mus,
das
;-Ø
(Ekthlipsis)/auch müser
.1.
›eine meist breiige (seltener in anderer Konsistenz gereichte) Speise‹; sie erscheint in den Belegen oft zeichenhaft für die einfache (auch positiv überhöhte) Speise des Alltags, darunter speziell der Fastenzeit, häufiger für die leichte Speise, die man Kindern gibt, sowie für die ärmliche Kost, die Nichtseßhaften, Gefangenen, sozial und wirtschaftlich Benachteiligten / Abhängigen / Ausgegrenzten verabreicht wird, in letzterem Falle bestimmten gebrauchsüblichen bis rechtsrelevanten Richtlinien unterliegt (dazu ); teils ütr. gebraucht.Phraseme:
das mus vergiften
›Unheil anrichten‹; das mus verschütten
›sich ungeschickt verhalten‹; jm. das mus versalzen
; dem rappen mus einstreichen
; jm. das mus rüren
›jm. willfährig sein‹; js. mus und brot essen, in js. mus und brot sein
o.ä.: ›in js. Diensten, Abhängigkeit stehen‹; ein mus in der tasche haben
›Zuckerbrot zur Verfügung haben‹; zwei müser in einer pfanne kochen
›ein doppeltes Spiel treiben‹; jm. ins mus scheissen
; jm. etw. um ein mus geben
.Syntagmen:
m. essen / kochen, ein / das m. machen / melken / verschütten, das m. in gefangenschaft abverdienen, m. mit butter rüren, ob dem feuer der minne sieden, jm. m. geben
(z. B. den armen
) / einstreichen
(z. B. dem kind, rappen
); das m
. (Subj.) bitter essen sein
; jm. kaum ein m. werden
; die natur mit m. ersättigen, etw. zu einem m. sieden
; das m. des spitales, des leibes, von liebe
; das bittere / eigene / gekochte / geschmalzte / gesunde / grobe / häberne / morchene / starke m
.Wortbildungen:
musbauch
gemeiner kost
), musen
masen
[dies in vorliegendem Werk nicht gebucht]; motivationell an mas
, das
, 1 anschließbar; im zu ital. maso
›Hof‹ gestellt), musessen
etw. als ein musessen bewilligen
›sich einem Zwang fügen‹), musfisch
musfreund
musfrucht
bone
), musgut
mushafen
1
1) ›Topf, Tiegel für Speisen‹ (dazu bdv.: ), mushakbret
mushaus
muskelle
musnapf
muspfanne
muspfründe
mussak
musschale
musstiftung
Belegblock:
[Esau] Hab verfreßen auf ainen tag | Die erst geburt und gotes segen, | Umb ein pfan vol muͦs meinem bruͦder geben.
Schwer machen. 1. Man hat vns [...] / ein harte Nuß auffzubeissen geben / [...] / das Muß versaltzen.
mon und zenff und ander muser off eyn gancz jor.
Ebd.
699, 4
: 1 holczachs, 5 muskellen.
Diß alles lies er in eim Wein / | Zu einem muͤßlein sieden fein.
1 klein hulzen mois-hackbretlin.
’Mache uns mues, wan dirre man | Ein diener Gots, ist zu uns kumen.
Muz, wurtze, swie die waren, | Az er zu siner spise.
hat der Erste getragen / in einer Meergruͤnen Schuͤssel ein Muß von brennender Lieb.
Nim diner lieb zucker mel, | [...] | Guͤs diner gute milch darin | Und mache dar uz ein muͤslin | Suͤde ez ob heißer mynne fuͤr.
do nam sie das spul wasser [...] | und gos das uber jn gancz und gar, | das an jm hing mus, suppen und prey.
O mus und mus und aber mus! | [...] | so hab ich mus und gib mus aus der pfannen. | mit müs und peÿ mus schayd ich von dannen.
da stach man eim ped augen auß, het zwai muß in einer pfann kocht: herein verraten und uns hinauß verraten.
Des keisers sach solt ir nit ritten, | Ir moͤchtents muͦß sunst gar verschitten!
Ich scheiß meyns herren findt ins muͦß, Und dratt im willig vff den fuͦß.
Das ward [...] aus betrangter not als ain mußessen mit beschwertem gemut bewilligt.
Also muͦß er das muͦß jn rieren | Vnd dem rappen muͦß yn strichen.
So miessent sy ir schulden sprechen, | Das gott die grosse that nit rechen | Woͤl / vnd dise grosse schandt, | Das sy das muͦß verschüttet handt
(hier zum Ausdruck der Bedeutungslosigkeit eines geringen Vergehens gebraucht).
Ebd.
82, 16
: Wann der herr ein armen trifft, | Syn schelm das muͦß erst gar vergifft | Vnd spricht: „ia, herr [...]“.
Pultarius, Ein geschirr zum brey / ein muͤßnapff / muͤß schüssel.
wie ein hart und beschwerlich ding es ist (ja ein herb und vil mer bitterer muͦss zuͦ essen / dann karpffen gallen oder colloquint) so einer einen zenckischen / ungetrewen nachbaurn umb sich leiden muͦss.
Ebd.
4, 7, 14
: Es haben auch zuͦzeiten die naͤchsten nachbauren [...] solche freuntschafft und liebe zuͦsamen gehabt / als wann sie bluͦtverwante freund gewesen [...] sind [...] Nit solche muͦsfründ (wie man der leider vil wider und fuͦr findet) gewesen.
Villicht wirt ir [waldschwester] ains in buosen, | Dem man fürwert wirt muosen, | So wirt si denn selb milch geben.
person, [...], die nit sin eehalt oder in sinem muͦß und brot ist.
Von Wigoltingen xx mut kernen [...] und xxx muͦsvische.
der und dieselben söllen [...] dry tag und dry necht im thurn enthalten und inen nüt anders dann wasser und muß und brot geben werden.
ghoͤrt / das den Zürchern das muͦs fast heyß / aber den Bernern denocht nit darnach ernst was.
Muͤßle (das) Pulticula. Ein Muͤßle darein gebroßmet ist. [...]. Dem kind ein Muͤßle gaͤben.
Muͦßbauch (der) Grosser fraaß der gemeinen kost [...]. Muͦßhafen (der) Muͦßpfann. Pultarius. Muͦßhafen / darinn man allerley gemuͤß kochet [...]. Muͦß von maͤl / als haber / gerste͂ / kernen / [...] / zur spyß an gmachet / allerley dick gemuͤß oder gekoͤcht (das) Pulmentum. Ein muͦß oder brey zuͦ der speyß mit maͤl an gemacht.
[ir man] ze tische sas | ob ainem starken muos häbrein.
dem [vogel] wolt ich [schiltkrotte] zaigen musschalen ze bringen, darinn man die kostliche waßerberlin funde.
Welchi gemuͤsfrúchte schadint des veldern und welchi inen nútz syen. [...] Das ist oͮch gemainklich zuͦ faͤllig in der bonen und den andern muͦsfrúchten, welchen das ertrich begerend zesechen wiert.
da man den armen hat sollen geben, da hat man inen spielachsupen, pfeffer und mueß durcheinander geschuett.
daß also in summa ime, Hörbrot, [...], niemandt ehrliebender allethalben ainich lob oder guͤts nachgesagt, dann allain diejenigen, so [...] sein mues und brot essen.
ein ieder geschworner vischer, der aigen prot hat
[Var.:
aigen muss und brodt].
Pappa, pappen / koch / preyn / muͦß / wie mans den jungen Kindern gibt.
er [ingwer] [...] ist dem kalten magen gar guot und entsleuzt den muossak.
koufft ir mir nit ain kü, | da mit ich hab zu melhen | ain müss des morgens frü.
in dem obern zimer die stuben, kamer, kuchen und muesheusl.
2.
›Gemüse‹; als Spezialisierung eng an 1 anschließbar.Wortbildungen
muskraut
1
), musmarkt
musmenger
2
), muszwiebel
Belegblock:
ire marketenter namen cappiss, morren, mois, kuil [...] und forten es in den beierschn leger.
Forum olitorium [...], Da man kraut / gemuͤß verkaufft / mußmarckt.
Mußkraut od’ kole. herba ortulana.
Müßzwiblen (die) Meerzwiblen. Scilla, Squilla. Essig mit Müßzwiblen gemengt oder gemacht.
muß / Gemuͤse [...] Legumen, Pulmentum.
Voc. inc. teut.
q vijv
; Bücher, Berufe Frankf.
1914, 88
.3.
›als mus
semantisierte breiartige Masse (generell) zu verschiedenen Zwecken‹; im einzelnen: ›Giftmasse‹; ›Kleister (für Buchbindezwecke)‹; ›aus Nahrungsmitteln hergestelltes salbenähnliches Heilmittel‹; ›Wundpflaster‹.Belegblock:
Do wart Danyel sachen | Zu samne pech, smaltz, die har: | [...] | Unde machte uz der grus | Stucke, dar nach er die mus | Leite in des trachen munt.
So heissen die Buͦchbinder jhre Clyster / damit sie die Buͤcher vberziehen auch Papen / dann es ein muͦß ist / von mellstüp vnnd leimwasser angemacht.
Wan ain roß böse augen hat Nimb saffran vnd henig, [...]. Vnd mach ein müesl daraus vnd streichs darnach dem gaul [...] über die augen.
Ebd.
329
: nimb ayr clar vnnd vngeleschten khalch. Mach ain miesl daraus vnnd schlag dem roß damit ein.
Rohland, Schäden
484
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