narrenkappe,
die
;
–/-n
.
›Mantelkappe, Kapuze, die mit einem dem Hahnenkamm nachgebildeten Tuchstreifen, mit Schellen und Eselsohren versehen war und zur Kennzeichnung des Narren in den spätmittelalterlichen Spielen sowie der Hofnarren diente‹; in nahezu allen Belegen in uneigentlicher Verwendung, im Konfessionskampf des 16. Jhs. mehrfach mit satirischer Zielsetzung;
vgl. (
der
2,
1
 1.
Seit der M. des 15. Jhs.
Phraseme:
die narrenkappe anziehen / tragen
›sich als Narr kennzeichnen‹;
die narrenkappe suchen
›ein Narr sein wollen‹;
sich um die narrenkappe reissen
a) ›sich als Narr erweisen, gebärden‹; b) ›sich auffallend um eine bestimmte Funktion bemühen‹;
jm. die narrenkappe anstreifen
›jn. für dumm verkaufen‹.
Syntagmen:
die n. tragen
;
schellen an die n. machen; jn. für narrenkappen halten
;
die n
. (Subj.)
mit eselsoren
;
die grosse / gefütterte / lausige / scheuige n
.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
Also zeucht S. Paulus die narren kappen an und zeyget den groben narren sich zum spiegel.
Jch acht aber, das die Walhen vns deüdschen nicht fur narren halten, sondern schlecht fur narren kappen, odder fur gemalete leute an der wand.
Ebd. (
1541
):
Sic ego docui et bin ein Doctor erzogen in der Narrkappen.
Der Tuͤrcke (sagt man) hat wol uber hundert Frawen, noch ist sein wesen nicht so mit Gottes namen und werck als mit einer Narren kappen geschendet, wie dieses Heintzen.
Er were besser ein Frawen hut, der nichts thun solt, denn wie ein Eunuchus, das ist ein Frawen hut, stehen in einer Narren kappen mit einem Fliegenwedel und der Frawen huͤten.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
74, 8
(
Frankf./M.
1568
):
[Jch ... Mach] Auch Schellen an die NarrenKappn / | Darmits zu Faßnacht umbher sappn.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
v. 1486
):
narrn, | Die in ir pulschaft sein ertrunken | Und in das hiern ist hin gesunken, | Darumb sie tragen eselsoren, | [...] | Gauchsfedern und die narrenkappen.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Durch kuplerey und schmeichlerey | Wohnen sie ir betrieglich bey, | Streiffen ir an die narrenkappen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
els.
1521
):
wie hat sich diser pfarrer oder jener münch so waidlich umb die narrenkappen gerißen!
Ebd. (
obd.
1525
):
Huͦrenwirt. Es solten die iezigen bischof ein narrenkappen mit zweien langen eselsoren für die bischofshuͤt tragen.
Kottinger, Ruffs Etter Heini (
ohalem.
,
1538
):
Schuoler. Weistu, wo die narrenkappen thuot anfan? Nar. Am houpt. Schuoler. O nein! Nar. An füessen.
Die narrenckappen thuot anfan, | wo einer gotts hulde thuot uss schlan.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Wir suchen manichmal ain grose, gefieterte narrenkappen und lassen dann nit nach, biss wir sie finden.
So riss sich grave Jos Niclaus von Zollern nit wenig umb die narrenkappen, der wolt auch formünder sein.
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
499
;
Rechn. Kronstadt
2, 174, 12
.