nähen,
nahen,
V.;
erstere Form häufiger.1.
›sich (meist:) von einem entfernteren auf einen näheren Punkt (als räumliches Orientierungszentrum, darunter auch Gott) bewegen, an jn. herankommen, auf jn. zukommen; (seltener:) sich von einem näheren auf einen entfernteren Punkt hin bewegen‹; ütr. auch von Bezugsgrößen wie ungemüete
gesagt; Syntagmen:
j
. (z. B. das her, die feinde
) / etw
. (die zeit
) n
. (absolut); j. Constantinopel / Rom n., j. jm. / e. S
. (z. B. den toren, der burg / stat, einem rade
) n., j., die sonne / winde
›Hunde‹ jm., zu jm. n., gute dinge dem feind n
.; refl.: sich
(z. B. von ferns
) zu jm
. (z. B. zu den feinden
) n., etw
. (Subj., z. B. die gefar / strafe
) sich zu jm. n
.Wortbildungen:
nähern
näherung
nahung
nähung
nahen zu gotte
‹.Belegblock:
Wie die Sonn nach dem Winter von Tag zu Tag mit minuten zu vns nahet / also nimbt der Verstandt bey Kindern mit minuten zu biß ins Alter.
dô sî [trucht] wurdin nêgin | unde quâmen, dâ iz was, | langus nidir an daz gras | vîlen sî dâ alle.
Sihe wie feyn hat der prophet alle ditz weßen fursehen. Er setzt hie eyn wortlein ,Kraboth‘, das ist, die nehung, des gepraucht offt Moses, wen er vom priester ampt und opffer redet, darumb das die priester, ßo sie opffern solten, musten sich tzu gotte nahen, drumb redet er eygentlich hie von denen, die sich dringen zu dem geystlichen stand und zu gotts dienst nahen.
want sij doedent alle de ghene | De mir yet zo neken besteen.
wir konten nit verstain, was sei wolten, bis zulest etliche zu uns fan ferns neikden.
ist dann der bürg neher so mag er fürgenõmen werden dann er wirt gegen wertig geachtet võ neherung wegen.
nothaft, zu dem alle gute ding als zu dem weisel der bin nehen.
Der has sprach: „so, du mein narr, so, | Sichstu die wind nit mir nochnohen? | Het sie die man als ser geflohen | Alls ich die hundt“.
wo sie ungfehr mir thut nehen, | So wendt sie von mir ir angsicht.
römisch könglich mayestat, | Die sich herbey genehert hat.
Derselb vil schreckn darob entpfecht, | Gefahr und straff sich zu im necht.
Do inn Rengnold ersach, do nachet er sich zuo im und saß ab und kußt inn.
es were dann, das des keisers gewalt disen handen nechert, widerstant zu tuͦnde.
so ist die sunne aller verrest von vns vn̄ begı̄net vns nahen.
gedauchte er sy so freislich, das sy yn aber geen liessen und ym nit dorsten nehnen.
Da nun die zeit nachnet, da man welen sollt, da [...].
Davon mit ungemuͤte nacht | Und chrenkchet mir daz leben.
so nachnet das Littische hoͤr / als 4000. schrit von Orsa.
da die prüeder zu im nähnetten, da vmfieng er idleichen pesunder mut vmfangen armen.
Ich [miles] hab einen gueten schies zewg pracht, | Ob, Jhesus von uns ainen vorlauf gebin, | Das ich damit auf in hielt nachüng.
3.
›eine Forderung (z. B. auf ein Erbe) vor Gericht geltend machen‹.Belegblock:
dy hat gelaßin erbe unde gud, darczu sich der erber here er Conrad Vogeler nehet unde findet als eyn rechter erbeneme.
4.
›sich einem gewünschten (meist), aber auch (vereinzelt:) einem neutralen oder negativ bewerteten Zustand annähern, sich ihm angleichen‹; meist auf religiöse Verhältnisse bezogen, dann: ›sich auf Gott hin, in Richtung auf Gottähnlichkeit / Gottnähe bewegen‹; Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
j. e. S
. (z. B. dem irtum
) / jm
. (z. B. got, dem herren
), zu jm. (zu got) n., j. zu der nichtigkeit n
.; (refl.:) sich got, auf got, zu gottes hulden n
.Wortbildungen:
nähern
näherung
Belegblock:
Wen sie Got an caffen | Und sich gar sinen hulden nen | Und in den dingen doch an sen | Der werlde vordamnisse.
in unwissintheit ist man Gode verre, mit bekantheit und mit lichte so nekint man sich uffe Got.
Ebd.
45, 37
: sal di sele Got bekennen, so muiz he sich in si nêgin und mit ur forênin und si durchgêin, daz si un also mit ume selber bekenne.
durch kranckeitt des leibes nehet der mensch gott.
Nicht neher mag die creatur kommen in die sele Noch nymmer genahet die sele keyner creatur. sye hette den des ersten williglichen entpfangen in sich ein bilde.
Wann der freund der sweyg nahent got [...] und wirt von im erleucht.
darumb nehen sie [menschen] sich mit nichte zu der ewigen belonung.
Ebd.
214
: darumb das durch eigne weißheit niemant dem teufel obsiget, sunder nehnet dem irrtumb sovil dest mer, ie weiser er sich helt.
Vnd ist ein wetage (!) des lebes vnd / neht sich czu dem plaüen, ab wol / dy melancolia sey swarcz.
Biß es [Hertz] dich [Herr] gantz und gar vmbfaͤngt, | Sol es mit ehren zu dir naͤhern.
mine sel hǎt der froͤde ietzo einen anfang an úch von der sunderlichen necherunge, in der úch got zuͦ ime hat gezogen.
Dise selben nohent unserm herren, sú gont zuͦ dem heiligen lichamen unsers herren zuͦ vasten, und hant doch nút ganzen willen von iren wisen zuͦ lassende.
ye ferrer ainer von got kumbt, ye bas nahend er zu der nichtikait.
5.
›von einem als früher vorausgesetzten Zeitraum / -zustand, -punkt auf das Jetzt als Orientierungspunkt zulaufen‹; je nach Subj.: ›hereinbrechen, anbrechen, werden‹ (vom Tag); ›nahen‹ (von der Erlösung); ›nahen, kommen‹ (von einem Zustand); umgekehrt (selten:) ›vom Jetzt auf einen zukünftigen Zeitzustand zugehen, zulaufen, sich bewegen‹; Syntagmen:
es nähet dem tag, gegen den tag, gegen des tages glanz, gegen der welt ende
; (refl.:) ein fest, die erlösung sich n., es nähet sich der marter, dem abend / tag, der zeit, dem ostern
; der früling / winter / tod / das alter, ein tag / fest / reich, die ledigung / stunde / zukunft n., j. seinem ende n
., (refl.:) der tod, die zeit / stunde, das ende sich n., die sonne sich zu der vesper n
.; die nähende urstände
.Wortbildungen:
nähern
nähenung
Belegblock:
Und vorzwivelen nicht an mir, | Want uwer ledigunge net.
Do es bei s. Bartholomei zit neikde, troig ich [...].
gangk und hude by dem grabe, | want eß nehet sich dem dritten tage!
fuͤre mich zuͦ dem Keyser / ehe ich sterbe / dann ich meinem ende fast nehne.
Mercator dicit. Rubin, ez mag dem tage nehen, | ich wil mich schlafen legen.
Sprechinde: „Tuͦt pênitencie, wan iz nâhit daz rîche der himele“.
Da sich nahet seins Lebens endt, | Schrey er laut Vater [...].
bittet gott umb hilff, dann sein urtheil nahet und sein gerechtigkeit wird offenbahr.
Gedulteklich mit troste baid | Siner nachenden urstende, | Dú dir git laides ende.
Cristus wollt nit lenger myden, | Sonder sich necheren sinem lyden, | zuͦ erzeigen syn glori vnnd eer.
so haut es sich bey vnsern zeiten laider vast an gehaben vnd nachet auch nun vaste gegen der welte ende.
do nu diu sunn kom über mitten tag und sich nachet zu der vesper, da [...].
der mit hochvart aldet | und sich nahent der hell pein!
tropus aygenleich ist ain gesang, daz nur zuͦ den groͤsten hochzeitten gesungen wıͤrt [...], recht sam ain vorspil oder ain parat und nechenung des ingang zuͦ der mess.
Es nahent gen des tages glanz.
erhör mich, stolz freulin gemait, | lass dir mein ellend nahen!
[Da] es der czeit nechen sollt | das Got mensch werden wolt.