vgl. dazu
Suolahti, Die dt. Vogelnamen.
1909, 35
),
naterhaut
›Schlangenhaut‹,
naterhol
,
naterig
(dazu bdv.: ),
naterkraut
Name verschiedener Pflanzen (Zugang über
Marzell
5, 389
),
naterngeburt
,
naterngeschlecht
,
naternhaupt
(für ›Teufel‹),
naternvergift
,
naternzan
,
naterschlängisch
wohl ›wurmig‹,
naterschmalz
(gegen Haarausfall gebraucht),
naterstich
.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Die nater mit ir sibilo | Irbot sich im mit grozer dro
(hier: Teil eines Heeres von Tiergestalten im Auftrag des Teufels).
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
Ir [der werlt] honing treit natirnvorgift, | ir bluende rose dornes stift.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
Darumb komment sie alle in diese pine / Hie in werdent alle ir glider zerrissen von natern vnd von schlangen.
Voc. inc. teut.
r ijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Nater grub oder nater hol [...] fouea serpentu͂. [...]. Naterwurtz oder nater krut.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Got vater, sun, die beide | [...] | Machen dich zu erben in | In dem riche. den gewin | nidet die alde nater, | der tuvelische vater.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Diz natern houbt in [Got] wider strit | (Der az ist der tuvel Sathanas).
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Ir slangen nateren geburt
[
Mentel
1466:
geschlecht der vippern
; Var. 1475
2
:
geschlecht der vippernatter
;
Emser
1527 /
Froschauer
1530 /
Eck
1537:
nattergezichte
;
Luther
1545:
ottern Gezichte
]
, wie muͦget ir intvlihen von dem gerichte der helle?
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
121, 29
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Ir sollet auch erkennen den siechthumb, der manchen baum ankompt, darvon er todt und unfruchtbar wirdet, und die siechtumb heisset der natter, krees oder sier.
Pyritz, Minneburg
1808
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Gedankes notern und slangen | Mir kifen zwar min hertz entzwey
(hier ütr.: ›böse Gedanken, Zweifel‹, Genitivmetapher).
Gille u. a., M. Beheim
279, 65
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Croten, natern und slangen | und sunst unrainer wurm sach ich genug | an irem [weib, vorn schan, hinden schraglich, faul] rüken hangen.
Voc. Teut.-Lat.
x iijr
(
Nürnb.
1482
):
Nateriger Slangiger. vipereus viperinus.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1486
):
Du fiper, nater, du weter, donder und plitz, | Du wulfin, preckin, unhuld, pilbitz!
Ebd. (
Basel
o. J.):
Wann ich dann ainen stüpffen mag, | so gib ich imm ain naterstich.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Durch dich
[Maria]
wich ab der tewfel nater gifft.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
sint als S. Johannes sprach zuͦ den pharisen: Natren geslechte, und si sprachen si weren Abrahams geslechte.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz du nút hofelich klubest, noch mit linsen zuͤgen dien sugenden natren dines hertzen nach gangest.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
409, 6
(
els.
,
1362
):
Jn der jnsel Mitilena behing im ein noter an der hant, die warf er one schaden in das fúr.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
wenn er auch mit seinem gebet die egipten vor der werung der natern macht sicher vor iagt von der selben stat die natern.
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
Von den schlangen, natern, vipern, eggessen und dergleichen bissen und hecken.
Ebd. (
um 1570
):
wer hat dem hirsch das kraut diptamum zu der arznei angezeigt? item der schlangen das natterkraut.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
15v, 2
(
Zürich
1521
):
Ein nater byßt den andren nit.
Maaler (
Zürich
1561
):
Naterbluͦt (das) Cruor uiperinus. [...]. Die alt abgestreyfft Naterhaut / so sy im fruͤling abziehend.
Windhalß (der) Lynx. Ein vogel [...]. Torquilla. Naterhalß.
Bremer, Voc. opt.
501111
(
schwäb.
,
15. Jh.
):
Serpentaria naterkraut [...] naterzung.
Völker, Antichrist
166
(
wschwäb.
,
15. Jh.
):
Bey der nauter ist der anticrist bezaichnet.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
Och der naͤtterschschlangeschs schelm [...] laut uff die gifften geheslott mit kattiger unrainikait.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Das, s, ist ain subtil pfeyfung oder sibiln [...], wie die jungen Tauben oder Natern sibilen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz dreierlai zend sein: sagler oder stræler, als die naternzend und der hund und der visch zend.
VON DER NATER. [...] daz ist ain slang, [...], diu verunraint daz wazzer mit irr vergift.
Niewöhner, Teichner
372, 3
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
ir solt phlegen weishait | als dw nater
[
Luther
1545, Mt. 10, 16:
Schlangen
]
zu aller stund.
Gereke, Seifrits Alex.
4217
(
oobd.
, Hs.
1466
):
sy
[eine
diet
]
assen natern und chrotten. | in was nichts wider ze͂m.
Deinhardt, Ross Artzney
193
(
oobd.
,
1598
):
Haar zigln [...] nimb nader schmalz, ist auch gueth.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
552, 1443
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Palmer, a. a. O. ; ;
Eggers, Psalter
24, 8
;
Bechstein, a. a. O. Mt. ; Lk. ;
Feudel, Evangelistar
148, 30
;
Haage, Hesel. Arzneib.
17v, 1
;
Logau. Gott
157, 1
;
Vetter, Schw. zu Töß ;
Barack, Zim. Chron. ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Dauner, Obd. Bibelgl. .