nase,
die
;
-n/-n
.
1.
›Nase als anatomisches Organ des Menschen und (vereinzelt:) größerer Tiere, als Sitz des Geruchssinnes und Beginn des Atemweges‹ (; im Orientierungsfeld mit  1,  1,  1,  1, , (
der
1,  1,  1, , ); in den Belegen wird
nase
als Ort herausragender Schönheit (speziell der Minnedame, der Mutter Gottes, vereinzelt Jesu Christi), als Ort auffallender Häßlichkeit, Ungestaltetheit, als Gegenstand therapeutischer Maßnahmen sowie als Ort von Verletzungen und diesen entsprechender Strafen thematisiert; vgl. auch f.
Phraseme:
die nase auf den ärmel wischen
›sich unstandesgemäß verhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  7.
Syntagmen:
die n. butzen / reinigen / schneuzen / verstopfen
(vor einem
ruche
)
/ bessern
›büßen‹ (mit
wergeld
, bei Verletzung),
jm. die n. abbeissen
;
js. / die n
. (Subj.)
breit / gros / krum / lang / spiz / aufgewelbt, nach wunsch formiert, nach lust geziert, jm
. [wie]
gestellet sein, die n. bluten / riechen
›als Organ des Riechens fungieren‹,
sich in schmak erlustigen, den schweis schmecken, etw. nicht vol riechen mögen
›etw. (Erhabenes) nicht voll wahrzunehmen vermögen‹,
die n. jm. als einem affen stehen
;
die augengläser / augenspiegel an / auf die n. stecken, den roz aus der n. ziehen, jm. blut aus der n. gehen, einem ochsen feuer aus der n. schlagen, den atem durch die n. an sich ziehen, rauch in die n. lassen, jm. ein pulver in die n. blasen, mit der n. schnaufen, etw. fangen, etw. an sich ziehen, jm. etw. von der n. schneiden
(als Strafe),
das blut jm. zu der n. ausgehen
;
die alte / geschärfte / krumme / lange / spitze n
.;
die substanz, das blut, das gewelbe der nasen
.
Wortbildungen:
naseblut
,
nasebone
›Polyp‹ (dazu bdv.: , ),
nasehol
(dazu bdv.: ),
naseisen
eine Art Nasenring (zur Führung des Pferdes),
nasenbalg
abwertend für die katholische Messe gebraucht,
nasenbreste
›Erkrankung der Nase‹,
nasenfleisch
(dazu bdv.: ),
nasenfutter
ein Nasenschutz gegen Kälte (wohl ein Scherzartikel abläßlich eines
nasentanzes
),
nasengeschwer
›Polyp‹ (dazu bdv.: ),
nasenhar
,
nasenkaute
(zum Gw s. ),
nasenkönig
›Gewinner beim Nasentanz, Zinkenkönig‹,
nasenkraut
wohl ›Löwenmaul‹ (der lange Sporn der Blüte läßt sich mit der Nase einer Narrenmaske vergleichen; so ),
nasenkrebs
,
nasenkrumme
›Grimasse‹,
nasenkrümmung
(dazu bdv.:
2
 123, , , , ),
nasenreien
,
nasenrimpf
Schimpfwort für eine Frau,
nasenspitze
(dazu bdv.:  1),
nasentropfe
Schimpfname für einen Narren,
nasfenster
(dazu bdv.: ), ˹
naskrustel
,
naskruspel
,
nasenunterscheid
,
nasenuntertat
,
nasstapfel
˺ ›Nasenscheidewand‹ (der Ansatz
nasstapfel
für belegtes
nasstaphel
ist unsicher:
-stapfel
zu
staffel / stapfel
?),
nasläplein
1 ›Nasenspitze‹ (dazu bdv.: ); 2 ›Nasenflügel‹,
näsling
(Adj.) ›mit der Nase am Boden‹,
naslumpe
›Taschentuch (als den Kleiderordnungen widersprechendes Luxustuch)‹,
naspfnaufel
(Lemmaansatz hinsichtlich
-au-
und
-f-
unsicher) ›Schnupfen; Rotz‹ (dazu bdv.: ),
nasroz
(dazu bdv.: ),
nastrauf
wohl ›Grimasse‹ (dazu bdv.: ),
nastuch
›Taschentuch‹ (dazu bdv.: , ); weitere Bildungen im
Schweiz. Id.
(passim).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Naaß Schneutzen butzen reinigen.
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
37, 29
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
des wil ich tun eynen ryng in dine naseholer
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
naslúchern
;
Luther
1545:
an die Nasen
]
und eynen zoum in dine lippen.
Luther, WA (
1521
):
Sie lerenn auch das Euangelium, und die allte naße sey die beste.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
hat man auͦer nicht gezuͦge, so sal man den knapen mid dissen dingen vorzuͦgen; man sal ime grifen obene an den muͦnt vnder der nesen vnde oben siner Schame; vindet man dar cleynez har, daz sint dre gezuͦge.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
ouch ist gestellet vrouwe dine nase, | [...] | also ein torm gebuwet ho | uf dem hoen berge Libano.
J. W. von Cube. Hortus
80, 21
(
Mainz
1485
):
Den ravch in die nasen gelaissen benympt catarru͂.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
119, 32
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Syn antlitz stünde als eyn breyt küssen / vnd sin nase dar jnn als eyme affen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
26, 18
(
Frankf.
1535
):
Antimonium [...]. Stopfft daz nasebluͦt / guͦt zun augenn.
Jahr, H. v. Mügeln
997
(
omd.
, Hs.
1463
):
ir nase nach der lingen art | vorn ufgewelbet sunder schart.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
25, 30
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Da ist in der nasen der ruch, [...], gar sinniglichen verzimert zu behegelicher senftigkeit alles lustsamen und wünnesamen riechens.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
do vorstopphete, der einsidel sine nase vor dem ruͦche des toten.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Vibrissae vel Vibrissi Nasenhaar.
Gille u. a., M. Beheim
440, 13
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
voll riechen mocht es nie kain nas | und kain enpfinden nie enpfinden.
Voc. Teut.-Lat.
x ijv
(
Nürnb.
1482
):
Nasenkrumme. sannia. od’ bespottung. [...] nastroff od’ runtzelung des antlutz. sannia.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1486
):
du lasterschubel, | Du kupplerin, geitiger schlunt und nasenrimpf, | Du spulnapf.
Her Nasentropf und Saugdieklauen | Verantwort euch vor disen frauen!
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Auch hab jch den wahlen mit der krummen nasen conterfet.
Ebd. (
1513
/
5
):
In das mitler felt mach dÿ nasen vnd denn mund, also das dy nasleplein rüren dy zwu linj d e.
Sachs (
Nürnb.
1534
):
Mitten dar-auff an einer stangen | Sah ich drey schöne klaynat hangen, | Ein nasen-futter, pruch und krantz. | [...] | Die gröstn drey nasen würn begabend, | [...] | Die ander gwünn das nasen-futer. | Die dritt die bruch.
Ebd. :
dar | Kamen zwen pfeiffer mit schalmeyen, | Die bliessen auff zum nasen-reyen.
Ebd. (
1533
):
Isaac legt sich neßling auff den altar nider und spricht: [...].
Ebd. (
1559
):
[ich] Hab in zum nasenköng verjehen, | Weil sein nas war so dick und langk.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Auß dieser Vrsach haben etliche Klosterfrawen [...] dieses, das sie [...] mit strauchenden oder durch die nassen anstossenden hall jren Kirchengesang verichten.
Thiele, Minner. II,
19, 44
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
ir naß, ir zen und och ir kin | sind nach allem wunnsch geformiert, | sie ist nach allem lust geziert.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Ob er wirt plint. oder lam. [...] vnd mit einer krummen nasen: [...]. der genacht sich nitt zeopffern die opffer dem herren.
Ebd. Var.:
Wir sein gemachet ein ytwitz vnseren nachbauren: ein vnwirdikeit
[Var. 1475
2
-1480:
nasenkrümmung
;
Luther
1545, Ps. 79, 4:
spott und hon
]
vnd ein gespot.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
stinckig Nasenfleysch. Polypus.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
zu der zeit da man die Nase noch nicht vff den Ermel gewischet wie jetzund.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
um 1424
/
7
):
wie ist ir
[der
messe
]
die nasen so spitzig und gehn ir die nasenbelge so schnel, der buls schlecht ir nicht mer.
Sudhoff, Paracelsus (
1527
):
So einem in der nasen wachset ein fleisch und dringt durch mit vil bluten, so sag das die nasenbonen da sei.
ein dreckkrankheit, kompt vom hirn und ist der nasroz, nimbt sich aus der digestion des hirns.
Ebd. (
1527
/
8
):
das der geschmack ligt in der ganzen substanz der nasen und ent sich im gewelb der nasen.
Ebd. (
1528
):
buch von ofnen scheden doctoris Theophrasti. Von der sirei, nasenkrebs und fistel ursprung und heilung.
Goldammer, Paracelsus
2, 90, 3
(
1530
/
5
):
unser nasen soll sich nit in blumenschmack [...] erlustigen, sonder daß sie den schweiß der armen schmäcken.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 73, 12
(
Hagenau
1534
):
wenn sie [kinder] zu yhnen [eltern] seind kommen zum galgen so haben sie yhnen oren unnd nasen ab gebissen / [...] / und gesagt / Du soltest mich gestraffet haben in der jugent.
Ebd.
442, 8
:
Das auge sihet ettwas / das ore hoͤret / die zung schmecket / die nase reücht / die hawt fuͤlet.
Bremer, Voc. opt.
1040
(
halem.
,
1328ff.
):
Nasus nas [...] est organum olefactus in medio faciei deorsum eleuatus, in quo flegmatica superfluitas de cerebro expurgatur.
Ebd.
1045
(
wobd.
,
14. Jh.
):
Pirula [...] nasenspitz [...] naslepli [...] est pars nasi anterior et acuta.
Ebd.
1046
(
halem.
,
1328ff.
):
Interfinium naskroͤstel [...] nastaphel [...] nasenvndertaut [...] est cartilaginosa medietas inter nares.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sin nase dú ist och gezalt | Ze der aller besten gestalt.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1628
):
soͤllend die verehrungen, welche die hochzyter den fründen [...] mit kleyderen, kraͤgen, nasenlumpen [...] ubermaͤssig thuͦn muͤssen, gentzlichen abgestrickt [...] syn.
Maaler (
Zürich
1561
):
Nasengeschwaͤr (das) Praͤsten der nasen von überigem fleisch. Polypus. [...]. Nasenpraͤsten mit vast boͤsem gestanck. [...] nasenrotz (der) Schnuder. [...] Nasenkraut (das) Antirrhinon.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
339
(
Genf
1636
):
naszeisen am Pferd [...]. nasenkaͤutlein / Das Gruͤblein vnter der nasen. [...]. Nasen vnderscheid / m. das so zwischen denn naßloͤchern ist. [...]. naßpnuͤffel / der Schnupffe / [...] Mucus. [...]. naßtuch / Schnauptuch / Wuͤschtuch.
Morrall, Mandev. Reiseb.
11, 15
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da von das der lufft ist ze dúrre. Da sprechent sie in dem land daz die philosophen giengen hinuff und hubend in iren henden ainen badschwam vol wassers vor dem munde und der naßen und durch den zungen sie den autten an sich.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Das, n, nennet Quintilianus aine͂ klingenden buchstaben, dann er treibet ainen athem durch die nasen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ir
[der
nezzeln
]
sâm offent vast daz verschoppen in den nasvenstern.
Klein, Oswald
120, 13
(
oobd.
,
1417
?):
nass, kinn und kel, das vell blaich, weis mit wenglin prinnen.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
34, 3
(
oobd.
,
1. V. 15. Jh.
):
Welschem die nasen stinckt, der necz ein tuch dar ein vnd tv es in die nasen, so zeugt es allen vnflat her auß.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
mit dem [ror] muͦs er in in den ars plasen, | was se veisten, das vaͤcht er mit der nasen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1289
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein par augengleser von cristall [...] wie mans uff die nasen pflegt zu stecken.
Piirainen, Stadtr. Sillein
72b, 32
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Von den glyden dy man bezzeren zol mit eim halben wergelde DEn munt vnd nase vnd augen zunge oren vnd das mannez gemechte.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
287
(
schles. inseldt.
,
1464
):
ap sÿ ÿm czewgin den smarczin, [...], eÿn off der naszin dÿ ander off der storn.
Qu. Brassó
5, 421, 23
(
siebenb.
,
1609
):
Den 12. Tag Januari ist dem Petrasko [...] in Blehsland die Nos ausgekerbt.
Wyss, Limb. Chron. ; ;
Jahr, a. a. O.
2407
;
2480
;
2534
;
Keil, Peter v. Ulm
122
;
Rohland, Schäden
485
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 768, 21
;
Kohler, a. a. O. ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
106, 2
;
Schmitt, Ordo rerum 364, 13.
22
;
Vgl. ferner s. v. ,  1, ,  16.
2.
phras. (auffallende Häufigkeit, speziell bei M.
Luther
); die Phraseme sind motivierbar über die Inhaltsmomente ,olfaktorische Empfindlichkeit‘, ,räumliche Nähe / Direktheit‘ in der Gesprächssituation, ,anatomische Biegbarkeit und Veränderbarkeit‘ (am deutlichsten erkennbar im Attr.
wächsen
sowie in Prädikationen mittels
biegen, drehen, machen
usw.). Die Reihenfolge der hier aufgeführten Phraseme richtet sich nach syntaktischen Gesichtspunkten: isolierte Nennung (vereinzelt), danach Akk.obj., Subj. (auch Vorkommen als Prädikatsnomen), präp. Fügungen (innerhalb dieser nach dem Alphabet der Präp.). In Einzelfällen werden semantische Zusammenhänge beachtet.
Beispiele:
  • 1)
    der nase immer nach
    .
  • 2)
    die nase mit dem sattelbogen wischen
    ›mit der Nase auf dem Sattelbogen aufschlagen‹.
  • 3)
    jm. eine nase aufsetzen
    ›jn. zum besten halten, betrügen‹.
  • 4)
    die nase beugen
    ›sich nach dem Wind, nach den Gegebenheiten richten‹.
  • 5)
    dem recht eine wächsene nase biegen
    ›das Recht beugen‹.
  • 6)
    e. S
    . (z. B.
    dem spruch / text
    )
    / jm
    . (z. B.
    den königen
    )
    eine nase drehen
    ›etw. in seinem Sinne auslegen, verdrehen‹ bzw. ›jn. betrügen‹.
  • 7)
    e. S
    . (z. B.
    dem text
    )
    eine andere nase geben
    .
  • 8)
    es gibt eine bleiche nase
    ›es ist zum Fürchten‹.
  • 9)
    etw. gewint eine nase
    ›etw. erhält ein Gesicht‹.
  • 10)
    etw
    . (z. B.
    das recht, die schrift
    )
    / j. hat eine gute / wächsene
    (mehrfach)
    nase
    ;
    etw. (das recht) eine wächsene nase sein
    .
  • 11)
    die nase verhaben
    ›rümpfen‹.
  • 12)
    e. S
    . (z. B.
    dem evangelio
    )
    / e. P
    . (z. B.
    got
    )
    eine nase machen
    .
  • 13)
    die nase rümpfen
    ›sich betroffen, beleidigt zeigen‹.
  • 14)
    die nase in asche stecken
    ›sich in Demut, Reue üben‹.
  • 15)
    die nase in alle winkel stecken
    .
  • 16)
    jm. eine wilde nase stellen
    .
  • 17)
    die nase an stro wischen
    ›unsinniges tun‹.
  • 18)
    jm. geht die nase über
    ›jm. bekommt etw. schlecht‹.
  • 19)
    jm. etw. an der nase ansehen
    .
  • 20)
    jn. auf die nase treffen
    ›jm. einen Schlag auf die Nase geben‹.
  • 21)
    die finger auf die nase legen
    ›sich bedenken, in sich gehen‹.
  • 22)
    jm. eins auf die nase werden
    .
  • 23)
    jn. bei der nase füren / herumfüren / herumleiten
    .
  • 24)
    sich selbst bei der nase nemen
    (häufig)
    / ziehen
    .
  • 25)
    jm. etw. für die nase halten / legen / setzen / stellen / werfen
    ›jm. etw. vorhalten / vorlegen‹ (o.ä.).
  • 26)
    jm. etw. sauer in die nase geben
    .
  • 27)
    viele der finnen in der nase haben
    ›Grillen im Kopf haben‹.
  • 28)
    jn. in die nase stossen
    ›jm. etw. vorhalten, vorwerfen‹.
  • 29)
    e. P
    . (Dat.obj.)
    in die nase spotten
    ›jn. spöttisch angrinsen‹.
  • 30)
    jm. etw. in die nase stinken
    .
  • 31)
    jn. mit der grossen nase betriegen
    .
  • 32)
    jn. mit der nase umleiten
    ›jn. an der Nase herumführen‹.
  • 33)
    sich mit der nase an etw stossen
    ›etw. vor Augen finden‹.
  • 34)
    jm. steht etw. unter die nase
    ›jm. geht etw. nahe, ist ihm teuer / wert‹.
  • 35)
    jm. etw. unter die nase stossen
    ›jm. etw. unter die Nase reiben‹.
  • 36)
    jm. etw. vor der nase hinwegtragen
    .

Belegblock:

Zu 1):

Luther, WA (
um 1535
):
Der nasen ymer nach.

Zu 2):

v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Denn sie schlugen so hefftig vnd vnuerdrossen zusammen, daß jhr jeder offt die Nasen mit dem Sattelbogen wischet.

Zu 3):

Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1536
):
Got helf, uns ist ain nasen aufgesetzt.

Zu 4):

Schade, Sat. u. Pasqu. (
nobd.
1524
):
Der ein die nas beugt dort hin umb, | Der ander macht sie hie her krumb.

Zu 5):

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Dem recht ein waͤchssen nasen biegen, | Das schlechte krum, das krum schlecht machen.

Zu 6):

Schade, Sat. u. Pasqu. (
Wittenb.
1534
):
daß ir damit den königen und aller welt eine nasen drehen und den deutschen narren pferddreck fur feigen ins maul gaukeln wollet.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. I,
28, 1088
(
md.
/
obd.
,
1581
):
Ich wolt ihm wol ein Nasen drehn | Vnd suchen Winckel, woh ich fund, | Dass ich ihm Brilln verkauffen Kunt.
Luther, WA (
1545
):
Der Teuffel weis wol, aber er zwingt seine Juden, Turcken dahin, das sie dem text ein solche Nasen drehen.

Zu 7):

Luther, WA (
1540
):
quasi were ein grosse kunst ein andere nasen zugeben dem Text, quam spiritus sanctus.

Zu 8):

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Ob es gleich wol zu zeiten ein blaiche nasen gab, das dorft niemands achten.

Zu 9):

Luther, WA f. (
1531
):
und haben viel sich dran geerbeit, Noch hat es nirgent wollen eine nasen gewinnen, die jhm wol stuͤnde.

Zu 10):

v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Ja du hast gwiß ein gute Nasen, | Weil du mein fürhaben kanst schmecken.
Luther, WA (
1528
):
darynne hat er [der Herr] uns angezeyget, wie die welt sol eine nasen haben und geschickt sein, wenn der Jüngste tag komen wird.
Klein, Oswald
112, 123
(
oobd.
,
n. 1438
):
das recht hat gar ain wëchsin nas, | es lat sich biegen als der has, | so in der hund pringt in den wanck.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
di schrift hat eine wechsene nesen. | daz wachs ist gel var und ouch wiz, | als daz wachs behende is mit vliz | zu nemen an sich etslich bilde.
Lemmer, Brant. Narrensch.
7, 11
(
Basel
1494
):
das sie das recht | Wol buͤgen / das es nit blib schlecht | Als ob es wer eyn waͤchsin naß.

Zu 11):

Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
105, 10
(
tir.
,
1464
):
das ich den nicht geleiden mocht vnd muest die nasen verhaben.

Zu 12):

Luther, WA (
1526
):
Das haben unsere Papisten feyn außgelegt und dem Ewangelio eine nasen gemachtt.
Ebd. f. (
1530
):
Vnd machen beide diesem spruch vnd aller welt solche nasen das [...].
Ebd. (
1532
):
abgotterey und heuchley, damit man Gott eine nasen gemachet und die leute betrogen hat.

Zu 13):

Luther, WA (
1531
):
Dan der Christ ist sein [Christi] gliedtmas, ehr nimpt sich ihrer an undt rumpfft die Nasen drueber gleich als were es ihm widerfharen.

Zu 14):

Luther, WA (
1540
):
Coram Damasco fiel er [Paulus] nider und leckt den staubt i. e. steckt die nasen in die aschen, agnoscebat enim Dominum cum timore.

Zu 15):

Luther, WA (
um 1535
):
Wer die nasen ynn alle winckel steckt / der klemmet sich gerne.

Zu 16):

V. Anshelm. Berner Chron.
5, 6, 11
(
halem.
,
n. 1529
):
dass vil, ouch der fürsten und hern, nit alein kein gehorsam dran bewisen, sunder ouch sich vermessen, im gar ein wilde nasen zestellen.

Zu 17):

Spanier, Murner. Narrenb.
75, 22
(
Straßb.
1512
):
Wiltu frumkeit zwingen dryn, | Do es nit verfengklich ist, | So hast die naß an stro gewist.

Zu 18):

Fuchs, Murner. Geuchmat
4888
(
Basel
1519
):
[vnser esel] thet den ersten griff so schon, | Das im die naß muͦst über gon.

Zu 19):

Luther, WA (
1531
):
das man ihnen an der Nasen hab ahngesehen, was sie je und je gethan haben.

Zu 20):

Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
So doͤrffen ir mich nit lang aͤffen, | Ich wolt eüch sunst vfft dnasen traͤffen.

Zu 21):

Fuchs, Murner. Geuchmat
616
(
Basel
1519
):
Schampt sy sich / als sy saget das, | So legs ein finger vff die naß!

Zu 22):

V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
wurde iren eins uf d’nasen, so moͤchte man, [...] ouch wol zuͦluͦgen.

Zu 23):

Luther, WA f. (
1532
):
Wie sichs bisher mit groben greifflichen lugen [...] hat lassen effen und bey der nasen furen, wo nur ein bube ist auffgetretten.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
369a, 24
(
Frankf./M.
1649
):
dz [...] sie sich dennoch vnder stehen / den Richter gleichsam mit der Nasen herumb zu fuͤhren.
Ebd.
374a, 21
:
wie schaͤndlich sie sich von den Henckern bey der Nasen herumb leyten lassen.
Spanier, Murner. Narrenb.
9, 3
;
Schade, Sat. u. Pasqu. ; /7.

Zu 24):

Luther, WA (
1544
):
auff das wir uns selbs bei der nasen ziehen.
Ebd. f. (
1531
):
bruder Hans, nim dich bey der nasen und reisse zuvor den balcken aus deinem auge.
Vgl. ferner s. v.
2
 1.

Zu 25):

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Exprobrare. Verweissen auffheben auffruͤcken auffrupffen für die naaß werffen.
Luther, WA (
1531
):
Und wil jn fur die nasen stellen jre Papistische tugent.
Ebd. (
1532
):
das dir Gott koͤnne ein register fur die nasen legen und anzihen nicht allein dein gebrechen.
Ebd. (
1530
):
Am Karfreitag hat ers angehoben und ist ynn unser person getretten und hat dem Teufel ein solch bild fur die nasen gehalten, dran er solte anlauffen.
Ebd. f. (
1531
):
Er setzt seinen Beruff jnen statlich fur die Nase und redet als ein Predigter von seinem Ampt.

Zu 26):

Luther, WA (
1527
):
Saur wirt es uns in die nase geen.

Zu 27):

Luther, WA App. zu 4 (
1531
):
Denn der selbige hat allzeit solcher fyn̂n̂en viel ynn der nasen.

Zu 28):

Wo wirt dann üwer zuͦsagen bestan, die sy üch on zwyfel in die nasen wurdent stossen?

Zu 29):

Luther, WA (
1531
):
sie werffen dargegen das maul noch auff und spotten unser in die nasen darzu.

Zu 30):

Luther, WA (
1537
/
40
):
Und stuncke ihnen diese rede ubel in die nasen.

Zu 31):

Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1536
):
auwee der großen nasen, damit man den armen betreugt.

Zu 32):

Anderson u. a., Flugschrr.
14, 4, 4
(
Straßb.
1524
):
Daru͂b hat vns auch Paulus gewarnet / das wir vns nit mit der nasen solle͂ lassen vmbleyte͂.

Zu 33):

Schade, Sat. u. Pasqu. (
orhein.
,
1520
):
hast du vernunft, so muͦstus grifen und dich mit der nasen doran stoßen.

Zu 34):

Luther, WA (
1530
):
Denn es stehet jm so unter die nasen, das ers nicht kan leiden.

Zu 35):

Luther, WA (
1531
):
so hilffts nicht, das man ihm die schriefft unter die Nasen stöst undt fur die augen helt.

Zu 36):

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
Daß der Julius Cesar vilmalen den reichen, großen Hansen eingefallen und inen die überflissigen tracten und richten der speis vor der nassen hab [...] hinwecktragen lassen.
3.
eine Fischart (in den Glossaren angegeben als ,cyprinus nasus‘ und ,chondrostoma nasus‘); Belegung meist in Katalogen.
Wortbildungen:
nasenfang
(a. 1635).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Offt sagt man / das ist dem gleich: do sie zu vergleichen wie ein Kalbskopff vnd ein Naß.
Fischer, Folz. Reimp.
34, 104
(
Nürnb.
um 1520
):
Ol, schley, protfysch, nas, erlicz, preß, | Krebs, grunteln, stichling ich dreinmisch.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1599
):
ein pfund nasen 1 ₰ 4 st.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
97, 8
;
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 18, 6
;
UB Zug
1410, 7
;
Rennefahrt, Gebiet Bern ;
ders., Wirtsch. Bern ;
Adomatis u. a., J. Murer. Zorob.
165
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 105, 25
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. .
Vgl. ferner s. v.
1
 1, .
4.
ein mit einer Nase verglichener Pflugteil, wohl ›Verlängerung vom Streichbrett zum Pflugsterz, mittels deren das Streichbrett regiert wird‹.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
53, 27
(
osächs.
,
1570
/
7
):
darauf zu sehen, damit die pflüge, [...], recht angerichtet, das sie nicht auf der nasen noch seiten gehen.