nötlich,
Adj.
1.
›unheildrohend, beängstigend, beunruhigend‹ (von Ereignissen, die als bedrängend wahrgenommen werden); seltener: ›angstvoll, verunsichert, verängstigt‹ (als Reaktion e. P. auf derartige Ereignisse);
vgl. am ehesten (
die
1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  1.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dî vlucht sô nôtlich was ouch î, | daz ein brûdir ligin lî | sîn armbrost dâ gespannen.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
2392
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Jch bsorg worlich, es kumm an tag. | Das braͤcht vns angst, noͤtliche klag.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Demnach in disen strengen, noͤtlichen loͤufen zebiten um hilf und fuͤrsehung wider die starken und vermessnen vient.
Wiessner, Wittenw. Ring
7140
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Won in waren chümen mär | Nötleich gar und dar zuo swär | Daz [...].
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Er sach an seiner geberd im etwas noͤtlichs anligen.
Klein, Oswald
26, 34
(
oobd.
,
1427
):
ie doch gedächt ich mir nöttlicher mëre. | wurd mir die ritterschafft zu tail, | in disen sporen möcht ich mich wol streichen.
2.
›seltsam, merkwürdig, wunderlich‹; von
not
(
die
) her schwer motivierbar.
Unterhaltende / literarische Texte.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Syntagmen:
j. n. sein
;
etw. n. angehen, j. nötlichen klaffen, sich n. verhalten
;
der nötliche name / kunde, die nötliche weise
.
Wortbildungen:
nötlichkeit
›Wunderlichkeit‹ (dazu bdv.: vgl. ).

Belegblock:

Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Du bist eyn ernster man, | Dat du kanst sunder lachen gesijn, | So noitlichen wyr geclaffet hain.
Schneider, Pont. u. Sid.
234, 2
(
rhfrk.
/
mosfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
Sie hatten sich notlich verstelt, ein deil hatten hude vß laube gemacht, die andern mit hauwe sich verwonden vnd mancherley notlich gefert, das sie durch die notlicheit hininn qwamen, vnd sprongen vor jener taffeln hin.
Bobertag, Eulensp. (
Straßb.
1515
):
da macht er vil spils mit den iungen kinden wan er wz noͤtlich wie ein aff domlet er sich vff den küsin.
Michels, Murner. Badenf.
26, 14
(
Straßb.
1514
):
Nun so der brunnen ist erfunden, | So sindt wir doch so noͤtlich kunden | Das wir ee von alter sterben | Ee das wir nach dem wasser werben.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Nun kante Hainrich von Rechberg herren Gottfridts abenteurliche und notliche weis gar wol und liess sich nit gleich abweisen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
131, 15
;
Barack, a. a. O. .
3.
›notwendig, dringend, unumgehbar‹;
vgl. (
die
9.
Bedeutungsverwandte:
 12.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
wie woll solchs opffer auch aussen der meß geschicht und geschehen sol, denn es nit nötlich und weßenlich zur meß gehört.
Ebd. (
1523
):
die schrifft bleybt da bey, das sie jungfraw sey gewesen fur und ynn der gepurt, denn so fern hat Got yhrer jungfrawschafft nodlich bedurft, das er uns den gesegneten verheyssen samen gebe on alle sunde.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
das marggrave Frederich umbe notlich gescheffte zu stundt muste yn Myssen lant zihn.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
JCh wil zuͦm ersten protestieren | Vnd ein noͤtlich reden fieren, | Das ich in allem meinem gedicht | Kein weisen man hie meine nicht.
4.
›zweckmäßig, nützlich‹; vgl.  3c.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
Nu aber das schwerd eyn groß nodlicher nutz ist aller wellt, das frid erhalten, sund gestrafft und den boͤsen geweret werde.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3904
(
rib.
,
1444
):
Do greiff sij eyne plate, die sij mir bracht, | Die zo male noitlich was gemacht.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
mit seiner lieblichen kurtz weil, mit denen die ain ernst vnd lust darzu haben, vnd bedenken wie nützlich, ja noͤtlich lesen koͤnnen, ainem yeden sey.