1
närlich,
Adj.
/
Adv.;
när-
Kontraktion des Komparativs von .
1.
›kümmerlich, dürftig, ärmlich; kaum, nur, schwach‹ (modal).
Bedeutungsverwandte:
,  3.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1542
):
wer ist der mitten geht | Gleich zwischen Minos drabanten | Die man fur feur kan nerlich sehen?
Ebd. (o. O. o. J.):
Die geistlosen sollen iren elteren [...] nerlichen die rinden vom brot zuͦ eßen [...] geben.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1632
):
Der Schweiß ist nicht ein Schweiß, Blut sehn wir von ihm rinnen, | der Puls schlägt nährlich an.
Luther, WA (
1544
):
und nehrlich der blosse Text des Euangelij im brauch bleib mit geringem verstand.
Ebd. (
1539
):
Do nun der Jungling traurig weggehet, der doch meinete, ehr hette alles gehalten, und doch nehrlich so viel gethan, das ehr dem hengker entgienge.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
496, 7280
(
Magdeb.
1608
):
Der Athem wil jhm auch entgehen / | Vnd das Hertz in dem Leib ersticken / | Kann nehrlich ein wenig auffblicken.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1361
):
Die beckere sullen [...] daz brot bezser und grosser machen nach dem, alse sie selb wale sehin, daz is zu nerlich ist.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Nu vant her gar eynen armen kremer mit eyme nerlichen krame, de hatte vyngerhute nalden trummen floiten.
die [bischoufe, phaffen] sulden nerlichen ir narunge haben, das ander sulde dem reiche unde den fursten.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
76, 6
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
In Rusin ist also groz vrost stetis das sich di lute unde di tier nerlichin mogin sich irnern des vrostis.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
336
(
Genf
1636
):
naͤhrlich / Kaum / Kümmerlich.
2.
›schmähend, verletzend, lästernd, höhnisch‹;
vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
So wil nu Christus mit diesen worten uns aus dem sinn reden, das wir nicht so geitzen nach dem Mammon, und redet so verechtlich und schmehlich davon, das er jm nicht kund nehrlicher reden.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Do lieff das weip stormlichen obir yren man unde rette om nerlichen unde sprach, her sesse unde suchte seynes leibes gemach und wollust und verlore die weile seyn recht.
Schmitt, Ordo rerum
680, 12
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Blaspemiare verlich reden närleich [...] reden [...] narleich zw reden.
3.
›genau, sorgfältig; ernsthaft, eindringlich‹;
zu  4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, ,  4.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
das er wil sie je reichlich troͤsten und stercken uber seinem Abschied, dsas er jnen auch seer nehrlich redet, damit, das er [...].
Klein, Oswald
10, 1
(
oobd.
,
um 1423
):
Wenn ich mein krank vernunft nërlichen sunder | und vast bedenck der tummen welde wunder, | [...].
4.
›gerade noch, bevor [...]‹;
vgl.  89.

Belegblock:

Luther, WA (
1538
/
40
):
Jst also Joannes fur Christo nehrlich hergangen, den er noch getaufft hat, ist noch nicht gefangen gewesen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
57, 450
(
Magdeb.
1608
):
[Sie] kamen nehrlich fuͤr den Saal. | Da fiel das Hauß vnd Bad in grund.
Ebd.
544, 1204
:
Der Ochs / Esel / Hund / Katz vnd Han / | Die Ganß war auch nehrlich
[aus dem Feuer]
entgan.
Qu. Brassó
5, 429, 43
(
siebenb.
,
1613
):
[sie, 40000 Mann] jogen den Batori mit seinem Volk, das nerlig (!) in Vardein kompt.