nachtselde,
die
;
-Ø/
auch
seld
;
Gw zu
mhd.
sælde
›Güte, Heil‹
(); Schreibung mehrfach
nachtsel
, vereinzelt auch
nachtsal
und
nachtzal
sowie (volksetymologisch umgedeutet:)
nachtsold
; diese Varianzen sprechen für die zunehmende etymologische Isolierung des Gw
-selde
und damit verbunden für das Auslaufen des Kompositums im 16. Jh.;
vgl. dazu auch die Formel
wie man das [nachtselde] nennet
().
– Gehäuft obd.
1.
›freie oder entgeltpflichtige Übernachtung, Quartiernahme in einer Herberge‹ (vom Gast aus gesehen); ›Gewährung eines Quartiers an einen Gast und zugehörige kostenlose oder zu entgeltende Bewirtung‹ (vom Herbergsinhaber aus gesehen); vgl.
1
 12; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
 23.
Syntagmen:
(eine) n. haben / nemen, jm. die n. geben / gewären / bieten (mit essen / trinken), die n. mit dem tode bezalen
;
j. der n. begeren, jn. der n. ergetzen
;
bau mit nachtselden teidingen
;
die gute / sichere n
.;
das leger der n
.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
gefragt, ob sie nachtsold hie nemen wollten oder nit.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Der muß mir sein nachtsel, bey gott! | Zalen mit eim blutigen todt.
Ebd. (
1562
):
Schenckt ihn etlich ducatn zu-letzt | Und irer nachtsel sie ergetzt, | Schied ab.
Argovia (
halem.
,
1351
):
Daz gotzhús hett ze Bönken v. ß. geltes. weler bote die wërot, dem sol man die nahtselle geben.
Sappler, H. Kaufringer
1, 374
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der uns gar umb claines gelt | het geben guote nachtselt?
Kläui, Schweiz. Urbare
3, 139, 9
(
halem.
,
1384
):
die vorgen. guͤter sullent jeͣrlich ein dienst einem kamrer geben, ein nachzal und ein imbis mit fuͥnf pferden.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
Herr Keyen [...] reit wider zuͦ seinem herren, sagt ym das sy frid und geleit und guͦte nachtseld hetten.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
,
1463
):
nachtsall yedes pfaͤritt 5 gr. oder 4 dn.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 133, 21
(
moobd.
,
1357
):
daz die maisterschaft dez spitals allew jar auf die vorgnanten guͦt muͦgen reiten vnd paw taedingen mit nachselden vnd mit allen den puͦnden, alz ein man auf sein aygen guͦt sol tuͦn.
Kläui, a. a. O.
2, 14, 1
;
Sappler, a. a. O.
1, 147
;
14, 86
;
Pfaff, a. a. O. ;
Brandstetter, Wigoleis
198, 38
;
Vgl. ferner s. v.  12.
2.
›Recht, Anspruch eines in der sozialen Hierarchie einschlägig Befugten auf kostenfreies Nachtquartier und zugehörige Bewirtung, auch auf Fütterung der Pferde‹ bzw. (umgekehrt:) ›Leistungspflicht für den Angesprochenen‹; als Metonymien (im einzelnen kaum trennbar): ›aufgewandte Kosten‹ (in Naturalien oder Geld), darunter: ›Pferdefutter‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  210, , , ,  2,  1,  1,
1
 2.
Syntagmen:
n. bieten / dienen / haben, jm. n. schuldig sein, geben / gewären / rügen, dem pferd n. geben
;
die n
. (Subj.)
etw. kosten
;
jn. der n. gewären
;
hüner zu n
.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 5 (
mosfrk.
,
1285
):
beanspruchte Abgaben [...]
nahtselde herberge dinetspenninge fuderhavere.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
428, 30
(
noobd.
,
1354
):
ob si uͤber naht beleiben wellen, so sol der mair und die huͤbner und die lehner mit einander leiden, swaz die nahtseld kost.
Ebd.
551, 36
(
1365
):
Die Ritter [...] verzichten auf
vogtey, nahtseld, fuͦterbet
und alle anderen rechten Dienste und Forderungen.
Mon. Boica
, NF. 1, 87, 17 (nobd., 2. H. 14. Jh.):
daz si [herren] all jar drei nahtselld in demselben hof haben muͤgen.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Der fürst der werd heint zu uns kommen, | Herberg nemen in unserm schloß, | Richt zu ein mahl, herrlich und groß! | Der nachtsel müß wir in gewern.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
um 1330
):
Si ruegent auch einem isleichen newen apt ein nachtseld zue seiner bestaetigung.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
364, 8
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
ein gancz lehen dint [...] ze vasnacht 11 den. nachtseld vnd vischphening vnd 6 hwner.
Kläui, Schweiz. Urbarea.
2, 14, 11
.