mustern,
V.
– 1-4 gehäuft berichtende Texte.
1.
›sich zur Musterung sammeln; sich der Öffentlichkeit zeigen‹ (in militärisch relevanten Angelegenheiten).

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
da mustreten sich die von Nürmberg pei sant Johanns auf des Starcken wisen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. Anm. 2 (
wobd.
,
1533
/
6
):
Auf ain zeyt zugen sy zu Bregetz hinaus, wollten sich mustren, kamen ful zu roß.
2.
›mustern, die Prüfung der wehrfähigen Mannschaft vornehmen‹; trans.: ›jn. / Personenkollektive / Sachen (kriegsrelevanter Art) mustern, kritisch prüfen‹; es handelt sich um Maßnahmen, die mit Zählungen und Einträgen in einschlägige Register verbunden waren; ütr.: ›(das Wort) prüfen, genau betrachten‹; offen zu 3.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  12,  2,  2, ,  1, ,  2,  6, .
Syntagmen:
j. mustern
(absolut bzw. elliptisch; selten);
jn
. (z. B.
die einwoner / knechte / kriegsleute / knaben / schützen, untertanen
) / ein Kollektiv (z. B.
die bürgerschaft, das her / landvolk / fänlein
)
/ etw
. (z. B.
den zeug, die büchsen / wägen / pferde
)
m
.;
das gemusterte kriegsvolk
.
Wortbildungen
musterplan
›Musterplatz‹ (a. 1596; dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Non mustert verbum Dei, sed accipit, wie sie da stehen.
Ders. Hl. Schrifft.
Jes. 10, 28
(
Wittenb.
1545
):
Er zeucht durch Migron / Er mustert
[
Cranc
, M. 14. Jh. / nd. Bibel 1478:
wirt bevelen
;
Mentel
1466:
enphilcht
;
Dietenberger
1534:
wird lassen
;
Eck
1537:
erzelet
]
seinen zeug zu Michmas.
Ebd.
Jer. 52, 25
:
den Heerfürsten / der das Landvolck zu mustern pflegt
[
Cranc
, M. 14. Jh.:
vorsuchte
;
Froschauer
1530:
eynschreyb
;
Eck
1537:
probiert
].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
556, 1554
(
Magdeb.
1608
):
WJr muͤssen dennoch auch zeit haben / | Zu mustern vnd ruͤsten die Knaben.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
man mustret auch zu zeiten die wegen [...]. Jtem man mustret auch alle monet die püchsen und armbrostschützen, und welche untügelich worn, die verwarf man.
Ebd. (
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
Am montag darvor mustret (man) und schraib sie in dem zwinger pei der Hül.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
der keyser fieng an mustern, zevernemmen, wie vil volcks er hett.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
330
(
Genf
1636
):
mustern / Besichtigen / was tuͤglich zum Streit ist.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Darnach [...] kamen ful knecht her [...], und am 11 tag Julii mustertet man hie, wurden bey 700 angenomen.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
, zu
1560
):
und inen mit ernst eingebunden, sich anhaimbs gerüst zuͤ enthalten, darzuͤ etliche ir landtvolck gemustert.
Ebd. (
1556
):
auf den 15. tag junii hat man die vier und an dem andern tag hernach die zwai fendlen in der Rossenau gemustert.
Müller, Stadtr. Ravensb.
302, 19
(
oschwäb.
,
1607
):
hat ain e. r. sich [...] entschlossen, das si alle drew jar, [...], die gantze burgerschaft zwischen ostern und pfingsten in iren ristungen mustern wölle.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
mustrotten und zalentten das volckh und merckhten das auff.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Alle jar mustret man, jerlichen schoß man gemainlich auß iedem gericht und dorf auß den hundertesten man.
so haben unser vorvodern alle jar gemustert und in fremde land volk geschickt.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
12, 1
;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
Qu. Brassó
5, 542, 12
;
Dasypodius 382v / ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
3.
›die als wehrfähig erkannte Mannschaft zum Heeresdienst aufbieten, ausheben‹; resultativ zu 2.
Gehäuft berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 6; vgl.  7,  22,
1
 14,  20,  2,  1, (V.) 7,  11.

Belegblock:

Kollnig, Weist. Schriesh.
287, 6
(
rhfrk.
,
1668
):
Würdt vom oberambt jedesmahls, wan der außschuß daselbst gemustert und exercirt wirdt, uff erforderung die taugliche junge mannschaft geschickt.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 85, 25
(
Hagenau
1534
):
fande er [Keyser] disen fug / die Landßknechte zu mustern / da durch die Schweitzer also sind zu gericht worden / daß sie schier nymmer alt werden.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Der keyser wirt morn all sin volck versamlen lăssen mustren.
Jörg, Salat. Reformationschr.
188, 12
, Marg. (
halem.
,
1534
/
5
):
da wot Zinglj mustren / damit jmm dest me wurd.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
man soldt das landtvolckh im lanndt an allen endten mustern [...], damit man der veindt im lanndt auffhyelt.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
165, 32
(
tir.
,
1525
):
wann man dem landsfŭrsten hat stew̆rn, mŭstern und raysen sollen, so [...].
4.
›(ein Tier, im Beleg: ein Pferd) trainieren, für Turnierzwecke abrichten‹.
Bedeutungsverwandte:
 10; vgl.  15, ,  3,
1
 6,
1
 5.

Belegblock:

Knape, Messerschmidt. Bris.
13, 2
(
Frankf./M.
1559
):
Brissometus vnd die Venediger beritten sich alle morgen darauff
[auf dem
stechblatz
],
musterten sie jhre Geul, damit sie [...].
Ebd.
32
:
ritten [...] auff den ren̄platz / liessen die Geul lauffen / musterten sie mit huͤbschen spriengen / damit sie wol vnd thedig abgericht vnd hurtig wurden.
5.
›jn. zurechtweisen, auf Vordermann bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, ; vgl.  3.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
denn Got wirt yhn zwueschen die sporn fassen und wol mustern, das er muͤrb werd, und wirt keyner an leyden muͤgen zu Christo kommen.
Der Tuͤrcke weis den Adel zu mustern und zu demuͤtigen, die buͤrger zu zuͤchtigen und gehorsam zu machen.
Ebd. (
1545
):
wo wiltu bleyben? Er wird dem Turcken zu teyl werden, der kan wol dich mustern.
6.
›etw. (z. B. ein Tuch) mit Mustern versehen‹.

Belegblock:

Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 212
.