müssiggang,
der
;
-(e)s/–
.
1.
›Lebensführung, die infolge von Einkünften außergewerblicher Art der handwerklichen Eigenarbeit enthoben ist‹;
vgl.  1,  12.
Bedeutungsverwandte:
.
Gegensätze:
 6.

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
l vjv
(
Nürnb.
1482
):
Gottin der feyr od’ des musiggãgs. i. dea vacationis vl’ ocij.
Rosenplüt
46, 3
(
Oppenheim
1510
):
MVssigangk groß laster ernert | Sel / Leip / Vernunfft / vn̄ Syn̄ vertzert | Arbeit verdynt die ewig freydt | [...] | MVssiggangk o du susse speiß | [...] | Jn Hel sitzt du tyeff inn abgrundt.
Ebd.
95
:
Mussigang ist eyn onfruchtbar acker.
Ebd.
138
.
2.
›Müßiggang, Faulheit, Trägheit, sinnvoller sozialer Orientierung wie (vor allem:) moraltheologischen Forderungen entgegengerichtete, zur Verdammung führende Haltung und entsprechendes Verhalten des Menschen‹; zu
müssig gehen
(vgl.  4).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , , , ,  1, , , ,  1,  6, , , ; vgl. (
die
).
Gegensätze:
 136,  12.
Syntagmen:
(den) m. haben / dulden, lieb haben
;
m
. (Subj.)
alles verderben, das laster nären, der keuschheit weren, jn
. [wohin]
bringen, den mut
[wohin]
füren, got nicht gefallen, das hauptküssen des teufels, die stiefmutter der tugend, eine ursache aller laster sein
;
sich des mussigganges annemen, jn. des müssigganges schuldig befinden
;
dem m. abwarten / anhängen / nachhängen / nachgehen
;
am m. umlaufen, die sele in m. an sich ziehen, mit m. nicht gottes fülen, etw. mit m. verschwenden, die zeit mit m. verlieren
;
der m. in ampten / dörfern / stätten
;
der verdächtige m
.
Wortbildungen:
müssiggängel
,
müssiggängig
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Müßiggang ist der Tugend Stieffmutter.
Luther, WA (
1518
/
9
):
Da seufft man sich teglich voll, da ist mussiggang, da folget unkeuscheit, eebruch, fluchen, schweren, morden, krieg und alle ungluck.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Faulheit. Langsamkeit / traͤgheit / muͤssiggang / vnfleis / hinlässigkeit.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3179
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wanne der mussiggang alle laster neret | unnd der kuscheid sere weret.
Thür. Chron.
9v, 20
(
Mühlh.
1599
):
Die Roͤmer haben sich je in Arbeit finden lassen / vnd zogen jhre Kinder vom Muͤßsiggang.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Welcher mensch legt seinen fleiß | Auff essen und auff trincken gut | [...] | Sonder anhengt dem müssiggang, | Bey dem bsteht die tugendt nicht lang.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
so nement sy [pfaffen] sich an der röw und müssiggangs und richtent das weltlich uß und lassent das gaystlich vallen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Muͤssiggaͤngig haußgesind / vnd das nit arbeitet.
Lauater. Gespaͤnste
34v, 27
(
Zürich
1578
):
daruß wir augenschynlich saͤhend wohin die eersucht / der gyt / nyt / vnnd hassz / kyb / der muͤssiggang vñ holdschafft die menschen bringt.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
330
(
Genf
1636
):
müssiggang ist deß Teuffels Hauptkuͤssen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Pei dem wurm verstê die müeziggängel, die den arbaitern nihts lâzent irs swaizes.
Gajek, Seidelius. Tych.
16, 28
;
Neumann, a. a. O.
3249
;
Franck, Klagbr.
227, 15
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Lauater. a. a. O.
35v, 6
;
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  1.