nar,
die
;
-Ø/–
;
Ansätze 2-4 als Ütr. zu 1 auffaßbar.
– Im mittleren Frnhd. auslaufend; meist Verstexte.
1.
›Lebensunterhalt‹; vorzüglich (speziell:) ›Nahrung‹, gesehen als Ertrag mühevoller Arbeit; teils Öffnung zu ›Fristung des Lebens; Hilfe; Lebensgrundlage‹; vereinzelt mit Bezug auf Tiere gesagt;
vgl.  12.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. ,  2, ,  3,  1, ,  1.
Syntagmen:
(die) n. geben
(z. B.
dem küchel, durch liebe
)
/ gewinnen
(z. B.
mit der nadel / spindel
)
/ nemen
(z. B.
von js. milte, von der erde
)
/ reichen (aus den brüsten) / schaffen / suchen, jm. n. abschatzen / geben / bringen / nemen / tragen / versagen / zusammentragen
(z. B.
mit arbeit
);
die n
. (des
salamanders
)
hitze sein
;
durch (die) n
. [wohin]
kommen / streichen, nach n. reiten / klimmen, arbeit um die n. brauchen
;
des leibes n
. (mehrfach);
die leibliche n
.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
das di erde brenge vrucht | Zu nar den luten vur di sucht.
Da van wan er [visch] wendet dar | Sinen gyl und suchet nar.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Alle vogil ire ner | Namen von siner
[des
suns
]
milde.
Jahr, H. v. Mügeln
1302
(
omd.
, Hs.
1463
):
von dem kind ir sult verstan, | Wie es die reine meit gebar | und uß ir brüsten reichte nar.
Ebd.
2074
:
dem küchel gibt durch libe nar | der vogel: sunder libe kan | die werlt in keiner schicht gestan.
Lemmer, Brant. Narrensch.
73, 86
(
Basel
1494
):
[Gar wenig] die durch gotts willen dar
[in die
kloͤster
]
| Kumen / vnd nit mer durch jr nar.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Mit spindel, nadel, spelden | Hastu gewunnen hie dein nar.
Klein, Oswald
11, 63
(
oobd.
,
um 1423
):
Die freunde mein, | solt ich vor in erkrumben und erlamen, | e das mir ainer gäb sein nar.
Ebd.
112, 174
(
1438
):
der pawer darzu ist gewant, | das er sein arbeit teglich brauch | umb unser nar.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
322, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
da möcht erneren sich der salamander, | seit das sein nar nicht ist dann few͂res hitze.
Hübner, a. a. O. ;
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 20, 1
;
7, 22, 1
;
9, 19, 18
;
Jahr, a. a. O.
1247
;
Gille u. a., M. Beheim
58, 4
;
Päpke, Marienl. Wernher ; ;
Primisser, a. a. O. ; .
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
metaphorisch als ›rettende Labung, Speise, Erquickung gedachte Minne, Liebe einer Frau‹; teils mit gen. explicativus.

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
3, 5
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
ir habt meine lichte sumerblumen, meiner wünne nar, mir aus meines herzen anger jemerlichen ausgereutet.
Pyritz, Minneburg
2509
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Sich, also wirt vergeßen | Mins hungers von der sußen nar!
Klein, Oswald
16, 52
(
oobd.
,
v. 1407
?):
Mein freundenmacherinne, | meins herzen zucker nar, | du hast mir herz und sinne | benomen sunder gar.
Ebd.
20, 95
(
1415
):
mein herz, sich an deins leibes
[bei
Haltaus
, Liederb. Hätzlerin 1, 20, 91:
liebes
]
nar, | die mich ie weisst von tadels par.
Pyritz, a. a. O.
4609
.
3.
›heilbringende sakramentale Nahrung, Speise‹ (mit Bezug auf das Abendmahl).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Jenez manne, daz do namen | Die juden durch des vleisches nar, | Nimt unser geist zu sich gar, | Der iz geistlich eischet.
Gille u. a., M. Beheim
440, 111
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wann er [gat] kain ander speiss neusset zu kainer friste, | wann dise nar | und speisung sunder par, | dy er dann selber ist für war | von der gathait und ach menschait.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
41, 77
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
chraft und witze / hast du [herre] gare, | hie todleicher menschen nare, | o werder tischgefert sunderbare.
4.
›metaphorisch als Labung gedachte Rettung (der
sele
); Seligkeit, Heil‹; auch: ›Halt, Sicherheit‹ (dies im nicht sakramentalen Sinne);
vgl.  5.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
daz alliz durch der sêlin nar | sich ûz ungeloubin sloufte | und cristenlîch dô toufte.
Jahr, H. v. Mügeln
762
(
omd.
, Hs.
1463
):
des sal din [keiser] sin sin sam ein rink, | der aller sin gar ummefar | und menschen sinne gebe nar
(›Halt‹).
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
all woch im ersten jare | Gib ich ein spend fur ware | Deiner selen zu nare, | Dar nach jerlich ich das bestet.
Thiele, Minner. II,
14, 227
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
ist das dir got der selden gan | das er dir lengert zyt und tag, | soͤlich fruͦcht vor in trag | das du dort muͤgest haben nar.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 71
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
das tauffen geit der sele nar, | öl, chrisem machet sünden par.