murmelung,
die
;
sehr vereinzelt auch
murmerung
(als nicht dissimilierte Form).
1.
s.  1.
2.
›als eigenbezüglich betrachtetes, einer Protesthaltung zugeschriebenes Murren, verbale Aufsässigkeit, Geist des Widerspruchs gegen den vorausgesetzten anderen, darunter
wieder got
, gegen Glaubensvorgaben, moraltheologisch und rechtlich gebotenen Gehorsam; gruppeninterne Zwietracht; Schmähverhalten gegen soziale Ordnungen und deren Repräsentanten‹; jeweils als deontische Aufforderung des Textautors verstanden, sich als Leser dem
murmeln
2; 3 entgegenzustellen;
vgl.  23.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Gegensätze:
 12.
Syntagmen:
die m. erkennen / hören / vertreiben
;
die / eine m. geschehen, geboren werden, aus dem neide wachsen, in der schar, wieder got, den herren sein
;
etw. ane m. tun, das gebot ane m. erfüllen, etw
. (Subj.)
sonder m. gelassen
›weltabgewandt‹
sein, e. S
. (Dat.obj.)
mit m. nachgrübeln
;
die m. des geistes / volkes, unter dem volk
;
die grosse m
.
Wortbildungen:
mürwille
(abzuleiten aus der Variation von
-m-
mit
-b-
, sodann von
-b-
mit
-w-
; hinzu kommt eine volksetymologische Umdeutung).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Phil. 2, 14
(
Wittenb.
1545
):
THut alles on murmelung
[bis 1527:
verwyrrung
;
Froschauer
1530:
zanck
;
Emser
1527 /
Eck
1537:
vertzug
]
vnd on zweiuel Auff das jr seid on taddel.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
obe daz gebot irwullit wirt ane trachkeit und slafheit und ane murmulunge unde ane wiedersprache.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. (
osächs.
,
1343
):
vile murmelunge
[
Luther
1545:
gemürmel
]
was von ime in der schare.
Werbow, M. v. Amberg. Gew.
558
(
omd.
/
oobd.
,
v. 1382
):
Auz dem neyde wachsent unde bechoment die sunde: hazz, murmelung
[Var. M:
mürwil
],
noch rede, frolicheit bey dem schaden dez andern und trawricheit bey dem gemache eines fremden.
Sachs (
Nürnb.
1539
):
grübel im [Gottes gericht] nit nach | Mit mürmelung und schmach, | Sunder laß dirs gefallen!
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
dis sol alles gelossen sin sunder deheine murmelunge oder wider sprache.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Under des die murmelung
[Var. 1475
2
:
ein mürmeln
;
Eck
1537:
ain murmel
;
Luther
1545, 4. Mose 11, 1:
Da sich das volck vngedültig macht
]
des volks warde geborn: wider den herren als sy waren traurig vmb die arbeit.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1657
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
[Die einvaltige meinvnge] vertribet murmerunge des geistes, vnd sv́ behaltet lebendig alle túgende.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ; ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
35, 24
;
Schmitt, Ordo rerum
271, 11
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v. .
3.
›soziale Unruhe, aufruhrähnliche, ordnungsstörende Stimmung‹;
vgl.  3.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1578
):
die(weil) [...] das (der) zins recht inqueme, das auch der drankzins ins wirk gestalt wurde, gab es in der stat allerlei murmurerong und gespreich.
Murmerung uff den gaffeln. [...] und sin allerlei und seltzame reden gefallen, die uffrorigsch scheinten zu lauten.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
wie das mein herr verstanden hette, wie das eine murmelung unter uns irre ginge, darvon gros schade und leiden kommen möchte.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Derhalben ward ain groß geschray und murbelung in der gemaind, man wöllt die pawrn schlahen.