nacke,
1
nak,
der
;
-n
(für
nacke
,
-s
für
nak
)
/–
.
1.
›Nacken, hinterer Teil des Kopfes und Halses‹ (in allen Belegen: des Menschen); im einzelnen auch für die an den Nacken anschließenden Körperpartien gebraucht, dann auch: ›Rücken; Hals; Zunge; Kopf als Ganzheit‹; in 1 Beleg: ›Schmuckstück‹ (
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 213
). Die Belege thematisieren den Nacken vor allem als Körperteil, als Ort des Tragens von Lasten, der Quälerei, der Sünde, des Selbstbewußtseins und der Eigenwürde, auch der Anlegung von Schmuck.
Phraseme
/Raa.:
den nacken aufrecht halten
;
ein eisernes bein im nacken haben
›starrköpfig, stur sein, sich nicht verbiegen lassen‹;
einen butzen im nacken haben
›den Schalk im Nacken haben‹;
die zunge in den nacken stecken
›schweigen‹;
jm. den nacken keren
›jm. den Rücken zuwenden‹;
die stirn näher dan der nak sein
›jm. gegenüberzutreten ist besser als ihm den Rücken zuzuwenden‹.
Bedeutungsverwandte:
,  12, ; vgl. ,
2
 1, ,  1.
Syntagmen:
den nacken baugen / neigen, aufrecht halten, jm. den nak beren / verschroten
›den Hals abschneiden‹;
den sak, das kreuz auf dem nacken tragen, jn. auf seinen nacken nemen, jm. auf den nak schlagen
(o.ä.; mehrfach)
/ treten, das weib im nacken fleischlicher machen
(›künstlerisch voller ausmalen‹),
jm. mit der faust einen guten tag auf den nacken geben, ein tuch auf den nacken schlagen, jn. auf dem nak
[wohin]
füren
(dies als spiegelnde Strafe für Zungenlaster, vor allem Verleumdung, Gotteslästerung),
jm. das haupt auf den nak umreiben, jn. in den nacken brennen, die hare jm. im nacken zusammen gebacken sein, jm. die zunge im nacken heraus schneiden / ziehen, zu dem nacken heraus reissen, eine kugel zu dem nak ausgehen
;
der blosse / eherne / härte nacke, der nacke der jünger
(hier ütr.).
Wortbildungen:
nackenschnur
ein vom Hinterhaupt nach vorne gehendes Zierband,
nakmäntelchen
›zierlicher Kragen zur Bedeckung des Halses‹,
nakschlagen
›jn. auf den Nacken schlagen‹ (im Beleg ütr.).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Ceruix. Schwart genick nacken.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
des wurdin sî dô bougin | ir hertin nackin allintsam | und ir helse vil unzam.
Luther, WA (
1522
):
Aber die weyl unßer iunckern eyßerne styrnn und eheren nacken haben, wolln solchs nit hoͤren.
Ebd. (
1529
):
Ein edel lobliche tugent, der ein eisern bein hat im nacken, das er nicht beygen kan.
Ebd. (
1531
):
So soll man thun, wen man schreckliche predigten von Gottes Zorn horet, das man die zunge heimlich in den nacken steckt, das gespott draus treibet.
Ebd. (
1533
):
Drumb wil ich euch auff meinen nacken nemen und inn die kirchen, ja inn das himelreich tragen.
Ebd. (
1538
):
Da ehr das thett, erwusschet ein schwartz, greulich unziffer hinder dem nacken, das zoge ehr hehrfur und wirffts zu boden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
515, 284
(
Magdeb.
1608
):
Den hat der Froͤschkoͤnig Baußback / | Jn See gefuͤrt auff seinem Nack / | Verretherlich erseufft.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
ja weren als eine rote nackensnur | siner vrouwen lippen gestellet.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
men brante si zo beiden backen ind ouch in dem nacken.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1512
/
3
):
Awch ist ein jtlich weib fleischlier zw machen jn jrem nackett. Dan ein man soll adricher [...] sein.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
125
(
Nürnb.
1517
):
Was versucht ir got mit auflegung des jochs auf den nacken der jünger, [...]?
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das vint man an dem edelen Paulus, der sprach das er genakstaget muͤste werden von der bekorunge, das er im selber nút engienge.
so tuͦt der mensche also ob er Gotte den rúcken oder den nack kere.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
wenne der künig Sapor riten wolte und uf sin pfert sitzen, so muͦste sich der keyser nyder biegen uf hende und fuͤsse, so drat ime denne der künig uf sinen rücken und nag also uf einen schemel.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
so wiß das dir dein herr got nit hat gegeben ditz land zuͦ einer besitzunge: so du bist ein volck hertes halsbains
[Var. 1483-1518:
halsbains oder naks
;
Froschauer
1530:
hartnaͤckig
;
Eck
1537:
zuͦ dem halssterrigsten
;
Luther
1545, 5. Mose 9, 5:
halsstarrig
].
Fuchs, Murner. Geuchmat nach
4520
[48, 1, 4] (
Basel
1519
):
sol er [gouch] [...] an die hembder duͦch setzen lon, als die wyber mit den nakmentelin thuͦndt.
Bremer, Voc. opt.
1018
(
halem.
,
1328 f.
):
Occiput nak [...] est postrema pars capitis.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Und hielt den nak erlich uf recht, | Vil selten er den næigte.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
21r, 22
(
Zürich
1521
):
Die stirn ist naͤher dañ der nack / oder das hindertheil am houpt.
Sappler, H. Kaufringer
17, 116
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der sack, | den ich oft auf meinem nack | muoß tragen.
Henisch [167] (
Augsb.
1616
):
Mancher kust einen auff den backen, vnd schlegt jhn mit der faust in den nacken.
Klein, Oswald
26, 43
(
oobd.
,
1427
):
der römisch küng die sorg mir nicht vergulde, | das ich nicht wesst, wenn mir der nack | verschrotten wurd.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
sein haubt ward ym umbgeryben auf den nack, und seine augen prach es im für seinen kopf und wurden ym als di feust.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
aines vorsprechen kopf nam ain Teutscher in die hand, schnit im die zungen in dem nack heraus und sagt: ,nun du vipernater, hör nun auf zu wispeln!‘
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
ich hab nuͦr siben grinthar, | di sind mıͤr in dem nakchen | so vast zusam gepachen, | das [...].
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
35, 17
(
mslow. inseldt.
,
1605
):
das ihn vmb śolcher muetwillig verfluchter reden willen, [...], die Zunge durch den Scharffrichter śoll Zu dem Nackhen herauß geriśśen werden.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
5562
;
Gille u. a., M. Beheim
318, 28
;
Wiessner, Wittenw. Ring
453
;
Klein, a. a. O.
25, 100
;
49, 3
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Kummer, a. a. O. ;
Bremer, Voc. opt.
1018
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 207
;
Rwb (hier besondere Betonung von
nacke
als Ort spiegelnder Strafe: Verstümmelung / Herausziehen der Zunge als Strafe für Zungensünden).
Vgl. ferner s. v. (
der
3.
2.
folgende Belege sind für mich nicht sicher zu deuten; das Glossar zu
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden gibt ›Nackenfell‹ an
(nicht recht nachvollziehbar); vielleicht: ›Knochen (für Schnitzzwecke)‹ oder gar pars pro toto für ›Armbrust‹.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
144, 6
(
preuß.
,
1393
):
der grosscheffer von Marienburg gibit alle jar dem sniczemeister 3000 nacken.
Ders., Gr. Ämterb.
217, 8
(
preuß.
,
1399
):
Item im sniczhuse: [...] item 34 nuwe armbroste, item 1 tonne swebil, 400 bukshorn, item 1200 nacken, item 1 lothebuchse.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
148, 10
(
preuß.
,
1400
/
02
):
100 nacken, dyͤ haben gekostt 22½ ℔ Lubisch.
Ebd.
170, 31
.