musik,
die
;
-Ø/
auch
-en
; in rund der Hälfte der Belege mit lat. Endung (
-ca
), teils auch mit lat. Flexion;
vgl.
Schulz/Basler
2, 1942, 162
 f.
1.
›Musik, Tonkunst als eine der
artes liberales
, stark zeittypisch geprägtes System von Tönen mit nicht denotativer Bedeutung, die durch die Stimme oder instrumental erzeugt werden und nach Höhe, Rhythmus, Intervallen und einer offenen Reihe weiterer Gegebenheiten organisiert sind‹; die Aufführung des einzelnen Musikwerkes erfolgt innerhalb der Sinnwelt ,Religion‘ mit dem Zweck der Gottesverehrung sowie der religiösen Erbauung der am Musikereignis Teilnehmenden; in unterschiedlichen weltlichen Bereichen erfolgt sie mit der Intention und Funktion des Ergötzens, der
kurzen weile
, der Unterhaltung, der Feier des eigenen sozialen Status (darunter der Repräsentation von Macht, Ordnung, Autorität, Legitimation, Kultur) sowie der Verehrung e. P. (z. B. im Rahmen des Minnedienstes); als Metonymien auffaßbar sind: ›einzelnes Musikwerk‹; ›einzelne Aufführung eines Musikwerkes; musikalische Veranstaltung‹; ›gesellschaftliche Einrichtung zur Pflege von Musik‹.
Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte.
Zur Sache:  f.;
Lex. d. Mal.
6, 948
f.
Bedeutungsverwandte:
 12,  5, ; vgl.  4,
1
, (
der
1, (
der
1.
Syntagmen:
die m. anheben / dämpfen
›überstrahlen‹
/ leren / zieren, in der hut haben, eine m. halten
;
m
. (Subj.)
eine kunst sein, jm. nicht schaden, süsse herklingen, aus sorgen wecken, zu etw. helfen
;
der m. erfaren
(sein);
es hat aufgestiegen in der musik
›die Musik hat sich entwickelt‹,
jn. in musicis leren, lust zur m. haben
;
die edle / köstliche / kurze / liebe / rechte / schöne m
.;
der ton, die art / kunst, das getöne / lob der m., der director / erfinder der m
.;
die pause in der m
.
Wortbildungen:
musikalisch
›Musik hervorbringend‹ (von Instrumenten gesagt),
musiker
›Sänger (den niemand ernst nimmt)‹,
musikwerk
›Musikinstrument‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
[Engel] heben ein schoͤne Musick an, das, gleich wie die predigt ein Meyster predigt ist.
Ebd. (
1543
):
Doch hilfft die Musica, oder noten, als ein wunderliche Creatur und gabe Gottes seer wol dazu, sonderlich wo der hauffe mit singet.
Schein, NA 6, XIa,
19
(
Wittenberg
1609
):
meine eiferige Affection die freye Kunst der Musicen zu Gottes ruhm vnnd ehrlicher Leute zimlicher ergetzligkeit zu befoͤrdern.
Ebd. NA
2/1, 22
(
Leipzig
1627
):
Nunmehr ferner in byden Kirchen allhier zu Leipzig fuͤr einen General-Directorn der Music [...] gedienet.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Auch hat ez sich also vurwandelt mit den pifen unde pifenspel unde hat ufgestegen in der museken.
Jahr, H. v. Mügeln
419
(
omd.
, Hs.
1463
):
Uns leret Musica hie schon, | wie sich gebirt ein iglich don. | Die sibnde, Musica genant, | die truk ein harf in irer hant. | sie sprach: „min kunst ist richer lust“.
Opitz. Poeterey
44, 9
(
Breslau
1624
):
die folgenden strophen aber mussen wegen der Music / die sich zue diesen generibus carminum am besten schicken / auff die erste sehen.
Ebd.
45, 37
:
wann sie [gesaͤnge] nicht mit lebendigen stimmen vnd in musicalische instrumente eingesungen werden.
Gille u. a., M. Beheim
23, 57
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mit singen machet man auch churcze weil so vil, | pusaunen, pheiffen, orgeln hart man schallen | und herphen, roten, alle saiten spil. | Das get alls durch ut, re, mi, fa, sol, la, | da alle don und singen von ent springen. | darumb lob ich die edlen musica.
Fastnachtsp. (
n. 1450
):
Bohetius lert die musica, | Wie ut re mi fa sol und la | So süeß herclinget auf seitenspilen.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Der præceptori auff der schul, | So sassen auff der künsten stul, | Der grammatica, rhetorica, | Der logica und musica, | Arithmetica, astronomia, | Poetrey und philosophia.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
ob zwar zu vermeidung des Müssiggangs [...] die saitenspiel vnd Music samt andern vnzehlichen freudenspielen [...] von vnsern vhralten Vorfahren verordnet [...] worde n.
Thiele, Minner. II,
13, 432
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
allein die rechten musica volbringen | mitt süssem seytten spil | hortt man vor gott die engel loblich singenn.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Ich will schweigen von den gelerten in der gramatick rethorick philozophia naturlichen kunsten
.
[...]. vnd in den kunsten der loyca
.
vnd musica vnd astronomia
.
astrologas. medicinis.
do sy all miteinander mit pusaunen vnde mit stymmen mit singenden schellen vnd mit orgeln
.
allerley geschlecht der kunst musica sungen.
ir hertz nachuolgt seiner geitikeit: vnd ist im als ein gesanck der musiker.
Maaler (
Zürich
1561
):
Music (die) Ein kunst die raͤcht ordenlich vnd nach der kunst leert singen.
Wyss, Luz. Ostersp. vor
687
(
Luzern
1583
):
[Sy] keerent darnach obsich gegen dem opffer Tisch, darzwüschen ein kurtze Music, bis dz sy zum Tisch kommend.
Heydn. maister
27r, 12
(
Augsb.
1490
):
Es schreibt auch boecius / dz Pÿthagoras seÿ gewesen ein erfünder der Musica.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Dabey ist ach gewesen ain kostliche musica, und hat geschickt pfaltzgraf Friderich und herzog Öttheinrich, yetlicher ain busauner, desgleichen die von Augspurg trew irer statpfeifer.
Rot
337
(
Augsb.
1571
):
Paus, gantz pausa, Ein ruh / [...] in der Musica oder gsang.
Klein, Oswald
12, 49
(
oobd.
,
1416
):
Si
[
weib
]
dempft die ganzen musica | mit grosser resonanz, | die recht mensur apposita, | all noten hol und ganz, | lat sie erzittren durch ir kel.
Bauer u. a., Kunstk. Rud. vor
831
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Music oder sonsten pfeifferwerck.
Schein, NA 2/1, XIIa,
13
; XVb,
4
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Matthaei, Minner. I, ; ; ;
Behrend, Spangenb. Anbindbr. ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3866
;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ;
Bauer u. a., a. a. O.
2147
;
Rot
330
.
Vgl. ferner s. v.  2,  11,  1,  2,  3.
2.
›der Musik verglichene Vogelstimme; wohlklingender Vogelgesang‹; Ütr. zu 1.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1537
):
Artlich ihr [Vögel] concordantz | Im wald gab resonantz | Nach art der musica.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Auff den schoͤnsten Baum nun dran, | Bgund sie
[geistliche Nachtigall]
bald zu steigen: | Richt ein suͤsse Music an, | Vber alle Geigen.
Klein, Oswald
116, 11
(
oobd.
,
1428
/
30
):
Ich hör die voglin gros und klain | [...] | die musick brechen in der kel.