namhaft,
auch
namhaftig
,
Adj.;
beide Formen ungefähr gleich häufig belegt.
1.
›einzeln benannt, bezeichnet‹ (von Sachen, die genau identifiziert sind); ›mit Namen bekannt, namentlich erfaßt‹ (von Personen); im einzelnen je nach Bezugsgröße z. B. ›vom Titel her bekannt‹ (von Büchern); ›festgesetzt, festgelegt‹ (von einem
tag
);
vgl. (
der
13.
Seit der M. des 15. Jhs.
Phraseme:
jn
. (z. B.
huren
)
namhaftig auf das holz bringen
›js. Schande aufdecken‹?
Syntagmen:
etw
. (z. B.
ausflüsse / dienste / gebote / indicia der zauberei, einen irtum, eine historie
)
/ jn
. (z. B.
den aussager, bürger
)
n. machen, bücher n. intitulieren / verzeichnen
;
der namhafte bote / tag / teiding, namhafte gedanken, die namhafte hexe / zeit
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
So hatte auch die Schrifft keinen Buͤrger namhafftig gemacht, weder zu Jerusalem noch zu Betthlehem, von welchem Christus herkomen wuerde.
Ebd. (
1535
):
Ideo non date membra vestra ad iniusticiam vel wil euch namhafftig bringen auff das hotzlein.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
13, 7
(
Frankf./M.
1563
):
Unter den Poeten wirstu nit leichtlich einen finden / welcher nicht etwas sage von Zauberey oder von namhafftigen Hexen.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Ernennen / bestimmen / benamen / namhaftig machen.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
[Außfluͤß] die alle in den Oronoque lieffen / [...] / vnd viel zu lang wolte werden / hie alle namhafft zu machen.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
279b, 36
(
Frankf./M.
1649
):
Orth / da die indicia od’ Anzeigungen der Zauberey Namhafft gemacht werden.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
69, 19
(
omd.
,
1544
):
nachdehm aber nicht namhafdick gemacht ist, die [...] herngebot und dinste, wie man sich dorin vorhalden sal.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
23, 18
(
Nürnb.
,
1446
):
der sage alles das, das er hat begangen [...] in nomhaftigen gedancken, in maynungen, in wortten vnd in wercken.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
A. 16. Jh.
):
wer nit kumbt in den namhafting thaidung, der ist umb 12 ₰ zu wändl.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Die ietz ain wenig berüert hystori kan ich nicht namhaftig vinden.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
289, 26
;
Winter, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  1, .
2.
›beträchtlich, die normal zu erwartende Quantität e. S. (z. B. eines Vermögens) übersteigend; schwer (von Handlungen wie
diebstal
gesagt)‹;
vgl. (
der
2.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
jn. um ein namhaftes stricken
›erpressen‹;
der namhafte diebstal, die namhafte busse / pön / strafe / summe, das namhafte eis / gut / jargeld / vermögen
.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
welcher schulmeister [...] verpflichtet sein sall, darumb aus unserm gemeinen kasten ein namhafftig iargeld und etlichen vorrathe, uff die vier viertell iares, [...] gegeben und vernuget werden.
Haszler, Kiechels Reisen (
schwäb.
,
n. 1589
):
dann leichtlich dorus zu vermueten [...], das wür nicht schlechte oder arme bilger seyen, das er unns für gewüs umb ein namhaftes wurde geströct haben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1553
):
dweil der schuldenlast [...] umb ain so namhafte summa etlicher vil tausend guldin gestigen.
Ebd. Anm. 2 (zu
1563
):
falsche schlüssel, damit sie ain gemach eröffnet und darinnen ain namhaften diebstal begangen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1399
):
Es soll auch niemants kain namhafts eis angreifen, nur man las es ee ainen vischmaister wissen.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›im geographischen und sozialen Raum bekannt, allseits wahrgenommen, in der Aufmerksamkeit stehend‹; meist positiv in Richtung auf ›berühmt‹ konnotiert; bei negativer Konnotation: ›berüchtigt‹;
vgl. (
der
4.
Bedeutungsverwandte:
(s. v.  1), , , ; vgl.  2.
Syntagmen:
fürsten, stätte n. sein
;
die bosheit jn. n. machen
;
der namhafte berg / dieb / secter / lerer / meister, die namhafte chronik / stat, das namhafte recht / wasser
.

Belegblock:

Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Verrhuͤmbt. Fuͤrgenem. Namhafft.
Voc. Teut.-Lat.
x ijv
(
Nürnb.
1482
):
Namhafftiger. nominosus. i. famosus.
Franck, Decl.
341, 7
(
Nürnb.
1531
):
Doher Bachus der wein Gott / ein freudgeber von den namhafftigen lerern genent ist.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
72, 20
(
els.
,
1362
):
wenne wir von drien Herodes lesent die alle ir bosheit namhaft het gemaht.
Pfeiffer-Belli, Murner im Glaubensk.
2, 12, 30
(
Luzern
1526
):
Ob dan schon [...] herren der fünff ort noch einem solchen namhafftigen dieb vnd boͤßwicht vssendt ires geleidts liessent greiffen.
Heydn. maister
24r, 5
(
Augsb.
1490
):
Homerus hat vil hÿstori beschriben / deßhalb er von seiner tugent vnd alter wegen ein vorgeer vnnd namhafftigister maister aller poeten vnnd natürlichen maister geacht ist.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Es ist aber dise Statt Tripolis zimlich groß / Volckreich vnnd Namhafft / von wegen der grosse niderlag der Wahren.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz die fürsten namhafter sint dann arm läut.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Dise hystori hab ich auch zu latein gefunden in ainer vast namhaftigen Coronica.
Päpke, Marienl. Wernher ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
118, 26
;
Rauwolf. a. a. O. ;
Dauner, Obd. Bibelgl. .
Vgl. ferner s. v. .
4.
›sozial herausgehoben, bedeutend, herausragend, in hoher und vielbeachteter gesellschaftlicher Funktion stehend und handelnd; berühmt‹ (jeweils von Personen gesagt); auch: ›hoch, herausragend‹ (von Lerninhalten);
vgl. (
der
5.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
 12,  1,  13, , , , (Adj.) 12, ,  1, .
Syntagmen:
j
. (z. B.
ein herre
)
n. sein
;
der namhafte Beheim / bote / held / herre
; subst.:
namhaftes lernen, einen namhaften berufen / erschlagen
;
ein namhafter auf der walstat bleiben, umgekommen sein
;
von den namhaften schreiben
.
Wortbildungen:
namhafte
›Verfügungsmacht, Souveränität‹ (über den Willen),
namhaftigkeit
(dazu bdv.:
1
 4,
1
 4, , ).

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Waz izt daz maist mitel? daz ist, da dú sele in ire namhafti ires eigens willen belibet.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
über tisch sandt der baupst allen herrn, [...], die namhaft waren, och kertzen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Nam͂hafftigkeit (die) Ruͤchtigkeit / Grosser mann vnd hohe achtung von tugend vñ von kunst. Nobilitas.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Eß was die sag, kunigliche mayestat hett etlich namhaft auß dusen orten beruft, [...] zu seiner kuniglichen mayestat zu komen.
Rot
331
(
Augsb.
1571
):
Nobilitet, Adel / edle art / außbund / hohes werdt. Jtem ruͤchtigkeit / grosser mann / namhafftigkeyt.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
Wann einer etwas nahmhafftes lernen wolle, solle er sich zu solchen Leuten gesellen / die [...].
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Es wurden auch daselbs der seynen etlich erschlagen, sunder ain namhaffter, kostlicher Pehaym.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Si waren vernünftig weis wolberedt namheftig und alt edl herren.
Moscouia
D 3v, 20
(
Wien
1557
):
die Nambhafftigisten / dauon zu schreiben ist.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Buck, a. a. O. ;
Grossmann, a. a. O. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
35, 4
;
Vgl. ferner s. v.
2
 1.