nächtlich,
nächtig,
Adj.
/
Adv.;
erstere Form häufiger belegt; Normalisierungen auf diese Form hin.
1.
›nächtlich, nachts, in / während der Nacht‹ (gesehen als die Zeiterstreckung des Schlafes, der Dunkelheit, oder des Zeitpunktes von Straftaten, auch als Zeit von Ängsten und Visionen);
vgl.
1
 1.
Phraseme:
bei nächtlicher weile
.
Gegensätze:
 4.
Syntagmen:
n. klingeln
, [wohin]
kommen, js. leib n. hinweg füren
;
der nächtliche säuser / schrecken, die nächtliche angst, die nächtliche finsternis / ruhe / wächterin / zeit, das nächtliche aufsehen / gesicht
.
Wortbildungen:
nächtlichkeit
.

Belegblock:

Luther, WA (
1512
/
8
):
Der psalm ist in den naͤchtlichen schrecken ain schilt.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
durch den nachtlichen angist. | als ichz vor han gesehen langist, | so [...].
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Brisilische Bette [...] / welche die Hispanier in den heissen Laͤndern zur naͤchtlichen ruhe brauchen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
11, 10
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
meiner eren und irer eren tegeliche und nechtliche wachterin was sie [mein ewig selige] unverdrossen.
Voc. Teut.-Lat.
x jv
(
Nürnb.
1482
):
Nachtlicheit. nocturnitas.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
75, 29
(
nobd.
,
1523
):
so man einen bey nechtlicher weyl uff die zent for das ober thor brengt, soll man dem thurnman zuschrey.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Her uf sprach Job: ,in dem grúwele der neiglicher
[Var.:
d‘ nechtliche͂
]
gesichte do heilt mich angst und bibunge’.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Vatter, ir haben nechtig geklinglet, als ob es Guldin weren gewesen.
Brandstetter, Wigoleis
205, 33
(
Augsb.
1493
):
was aber dises feür bedeütet oder meinet wissen wir nicht. dann das wir das alle naechtlich nacht sehen scheynen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
Man hat in hie ausgewaidnet und den leib nechtlich hinweck gen Pisantz gefuert.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz der træg auf und der nächtleich säuser klägleich singen, und dar umb sprechent etleich, daz der säuser ain nahtvogel sei.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
29
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
nachdem die pergkhenndel vil manigfeldigs nachtlichs vnnd taglichs auffsehe(n) [...] bedurffen.
Skála, Egerer Urgichtenb.
152, 14
;
181, 11
;
197, 9
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ; ;
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
23, 8
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Vgl. ferner s. v.
2
 5.
2.
›gestern abend; abends, am Abend erfolgend‹; wohl auch: ›gestrig‹; die einzelnen Nuancen sind nicht sicher erschließbar;
vgl.
1
 4.
Bedeutungsverwandte:
 2, (Adv.) 123.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Hesterno uesperi. Nächt nechtig heint gestern zu abend.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
116
(o. O.
1558
):
Gott gebe ine ein böß jar! sie druncken nächtig zuͦvil.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
an den ausschuß begern lassen, das sie nochmals den nechtigen abschied fur hand nemen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Jch [Tuͤffel] wil gon den Einsidler erwuͤrgen, er ist nechtig in einer Dotsuͤnden schlaffen gangen ungeruͤwet.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
O Morgant, ich fŭrcht, das nächtig nachtmal werd uns thŭr zekouffen geben.
Gierach, Märterb.
10763
;
Baumann, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  1.