müssigen
I
V.;
zu .
1.
›einer Tätigkeit mit innerer Ruhe, mit Muße obliegen, ihr nach Zeit und Gelegenheit nachgehen; alles Störende ablegen; Zeit und Muße haben, sich Zeit, Ruhe, Muße zu etw. nehmen‹; auch mit kritischer Tendenz, dann: ›sich Zeit für etw. nehmen, sich e. S. bemüßigen‹; vgl.  16, auch 4.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 10,  5,  7, .
Syntagmen:
sich m
. (absolut);
sich aller creaturen m
.;
dem gebete m., sich dem grunde, zum beten / fasten m., von etw. (von den dingen) zu etw. / jm
. (z. B.
zu bekennen, zu einem gut, zu got
)
m
.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
ein zeit lang, das yhr euch zum fasten und beten muͤssiget.
Strauch, Par. anime int.
128, 9
(
thür.
,
14. Jh.
):
muzigit uch fon allin dingin zu bekennine daz ubirste gut, daz Got ist.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
das die sich auf denselben tag darzu mussigen wöllen, die rechnung zu verhören.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Aber die diseme [grunde] rument und sich ime muͤssigent und bilde abelegent, daz sich die sunne drin mag ergiessen, den ist daz joch Gottes [...] süsse.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1380
):
lieber frúnt, bevilhe rehte alle ding gotte und lidige dich und mússige dich nu von allen ußerlichen dingen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Nit enwelt betriegen einander neuer villeicht von der gehellungen zuͦ dem zeyt das ir mússigt dem gebette
[Var. 1475
2
-1518:
warten dem gebet
;
Luther
1545, 1. Kor. 7, 5:
musse habt
].
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
ich han mich rehte gemuͦziget unde gesetzit ze ruͦwinne.
Ders., Gottesfr. ;
2.
›sich / (vereinzelt:) jn. aus einer Bindung verschiedenster Art frei machen, befreien‹ (allgemein); ›sich von einer Absicht lösen‹; im einzelnen: ›jn. frei machen, frei stellen‹ (z. B. von einer gerichtlichen Beanspruchung); ›sich e. S. / Tätigkeit enthalten, auf etw. verzichten‹; ›aus einem Verhältnis ausscheiden‹; ›von jm. / etw. Abstand nehmen‹;
vgl.  23.
Wobd. / oobd.; Chroniken, Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 123456, (V.) 1, ; vgl.  3,
3
 1,  3,  1478,
2
 4.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
gelegene zeit, da sich der gemein Man von seiner hantierung oder arbeit muͦssigen kan.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Ich [Franzesischer kuͤng] hab den brief gesehen, so die heren d’Eidgnossen, [...], mir haben zügeschrieben, darin si mir verkuͤnden, ich soͤlle mich des keisertuͦms muͦssigen.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1540
):
doch das yeder man [...] sich der zerhouwnen hosen muͤssigen und nieman die [...] tragen solt.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1641
):
Es söllend auch dieselbigen sich hinfüro deß losierens und beherbrigen frömbder und berihtner persohnen [...] gentzlich muͤssigen.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1510
):
das sich menigklich des vischens in dem bawwasser [...] müssige.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Das liess der pfaff zu, mit dem geding, das er sich der magt, so lang das saugen weren, verzeihen und der sich müssigen sollt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1457
):
das ich mich aus den diensten meines gnädigisten herrn künig, [...], mit eern nicht hab mügen müessigen, sonder [...].
Ebd. (
1563
):
sollen [...] auch die, so die krancken behausen, die zeit der sterbenden leuff sich der offnen beder müssigen.
Ebd. (
1544
/
5
):
wo Cartago und Rom [...] sich der miet, gaben, schanckungen und vereerungen, [...], gemüssigt und enthalten hätten.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1528
):
daruff dann die gaistlichen sonst sich der bürgerlichen handtierung [...] widerumb müssigen unnd gentzlich enthalten unnd absteen.