narrenseil,
das
.
›als Seil metaphorisierte Dummheit und Verhaltenstorheit, auch moralische Unzuverlässigkeit, Verderbtheit des Narren (meist männlicher, seltener weiblicher Personen)‹;
vgl. (
der
124.
Seit dem ausgehenden 15. Jh.
Phraseme:
jn. ans / aufs narrenseil bringen / füren
o.ä. ›jn. zum Narren machen, foppen, übers Ohr hauen‹ (mehrfach);
auf dem narrenseil gehen
auch: ›der Prostitution nachgehen‹;
am narrenseil ziehen
›sich zum Narren machen‹;
dem narrenseil nachhängen
;
am narrenseil tanzen
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
wollt ich wol [...] eym solchen man, der eyn weyb alßo auffs narrn seyll furet, wol baß ynn die wolle greyffen.
Ebd. (
1524
):
vide ne tu blasphemeris & et deus dich uffs narrenseil fuhre und laß dich anlauffen.
Ebd. (
1529
):
damit ich den teuffel auffs narrenseyl fure.
Ders., WA Tr. (
1532
):
wan sie die kette an narren seile füret, gehen sie wie die ochsen.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
als baldt wir von in [falkhen] ghen, | verheissen vil und halten nur ein theil | biß sie uns bringen ans narren seyl.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
,
1524
):
so wölten wir [pfaffen] die pauren noch wol ain weil am narrensail umbgefürt haben.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1486
):
Nu sagt, ir lieben narren gail, | Wo ir seit an dem narrensail | Gefuret als die dorfnarren.
Schib, H. Stockar
143, 4
(
halem.
,
1520
/
9
):
Uff dye zytt hatt miain ain spil hye, fürt ain fryewlin den babst, kassar, küng und al stend aim narensal.
Maaler 302v/ (
Zürich
1561
):
Auff dem Narrenseil gon / Das huͤrenübel haben. In amoris rota uersari. Einen am Narrenseil oder schnuͤrle fuͤren. Circunducere aliquem per dolos.
Lemmer, Brant. Narrensch.
110b, 42
;
94
;
Barack, Zim. Chron. .