näen,
V.,
im Hiat
-g-, -h-, -w-
:
nägen,
nähen,
näwen
; Part. Prät. auch
genat
.
›nähen, Näharbeit verrichten‹ (absolut); ›etw. nähen, durch Nähen herstellen‹;
näen
wird vereinzelt Männern (sie dann entehrend), vor allem aber Frauen, und zwar als ihnen angemessene, sie ehrende und sittlich erhöhende Tätigkeit zugeschrieben; teils über das Inhaltsmoment ,demütig‘ religiös überhöht; ›dem Nähen als beruflicher Tätigkeit nachgehen‹ (dann neutral gebraucht); ütr. (selten) auch auf dem Nähen verglichene Tätigkeiten bezogen.
Phraseme:
am hungertuch näen
(zur Geschichte der Wendung s.
Röhrich, Lex. sprichw. Raa.
1988, 2, 456
).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , (zu
kläuel
), , , ; vgl. ,  1.
Syntagmen
j. n
. (absolut):
Eva, die töchter, die hausfrau, die geistliche jungfrau, die kinde / mägde n. (sollen / müssen), Hercules, der schuster / meister, gottes finger, die hand der engel n
.; trans.:
j. etw
. (z. B.
einen rok / hut, ein gewand / kissen / kleid / polster
)
n., j. vögel n
. ›aufsticken‹,
die strafe ein kleid des hasses n
.,
(j.) etw. auf etw. n
. (z. B.
einen namen / einen kranz auf ein tuch
);
der genäte stich
; subst.:
nätes kaufen
.
Wortbildungen:
näete
,
nänadel
,
närieme
wohl ›lederner Nähfaden‹ (im Sattlerhandwerk; im wird „Teil des Pferdegeschirres“ angegeben; für 1522),
näseide
,
näwerk
,
näzeug
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
42 bemischer groschen [...] vor lynwot [...] und 5 groschen vor newerk.
Sehet auff die pluͦmen uff dem felde, wie die geschmuckt und geklaidet sind, noch thuͦtt jr kaines etwas dartzuͦ, sie naͤhen noch wyrcken nit, dennoch sind sie schoͤn getzieret. Damit wil der Herr aber mals nicht, daz wir nicht naͤhen und wircken sollen, sondern wir sollen arbayttenn, spinnen und naͤhen, aber sorgen sollen wir nicht.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 19, 5
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
M. 14. Jh.
˺):
uz zorne ein strafe net hazzes kleit.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
da began he [Adam] dye erde zo buwen. vnd Eua began [...] zo spinnen vnd tzo neuwen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1586
):
das zu nachteil der hoetmecher [...], dan alles nehewirk stunde innen nit zu.
Struck, Joh. Pfannstiel
121, 41
(
mosfrk.
,
1545
/
6
):
Vor eyn stuck schmicken und eyn stuck nereymen 4 alb.
Ebd.
174, 24
(
1546
/
7
):
Vor 5 messer und nenaden 6 alb.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1405
):
dartzu mogen im [meister
der
snidere
]
sin husfrawe kinde und maget helffen nehen und erbeiden.
Jahr, H. v. Mügeln
108, 472
(
omd.
, Hs.
1463
):
das
[
kleid
der
Astronomia
]
was mit sternen gar durchsat,| als es gots finger hat genat.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
29, 2
(
omd.
,
1487
):
Derselbe menliche hercules. darnach zcu solcher torheitt kōmen. das er [...] gleich einem weÿbe am rocken gespünnen. vnnd mit der nalden genehett.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3714
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
si sal in irem kloster blieben | unnd da lessen, beten unnd schriben, | nehen, wircken unnd spinnen.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
228v, 7
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
das sich dy stich, dy do genat synd, / auf gelaßen, so renige dy bunden mit einer / erczteij.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Vxor, [...], bringt jhren Nehzeug, setzt sich in ein Ecken vnd neht.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
sehent an die lylyen des ackers, die spinnent nút noch enneient.
Bobertag, Schwänke (o. O.
1555
):
vmb S. Martins tag, do schickt er das weib aber auß nätz kaufen.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Und tuonds so unendlich naien und limen, | Daz si bald tuond zerkliben.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1490
):
ain ieder maister schniderhandtwercks, der in ains kunden hus naien und arbaiten will, der [...].
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1656
):
21 schenne krentzlin [...] (Man hat sie alle auff die todtenbar-tuch geneit).
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
dis gewant, | Das er [sun] dir
[Maria]
och gesendet hat, | Mit der engel hande gar genat.
Ukena, Zuger Trag.
1354
(
halem.
,
1598
):
Du muost Neyen ahm Hunger thuoch.
Müller, Welthandelsbr.
3, 289, 8
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
Mer zalt man darin von arras, sattin, [...], neeseiden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1560
):
umb neeseiden zuͦ der statpiren darauff und ain krantz umb die statpiren herum zalt man für alls 2 fl., 27 kr.
Ebd. (
1544
/
5
):
des Collatinus hausfrau [...] habendt sie [...] weibliche arbait als wircken und neen gantz tugentsamlich übende gefunden.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1533
):
sollen die schuester auf dem wochenmarkt schuech [...] mit zwaien tremmern heften und nit mit der nadel neen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Die sün hat er
[Karl]
mit reiten, harnasch, wer und jagen von jugent auf geüebt; die töchter haben spinnen und nêen müessen, hats nit feiern lassen.
Joachim, a. a. O. ;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Sexauer, Schrr. in Kart.
222, 1
;
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 76, 63
;
Klein, Oswald
90, 9
;
Schmitt, Ordo rerum
639, 1
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v. , .