möglichkeit,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Möglichkeit, Fähigkeit e. P., die ihr die Ausführung von etw. Intendiertem oder Notwendigem erlaubt‹; hier als Spezialisierung anschließbar: ›Möglichkeit der
sele
(o.ä.), in ihrer Eigenschaft als natürliche Gegebenheit religiöse Wahrheiten in einer nicht gnadenhaften, sondern natürlichen Weise zu erkennen‹;
vgl.  1.
Gehäuft ˹Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, darunter der Mystik; damit des älteren und mittleren Frnhd.˺ – Phras.:
nach möglichkeit
(o.ä.) – Bdv.:
vermögen
; vgl.  1,  3,  2, ,  1,  412.

Belegblock:

Strauch, Par. anime int.
43, 7
(
thür.
,
14. Jh.
):
kein creature mochte werdin in der man Got vollincumenliche bekennen mochte. solde man un in einir creature bekennen, so bekente man sin also vil alse di creature muglichkeit hette un zu offinbarne, aber sin unmaze blibe unbekant.
Hoffmeister,
Kuffstein. Gef. A 2r, 16
(
Leipzig
1625
):
Also habe gegen denenselben mein schuldiges obligo zu erzeigen / Jch mich nach Muͤgligkeit jederzeit beflissen / [...] mit allen Kraͤfften bemuͤhet.
Pyritz, Minneburg
2272
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Die frucht dez baumez ist anders nicht | [...] | Wann zu tun ein muͤglicheit, | Waz du wilt und wie du wilt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
er ist der weg durch den wir gon súllen, [...] nach unser múgelicheit, [...] mit tugentlichem lebende und gedultigem lidende.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz geteilt wesen ist alles vermischet mit etwaz anderheit einer múglichkeit iht ze enpfahen. Dar umb so muͦss daz namlos goͤtlich wesen in sich selb ein allichs wesen sin, daz ellú zerteiltú wesen ufenthaltend ist mit siner gegenwúrtikait.
Schmidt, Rud. v. Biberach
57, 29
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Wen ein heilig sel kvmt von ir selben von inre froͤiden, wenn si vber sich selben von enphromdung des gemvͤtes gezogen wirt, [...], so ist si vber tretten dv́ zil ir naturlicher múglicheit.
Steer, Schol. Gnadenl.
3, 116
(
alem.
,
M. 15. Jh.
):
die sel hat muglichait und ist instrument oder geschirr got zebekennen vnd zeminnen aus natur, aber sy hat nicht das bekennen der warhait vnd die ordnung der minne in ir aus der genad.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
die [underthonen] sollen zu zeiten in der rabat nach irer zimblichen müglichkeit mitleidig sein.
Opitz. Poeterey
29, 27
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Löffler, Columella/Österreicher ;
Steer, a. a. O.
6, 32
;
2.
s.  2.
3.
›in der göttlichen
gnade
(auch: in der
tugend
1) begründete Möglichkeit, Fähigkeit der Seele, des
herzen
, des religiösen Menschen, im Zustand der
abgescheidenheit
, der
entfremdung
, des
nichtes
Gott wesensgleich zu werden, ihn und weitere Glaubenstatbestände zu erkennen‹;
vgl.  5.
Älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 2,  12.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
die m. empfangen, got geben, die sele die m. (in ir) haben, das [...] / zu [...]
;
die m. nicht mit der gegenwärtigkeit vermischelt sein
;
unmögliche dinge in m. wenden, nach der m. schaffen
;
die grosse / zukünftige m
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sie hânt mügelicheit enpfangen glîcheit ze enpfâhenne von gnâden des selben wortes.
Ein meister sprichet: diu sêle hât eine mügelicheit in ir, daz aller dinge bilde in sie gedrücket wirt.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô muoz ez [herze] stân ûf einem blôzen nihte, und dar inne ist ouch diu grœste mügelicheit, diu gesîn mac.
Strauch, Par. anime int.
96, 6
(
thür.
,
14. Jh.
):
also hait di sele eine muglichkeit daz si Got in ur lidit, der si vollinbrengit und also uz ir selbin irhebit, daz si un bekennen mac.
Sermon Thauleri
5rb, 17
(
Leipzig
1498
):
das ist auch die sach. das sich got lediglich mag mit yr
[Seele]
voreynen ane bilde oder gleychniß. Du magst das nicht gelassen was moglicheyt du yrn keinem meister gibest. du must die selben moglicheit gote geben an alle masse.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1545
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
alle die crefte der selen, [...], sv́ hant alle ire maht vnd ir moͤgenlicheit in irme eigin, daz ist in einikeit des geistes [...]. In diser einikeit muͦs der geist iemer gelich sin gotte ober mitz gnade vnd túgende oder vngelich ober mitz tot sv́nde.
Ruh, Bonaventura
309, 21
(
Basel
1507
):
Dir wirt ouch begegnen als das, das da nitt hat ützit der moͤglikeit, denn eyn yeglich moͤglichs hatt jn ettlicher wyse ettwas des nit wesens, vnd da von als das am hoͤchsten würcklich.
Heydn. maister
38v, 1
(
Augsb.
1490
):
U͂n die tugend, müge allein vnmügliche ding in dÿe müglicheÿt wenden.
Höver, Bonaventura. Itin. B
276
(
moobd.
,
1450
/
60
):
es [das sein] ist das erstig, ewig vnd ainualtigist, dar vmb ist nichcz jn jm der múgleichait mit tathait vermischet, dar vmb ist es das aller wúrckleichest.
Quint, Eckharts Pred. 2, S. 
220
;
Jostes, Eckhart
95, 13
;
Ruh, a. a. O.
307, 19
;
310, 16
;
Höver, a. a. O. B
254
.