mütterlich,
Adj.
1.
›mütterlich‹; bezogen auf den Körper (z. B. den leib, schos
), auf die biologische Funktion (z. B. die bärhaftigkeit
), auf die Haltungen (z. B. keuschigkeit, lauterkei, zucht
) und Tätigkeiten (z. B. pflege
), die einer mutter
1 zugeschrieben bzw. von ihr erwartet werden und die man (mehrfach) in der Gottesmutter erfüllt sieht; damit offen zu 3; im einzelnen: ›der Mutter eigen‹; ›liebevoll‹; ›fürsorglich‹; ›gesittet‹; ›muttersprachlich‹; Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
der mütterliche leib / schos / sitte, die mütterliche bärhaftigkeit / brust / deutsch / ergez / not / pflege / pflicht / rute / sprache / traurigkeit / treue / vernunft, das mütterliche herz
.Belegblock:
daß jhr [...] ewer eigen Muͤtterlichen Woͤrter Krafft vnd Eigenschafft dermassen verentheiliget.
seht an koninglicher kore | den koning Salomonem sitzen | und wie mit muterlichen witzen | in sine muter gekronet hat.
die jungen sollen ir obersten heizzen nunnen: daz ist muterliche zucht.
myn armes muderliches hercz | das ist vol alles smerczen.
ein mensche wirt in sünden enphangen, mit unreinem, ungenantem unflat in müterlichem leibe genert.
[er] bedorffet mit aine | Der spünn, essens, trinkens und pacz, | anderr müterlicher ergacz | und pfliht sam andre kinde.
Jesu, noch in müterlichem leib verschlosen.
die muͤterliche berhaftekeit die geschach megdelicher kúschikeit in rehter luterkeit.
Gedenck, edler ritter klüg, | Daz ich dich [Hectör] mütterlichen trüg | Vierzig wochen.
der kranwitpaum haizt in meiner müeterleichen däutsch ain wechalter.
Muͤtterlich sprach. Materna lingua.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
860
; 2.
›vermögensrechtlich der Mutter zugehörig; erbrechtlich aus der Linie der Mutter eingebracht und den entsprechenden erb- und vermögensrechtlichen Bestimmungen unterliegend‹; als rechtssprachliche Spezialisierung zu 1 auffaßbar.Rechtstexte.
Gegensätze:
.Syntagmen:
der mütterliche anfal / erbfal, das mütterliche angefälle / erbe / (erb)teil / gut / testament
.Belegblock:
sy sollen durch recht sollich gud, so ir muter darynbracht hadt, [...], ir veterlich unde muterlich gud gewest ist, [...] zcuvor erußnemen.
als sie hie clagen zu Peter Heintzen von ires veterlichen und muterlichen guts wegen.
Es sall auch in den müterlichen vnd von vffstygender frauwlichen linien Testamenten die pretericion vnd vorgehunge / als so der kindere jm Testament nit gedacht wirt nit anders crefftig sein / Es geschee dañ [...].
3.
›mütterlich‹; bezogen auf die Mutter Gottes als religiös herausgehobene, mit besonderen Gnadengaben (gnade
1; 5, barmherzigkeit
1) ausgestattete, dem Menschen helfende Person; in den Belegen bei Quint
(s. u.) Tendenz zu ›feminin, weiblich‹, lat. (adv.) receptive, contentive, conservative
im Unterschied zu dem für vater
gültigen active
; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Wortbildungen:
mütterlichkeit
Belegblock:
wîsheit ist ein müeterlich name, wan müeterlich name ist eigenschaft eines lîdennes, wan in gote ist würken und lîden zu setzenne
(zur theologischen Interpretation der Textstelle vgl. die Anm. des Herausgebers).
daz du [Maria] nach muterlichem site | dine genade uns teilest mite.
O hymmelsch keyserynne, dye by dym kynde byst gesessen, | Moederlych in dynner grundeloeser barmherticheyt | Dye selen in gnaed to brengen.
thu vns senden, | Muͤtterlichen Gnaden Trost, | Wenn vns ein grosse noht anstost.
Wie Maria aͮn endes zil | Muͦterlichen úns enpfaͮt | Under den mantel ir gnad
(Bild des
mantelkindes im Hintergrund).
Oben loben got und dich, | leiden meiden ewiklich | hilf uns, müterleiche mait.
Stammler, Berner Weltger.
750
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