nachjagen,
V.
1.
›jm. / einem Tier, e. S. (ütr. auch z. B.:
dem frieden
) nachjagen‹; von Personen gesagt, die eine andere Person oder ein Tier in rechtlichen, militärischen, religiös motivierten Zusammenhängen bzw. zu jagdlichen Zwecken verfolgen; in poetischen Texten mehrfach von Tieren gesagt;
zu  3,  1.
Syntagmen
teils absolut gebraucht; ferner:
j. jm
. (z. B.
die amptleute den täufern
) [wohin]
n., j
. einem Tier (z. B.
dem hasen, den fröschen
, tropisch:
dem lam gottes
),
dem frieden n., des lewe jm. n
.; subst.:
durch nachjagen auf das pferd springen
.
Wortbildungen:
nachjager
,
nachjagd
(oder
nachjacht
) 1.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
INSEQ VI. Nachstellen nacheilen nachfaren, nachjagen nachheschen nachhengen.
Luther, WA (
1536
):
Wer ein Christen wil sein, der mus also geschickt sein, das er weiche vom boͤsen und gutes thue und dem frieden nach jage.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Sam. 24, 15
(
Wittenb.
1545
):
Wem jagstu nach? Einem todten Hund / einem einigen Floch?
Peil, Rollenhagen. Froschm.
527, 637
(
Magdeb.
1608
):
Das man aber nicht solt nachjagen / | Sie wider pluͤndern vnd abschlagen / | Wurffen sie Schlangen hinder sich.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
14, 24
(
Frankf./M.
1626
):
der [...] stuͤrtzte endtlich den Hals ab / in dem er einem Hasen nachjagte.
Gille u. a., M. Beheim
99, 855
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
dy zigeiner jagten nǎch | tieff in dez wassers graben.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
75, 7
(
nobd.
,
1523
):
Ob durch die freund den feinden uff der nachjagt etwas abgejagt, [...], ist die bueß zehen pfundt.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
alle, die nur zu reiten hetten, sprungen auf ire behende pferd durch nachjagen.
Peil, a. a. O.
218, 5326
;
626, 3705
;
676, 5328
;
Pyritz, Minneburg
2895
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
203
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Rot
343
.
Rwb  f.;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 157
.
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 1.
2.
›jn. (einen
eigenen
, der von einem Rechtsbezirk in einen anderen gezogen ist und sich nicht abgekauft hat), rechtsgültig verfolgen (zur Eintreibung von Abgaben)‹; dieses Recht bestand für den Herren ein Jahr lang; nahm er es nicht wahr, konnte der
eigene
in seinem neuen Bezirk frei werden; diese Rechtsverhältnisse waren Gegenstand differenzierter Regelungen;
zu  3,  2.
Wobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Syntagmen:
jm
. (z. B.
den leiben
›Leibeigenen‹,
einer frauen
) (
um den fal
)
n., die herschaft jm. n., dem falle n
.;
der nachjagende herre / vogt
; mit mixtura verborum:
nachjagende vogtleute
›Unfreie einer Vogtei, denen
nachgejagt
wird‹,
das nachjagende ampt
›Bezirk, in dem jemand, sofern er ein Jahr unangesprochen blieb, frei wird‹.

Belegblock:

Boos, UB Aarau (
halem.
,
1422
):
hant si gesprochen, das die lút usz dem ampt ze Woͤrd in ir statt wol ziechen moͤgent und ouch die iren us der statt hin us in das ampt, an alles nachjagen.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1484
):
diese Leute seien
uns als ir natuͥrlichen herrschaft underworfen ..., ir lib und guͦt zuͦ unsern geschaͤften darzuͦstellen und das si nit allein mit der stuͥr, [...], sunder ouch andern noͤten uns gehorsame pflicht soͤllen erzoͤugen, und das wir ouch macht haben, ir liben naͧchzuͦjagen, die in unser ordnung zuͦ setzen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1559
):
so einer under inen hinweg ziehe, so sich der nit abkoufe, das sin gnad und dero gotzhus glichen zugang zuͦ den selbigen personen und inen nachzuͦjagen habe.
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Boos, a. a. O. ;
Geier, Stadtr. Überl. ; ;
Krebs, Prot. Konst. Domkap.
3528
;
Müller, a. a. O. ; ; ; ;
Müller, Stadtr. Ravensb.
165, 3
Var.;
3.
›e. S. (z. B.
den tugenden
) nachleben‹;
vgl.  3,  6.
Bedeutungsverwandte:
 4.

Belegblock:

Franck, Decl.
348, 40
(
Nürnb.
1531
):
So hoͤre nu auff dein laster mit jren exempeln zu decken / weil du jren tugenden nyndert nachyagest.