muster,
das
.
1.
›konkretes, als Probe dienendes Einzelstück e. S., Vorgabe, nach der gearbeitet wird; Skizze, Form, Rahmen, logischer Abriß, aus der / dem die materiale Ausführung e. S. erkennbar ist‹; ütr. sowie speziell auf Christus als ›Urbild, Erscheinung‹ des irdischen Menschen bezogen.
Bedeutungsverwandte:
 7, ,  3, ; vgl. , , (
die
1,  1,
1
 110,  12, , , .
Wortbildungen:
musterstük
.

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
Gotteß muster stuck sind daß, daß er offt auß einer grossen Anfechtung grossen Mut und sterck verleyhet.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
195, 23
(
Magdeb.
1615
):
Vnd ist der eussere Christus auß Maria gebohren zu Bethlehem / ein Außdruck vnd offentlich Muster deß innern / der bald in Adam / Abele, Lotgo, Mercurio, Proculo, vnd dergleichen war / [...] ein Begriff vnd Beschluß deß alten Jrrdischen Adams.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1549
):
Wir schicken auch e. l. hiebei ein muster, wie der Vincentius auf dem Mansfeldischen bergwerken gesehen, das kohlfurn und erz hat lassen abmalen, es soll aber nicht wol und recht gemacht sein.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
auch hat der soldan unserm herren dem künig geschickt funftausent gulden, [...], zu einem muster.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
12, 26
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
haben burgermeister und rate meister Tyln, bildeschnitzern, angedingt, Adam und Eva von stein zu hawen ungeverlichen dreyer finger hoher dann meister Tyll ist, mit dem hochsten tabernackel, wie man im ein muster geben hat.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
?):
zw gleicher weis wÿ ein müster eins kleinen haws ferjüngt würt, dornach man ein grossen balast auffricht.
Lemmer, Brant. Narrensch.
48, 29
(
Basel
1494
):
wenig kosten man dran
[an dem
kauf
,
der
, 3]
leidt | Vnd würts als vff die yl bereydt | Das es alleyn eyn muster hab.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Den ersten anfang oder die prob vnd dz musterstuck in eim werck thuͦn.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
311, 6
(
halem.
,
1405
):
Ouch sond die versuͦcher von ie dem werk ain korn beheben zuͦ ainer munster.
Maaler (
Zürich
1561
):
Muster (das) oder form. Exemplum, Exemplar, Canon artis, Specimen. Ein Muster oder probstuck etwar von nemmen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
338
;
2.
›(meist personales, vereinzelt sachliches) Ideal, Vorbild, leitendes Paradigma für das von anderen geforderte Handeln‹; eng an 1 anschließbar, im Unterschied zu diesem weniger erkenntnis-, eher handlungsbezogen.
Bedeutungsverwandte:
 3,  1, ; vgl. , ,  2,  4,  6,  2,  3.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Ges.
11, 1
(
Hamburg
1646
):
diß heißet Christum warlich halbieret, so man ihn nur zum geschencke nehmen will, vnd nicht auch zugleich zum muster vnd fürbild.
Ebd.
42, 22
:
so die
[
Jdioten vnd Kinder
im Gegensatz zu
Gelehrten
]
doch vnser Muster
[hinsichtlich
glauben, frömmigkeit
]
bleiben, ob sie gleich die Schrift weder hören noch lesen.
Luther, WA (
1524
):
[Personen], die da sollen dienen zum Weltlichen Reich. Davon man denn wol moͤchte ein Muster nemen, was man fuͤr Leute gebrauchen solle zum Geistlichen Ampt.
Welch ein fein musther solt mir das werden, Wenn ein Pfarher predigt und ein jglicher hette macht, jm jnn die rede zu fallen.
Ebd. (
1543
):
[Salomo] hat empfangen befehl, und das gantze Muster des Tempels, [...], auch des gantzen Koͤnigreichs ordnung.
Franck, Decl.
336, 32
(
Nürnb.
1531
):
In den taffeln Moysi werden zehen gebot mit dem finger Gottes geschriben / begriffen / In welichen ein muͦster recht zuͦleben wirt fürgeschriben / ia darin die menschen zuͦ heyligung vnderwisen werden.
Ebd.
342, 17
:
der heylig Catho / ein muster vnd exemplar der tugent.
Ebd.
248, 15
:
Das du Herculem weynsüchtig / Alexandrum truncken / [...] meldest / [...] / sag an o bruͦder / gefallen dir soͤlch maͤnner für ein muster vnd beyspil deines lebens.
3.
›Gestalt e. P.; die Person selbst‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8, (
das
4,  2,  4, , (
die
2,
1
 14.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
eine scheusliche metz, die da wil schoͤne sein und sich mit jrem scheuslichen muster erfur putzet.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
Wie nun der scharmützel
[ein Coitus]
geschehen [...] war, setzt sich das allt muster
[im Vorfeld:
die allte madunna, das bockfel
]
in ein winckel und gedacht: „Das ist nit mein vorigs männlein!“
4.
›Prägestempel einer Münze‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  12,  4,  5.

Belegblock:

Chron. Nürnb. Anm. 1 (
nobd.
,
1459
):
Und daby der muͤntz durch die selben getaͤter geschlagen ein munster by disem boten zuͦ sennden.
5.
›Aufgebot zum Heeresdienst; Musterung; Truppenschau‹.
Wobd. / Oobd.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  2, ,  11,  3, , .
Wortbildungen:
mustermeister
(a. 1511),
musterregister
(a. 1621).

Belegblock:

Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
das der Burgunsch herzog uf vergangnen sampstag zuͦ Nozoree sin mustre gehept [...] und zúcht mit ganzer macht wider in Safoͤy.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1530
):
am morgen hielten die hauptleuth muster.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
wann ain pfleger zu Matrei in namen unsers [...] herrn von Salzburg ain muster zu thuen gepeut, darzue sol ain ieder hauswirth, [...], gehorsam sein.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
169, 20
(
tir.
,
1525
):
der stew̆r, rayß und mŭster halben, [...], sein wir als arm unnderthanen zŭ thŭn willig.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1565
/
81
):
Wann ain landshaubtman ein musster verschafft zu thuen, darezue soll aber ain jeder hauswirth, [...], mit seiner wehr und harnisch auf das allerpesst komen.
Rwb f. (mit ausführlicher Buchung von Wortbildungen);
Vorarlb. Wb.
2, 479
.