1
mänlich,
Adj.
1.
s.
1
(
der
1.
2.
s.
1
(
der
4.
3.
›männlichen Geschlechtes; einer männlichen Linie angehörend‹;
vgl.
1
(
der
2.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
der mänliche agnat / erbe
(oft)
/ stam, die mänliche person, das mänliche geschlecht
.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er [gott] beschuͦff sy mennlichs
[Var. 1475
2
/
Froschauer
1530 /
Eck
1537:
man
;
Luther
1545, 1. Mose 1, 27:
menlin
]
vnd weiplichs.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
Wir ordnen yn eim jetlichen bistuͦm ein Collegium für mannlich person begobt mit guͦter narung für der achtburger oder leüt kint.
Maaler (
Zürich
1561
):
Maͤnnlich geschlaͤcht. Proles uirilis.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
wie und von recht prüeder erben solten, ob ja ain tail an mändlich erben vergieng.
Moscouia
D 4v, 17
(
Wien
1557
):
Souil von dem maͤndlichen stamen von Jagello vnd seinem Sun Olgierd herruerend.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
3, 305, 33
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Moscouia
E 1v, 42
.
Vgl. ferner s. v.
1
 4, .
4.
›männlich, des Mannes, die Eigenschaften, Natur eines Mannes aufweisend‹; vgl.
1
(
der
2, auch 5.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
jungfrauen nicht m. sein
;
der mänliche affekt / leib / schuz / same, die mänliche list / natur / scham / stimme, das mänliche glied / recht / werk
.

Belegblock:

Stackmann u. a., Frauenlob
5, 102, 7
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage, v. M. 14. Jh˺.):
Swenn aber der süzen blumen lust durch menlich list gevallen ist, | wib nennet man sie denne.
Ebd.
13
:
Ouch ob sie menlich recht begat | und vrucht gebirt, alrest den rat, | daz hoste phat | errungen hat.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Got herre min, der da ist | [...] | In Marien gegozzen | Mit des heiligen geistes vluz | Gar ane menlichen schuz.
Fastnachtsp. (o. O.,
n. 1450
):
Ein man, der do leit bei weiben | Und wil sein menlichs werk treiben, | Der [...].
Gille u. a., M. Beheim
111, 225
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Da von spricht Augustin, sam sy | in on mendlichen sam enpfy | und on leipleich geluste.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
184, 26
(
els.
,
1362
):
wenne sú [Marie] nút von menlichem somen hette enphangen.
Ebd.
190, 21
:
also ist der lichame vnsers herren geschaffen [...] one alle erkentnisze menlicher naturen.
Goldammer, Paracelsus
7, 176, 16
(
1530
):
die seindt jungfrauen, die von natur nit mannlich seindt.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1553
):
das manchem man die feiss abgefrorenn warenn, ettlichenn die mänlichen glider abgefrorenn, das mans hatt meisen abschneidenn.
Henisch (
Augsb.
1616
):
saͤcklin an dem maͤnlichen glied / scortum.
Bass / m. ein grobe mannliche stimm / grauis.
Klein, Oswald
71, 31
(
oobd.
,
1418
):
Dein manlicher leib | mich hat erzunt.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Vgl. ferner s. v.  3.
5.
›männlich in einem die erwachsene Person männlichen Geschlechtes überhöhenden Sinne‹; die Überhöhung verläuft je nach Sinnwelt unterschiedlich, unterliegt aber dennoch einem gemeinsamen, den Mann als ›wahrhaft männlich, herausragend‹ konstituierenden und zu entsprechenden Handlungen verpflichtenden Denken, im einzelnen etwa wie folgt: ›mannhaft, mutig, kühn, heldenhaft, furchtlos, tapfer‹ (im Kontext von ‚Kampf‘); ›beharrlich, unverzagt, zuversichtlich, vertrauensvoll‹ (im Kontext von ‚Religion / Didaxe‘); ›wagemutig, beherzt, zuverlässig, erfahren‹ (im Kontext ‚Alltag‘); die hier vorgeschlagenen nhd. Synonyme sind wie die bedeutungsverwandten Ausdrücke des Frnhd. großenteils austauschbar; vgl.
1
(
der
3, auch 4.
Phraseme:
j. enbräche mänliche seine augen aus
›j. bräche eher seine Augen aus, als [...]‹.
Gegensätze:
 2, (Adj.) 1.
Syntagmen:
j. m
. (z. B.
im streiten, in der pein
)
sein, j. m. gestalt sein
;
m
. (Adv.)
fechten / kämpfen / retten / sterben / stürmen / überwinden / wiederstehen / wirken, sich m. weren, m
. [wo]
gehen / wandern, m
. [wohin]
faren, jn
. (z. B.
den feind
)
m. anfallen / überwinden, m. etw
. (z. B.
die freiheit
)
gewinnen, m. wieder jn
. (z. B.
wieder die heiden
)
arbeiten, e. S
. (z. B.
der stat
)
m. warten, etw
. (z. B.
den anker
)
m. in got werfen
;
der mänliche fürst / held / Herkules / man / mensch / mut / regent, die mänliche bäre / tat, das mänliche gesicht / herz / volk
; subst.:
einen mänlichen zu man haben, nichts mänliches an jm. verspüren
.
Wortbildungen:
manliche
›Manneskraft‹ (1. H. 14. Jh.).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
fortis. Starckmuͤtig hertzhafft mannlich weidlich dapffer.
Bellicosus. Woͤrlich streitbar kriegbar ¶ handtuaͤst gestreng mannlich fräfen vnuerzagt.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô dî Prûzin sâhin | dî cristenen kein in gâhin | mit sô menlîchim mûte | ir spitz ein aftirhûte | wart in zegelîchir flucht.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
24, 28
(
Magdeb.
1608
):
der vrsach halben / haben auch die alten Deutschen [...] / des alten Hildebrandes maͤnliche thaten gereymet.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
so wat in volchde in irre scharen | saich men menlich vurwert varen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
[He ... hatte] ein scharp menlich gesichte, einen bescheiden mont.
Wunderlich, Fierrabr.
146, 3
(
Simmern
1533
):
so habent jr zuͦ man eynen so manlichen / als jr hie vnnd zwischen Affrica finden moͤgent.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Behertzt. Mannlich. Dapffer. Auffgericht. [...] Ernstlich / Großmuͤtig.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
Seine Frau sagte auch: Daß sie nichts maͤnnliches an ihm verspuͤrt Zeit waͤhrenden Ehestandes.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Er meinet: welche vort gen | Menlich an der buze stec.
Eggers, Psalter
69, 1
(
thür.
,
1378
):
Tut menliche, vwer herzce werde gestercket, alle, di in got getrvwen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
wie daz kunnich Naas eine stat belach und enwolde keinen vride halden mit den luten er enbreche menliche sin rechte ougen uͦz.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
29, 13
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
So menlichen man gesach ich nie, der recht mutig wurde, er würde dann mit frauen troste gesteuret.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
ob anders der mensche wil wider ston weckerlichen und werfe sinen enker in Got manlichen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wie doͤrt her in kemi ein suber jungling, der was gar manlich gestalt.
gebarend kuͦnlich und manlich ir alle, die got getrúwent!
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
9, 26
(
els.
,
1362
):
Sant Andres ist gewesen schoͤne in sime lebende, [...], menlich in der pine.
Wickram
4, 6, 11
(
Straßb.
1556
):
von einem guͦten und getrewen nachbauren / wie dapffer und mannlich er sich gegen seines nachbauren feinden gehalten hat.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
24v, 24
(
Zürich
1521
):
Wer wolt manlicher vñ fraͤueler den fynd anfallen vnd schlahen / dañ ein soͤlicher bluͦtrinsiger tod schleger.
Jörg, Salat. Reformationschr.
36, 29
(
halem.
,
1534
/
5
):
wie unnser vaͤtter und ellternn / uns so eerlich tapferlich / handfesticklich / und mannlich / gwunnen und zuͦ gestellt hand / unsern stand.
Sappler, H. Kaufringer
5, 34
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das der jung ritter guot | mit so gar manlichem muot | sich also verligen muost.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
230
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
der ritter ist seinem herren vil lieber, der mändleich in dem streyt dy veint hat v̈berbunden, den der in den streytt nye cham.
Klein, Oswald
8, 59
(
oobd.
,
1423
?):
mänlichen vicht! got frü und spat, | den nim zu hilf für stahel und für isen!
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
aber harnasch und wer und krieg machten ain manlichen erfarnen geschickten fürsten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1603
):
do aber, [...], ein feuer bei einem außkëm, der soll [...] manlich retten helfen.
Peil, a. a. O.
567, 1925
;
Wunderlich, a. a. O.
124, 15
;
Ralegh. America ;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
28, 41
;
Sermon Thauleri vb,
26
;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
15, 70
;
Gille u. a., M. Beheim
453, 953
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Brandstetter, Wigoleis
200, 16
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Hohmann, a. a. O.
205, 28
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
271, 7
;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Roth, E. v. Wildenberg ; ;
Bauer, Imitatio Haller
49, 16
;
85, 3
;
dies., Haller. Hieronymus-Br.
11, 22
;
40, 27
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 149
;
Vgl. ferner s. v.  2,  2,  1.
6.
›in männlicher Linie vererbbar‹ (von Lehen; s. );
vgl.
1
(
der
8.

Belegblock:

Wiese, UB Wetzlar (
hess.
,
1333
):
[wir] gebin in und erin erbin ouch darzuͦ hundert marc wert menlicher lehin noch unser beider tode.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
91, 11
(
thür.
,
1474
):
Waz abir sust Hanß Koppe menlicher lehengutter [...], die von andern herschafften zcu lehen beruren, [...] hinder sich gelaßin hat, der magk sich dy genante frouwe Angneß [...] vor yr lipgedinge nicht zcuzcyhen.
7.
›stumpf, auf eine Hebung endend (vom Reim)‹.

Belegblock:

Opitz. Poeterey
36, 18
(
Breslau
1624
):
die letzte sylbe in den maͤnnlichen [...] reimen [...] sollen nicht an allen Buchstaben gleiche sein.
Ebd.
37, 29
:
masculinus, das ist / maͤnnlicher verß / da der thon auff der letzten sylben in die hoͤhe steiget.
Ebd.
39, 11
:
Der weibliche verß hat dreyzehen / der maͤnnliche zwoͤlff sylben.