mutzen,
V.
1.
›(einem Pferd, Schaf, Ochsen) etw. (z. B. den Schwanz; dies entsprechend einem Schönheitsideal für Tiere, oder die Hörner) stutzen, abschlagen‹; ütr.: ›etw. stehlen, entwenden‹ (als ,Abschneiden‘ von etw. gedacht).
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
daß der juncker seine rosß alle mutzen und inen die schwentz abhauwen ließ.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
85, 247, 17
(
Nürnb.
1618
):
Ja, der dieb hat zu vil gemützt.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
weil die Müller mützen gern, | Den Baurn die Seck zu gar weit lern, | So [...].
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (o. O.
1545
):
Nun hett er im Marstall etliche Roß gesehen mutzen, das waren guͦte Sprenger.
2.
›sich / jn. zur Aufbesserung des äußeren Erscheinungsbildes schmücken, schminken, herausputzen‹ (überwiegend Frauen als Attitüde zugeschrieben und negativ bewertet); seltener: ›etw. in seinem Erscheinungsbild aufbessern‹.
Gehäuft ˹wobd.; didaktische Texte˺.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  8,  2,  4, ,  2, ,
2
,
1
 2,  5, , , , .
Syntagmen:
an der kirche m
.;
sich hoffärtig / höflich / seltsamlich / zierlich, auf den tanz, aus einem lädlein, im angesicht, vor dem spiegel, zu der hochzeit m., die katze sich m
.;
das gemuzte bild
; subst.:
mutzen lernen, sich mit m. rüsten, den weibern das m. zustehen
;
das hoffärtige m
.
Wortbildungen:
mutzengras
(wohl ›Ziergras‹),
muznar
(um 1510/2).

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Der hoffnung, [...], sie [Sophisten] wolten jnn des daher schleichen und aus jhrem schandloch erfur sich mutzen, das man all jhr lesterlichs leren und wesen vergessen solle.
Schmitz, Schiltb.
406, 8
(
Frankf.
1597
):
die Katz entsprang auff das Tach / saß da ein weil / vnnd mutzet sich.
Voc. Teut.-Lat.
v viijv
(
Nürnb.
1482
):
Mutzen od’ auffmachen. faciem lauare. vultum mundare.
Spanier, Murner. Narrenb.
41, 43
(
Straßb.
1512
):
Sy lernen sy [toͤchter] hoffertig mutzen | Vnd kynnendts / strychen / ferben / butzen.
Ebd.
74, 74
:
Wem an schoͤne vil gebrist | Vnd doch stets mit mutzen rist, | Der selb ein stecken rytter ist.
Ebd.
94, 53
:
Da mit [heimliche wasser] die wyber mutzent sich, | Jr backen gletten, hoͤffelich | Schmacken / glitzen als ein glas.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1842
(
Basel
1519
):
Wie sich die wyber weschen, mutzen, | Also thuͦnt sich die man vff butzen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
60, 22
(
Basel
1494
):
Das ist eyn wibertaͤding guͦt | Keyn on den spyegel ettwas duͦt | Ee sie sich schleygeren recht dar vor | Vnd muttzen / gatt wol vß eyn jor.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
so ist kein Altar, es stot ein gemuͤtzt Bild darauff.
Adrian, Saelden Hort
8378
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
och hies si [Marie] zetten dis und das, | semide, costen mutzen gras, | dú bluͤemel der gamillen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mützen / Aufrüsten. [...]. Dieweyl sy sich Mützt vnd rüst. [...]. Sich Mützen vnd zieren. [...] Sich im angesicht Mützen vnd hüpsch machen.
Spanier, Murner. Schelmenz.
23, 22
;
ders., Murner. Narrenb.
26, 72
;
44, 11
;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Man.
14, 91
;
Goedeke, Fischart Flöh Haz,
2073
;
Ukena, Luz. Sp.
2374
;
4329
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v. .
3.
›etw. über Gebühr aufbauschen, hoch aufhängen, deutlich herausstellen‹; als Ütr. zu 2 auffaßbar.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl.  2,  11,  2,  1,  1,
1
 1.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
gibt fur, er sey es nicht schuͤldig zu leiden, rhuͤmet und mutzet sein grosse trew und liebe gegen dem andern.
Ebd. (
1535
):
halten sie dis fest nicht dem heiligen Sacrament zu ehren, [...], sondern jnen selbs zu ehren und mutzens hoch auff.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
In der kirchen, da unser pfaff | So hoch mutzt der ehbrecher straff.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Solchs wird ich hernach paser herfür mutzen.
Bêd partei warn redbar und kunten den geistlichen wol abkeren und derselben laster anzaigen und herfür mutzen.