munter,
Adj.
– 1 generell, 2; 3; 4 als Spezialisierung dazu auffaßbar; mehrfach reimbedingter Gebrauch.
1.
kennzeichnet generell die Eigenschaft, meist eine positiv bewertete Qualität (in der Regel die körperliche und geistige Beweglichkeit sowie dieser verglichene sachliche Eigenschaften), die man von Bezugsgegebenheiten (Größen personeller und sachlicher Art, Handlungen) erwartet; im einzelnen z. B.: ›aufrichtig‹ (vom Gottsuchenden); ›eifrig, erzählfreudig‹ (z. B. von
lerern
); ›frisch‹ (von Aufwachenden); ›fröhlich‹ (vom Herzen); ›aufgeweckt‹ (von
alten weibern
); ›wahrhaftig, unverfälscht‹ (vom
künden
e. S.); ›lebhaft‹ (von einem Kind); ›geneigt‹ (von der Minnedame); ›echt, wahr‹ (von der
treue
); ›fruchtbar‹ (vom Acker).
Meist Verstexte.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
45, 51
(
Magdeb.
1608
):
Der Wechsel ist voll lust / vnde nutz. | Vnd macht zur erbeit munder Hertzen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
di wisen lerer munder | Vil glosen han dar under | Gemachet inder heiligen schrift | Recht verteclich.
Gregorius der munder | Mit vlize hat besunder | Gewant inrechter minne | Uf diz buch sine sinne.
Pyritz, Minneburg
2480
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Nu bit ich dich in truwen gantz | Daz du sunder hasses schrantz | Wollest veste sten dar under | Und in fruntschafft munder | Sin gein mir an triegen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Steur, pit und fle | Mir hie das dritte wunder | Zu kundenn rein unnd munder.
Ebd. (
um 1480
):
Der durch sein wort | [...] | Engel, mensch, thir im schuff zu ern | In zu begern | Rein, lauter, klar und munder.
Sachs (
Nürnb.
1549
):
Butzt euch [alte weiber], stelt euch munter und rundt.
Thiele, Minner. II,
7, 166
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
die mynn | kan stellen manig wonder. | dir ist din drwͤ gar monder | unnd din frewd gar dreg.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Da ward daz kind munder. | Der claine lachen do began.
Niewöhner, Teichner
473, 26
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1368
˺):
so wirt auch der akker munder | und gewint fruht auf allen enden.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
das wir am Morgen widerumb gantz frisch vnnd mundter worden.
Klein, Oswald
38, 44
(
oobd.
,
1409
/
10
):
Der grossen wunder | freut eu munder.
2.
›wachsam, aufmerksam gegen befürchtete Ereignisse (wie es von dazu Befugten erwartet wird)‹; auch: ›wachsam‹ (von Hunden).
Älteres und mittleres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. ,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Darumb mus er [Mensch] hie fursichtig, mundter und wacker sein, das er sich fur dem listigen nachstellen des Teufels huͤten koͤnne.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
Gesellen, lyben gesellen myn, | wyr (schullen) ouch hint munder sin, | wen wir wol haben vornamen, | daz Jhesus jungern wullen komen, | und wullen uns stelen den lichnam.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
ob die scharwachter, turner und hüeter bei den toren und swipogen munter weren.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Bax grind, ist es nit ein wunder | Das die hund sind gewesen so munder!
Mollay, Ofner Stadtr.
47, 5
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Al dye sich samen [...] durch auf leüff willen [...], so sol man munter sein vnd snell mit ernst, das man dy tilig.
Ebd.
309, 11
:
Nach den VI moͤnt zu hant schol der Richter des monder seÿn, das er dÿ selbigen gescheft herren pfende.
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›wach, nicht im Schlaf befindlich‹; ütr. auch: ›nicht mehr in Ohnmacht liegend‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Wortbildungen:
muntere
›das Wachen‹ (als Askese).

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
31, 37
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
ich wil si [vrouͤ] machen mondir, | lichte saget si mer das wondir | das ir die synne hait ververet.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Do er sine jungern hiez | Mundir wesen kein der zit.
Thür. Chron.
2r, 13
(
Mühlh.
1599
):
Da nun Noah erwachte / vnnd mundter ward / vnd erfuhr die Vnzucht seines Sohns / [...] / verfluchte er jhnen.
Gille u. a., M. Beheim
332, 21
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Da warff ich her und dar | die dek und ach den plunder, | ich lag und was gar munder.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mundter / Waͤcherig / Der nit schlaafft.
Ruh, Bonaventura
343, 1
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Die stapfen des verainenden wegs halt also: Mündry mach dich sorgsam vmb behendi des gsponsen, getruwen sterk dich vmb gewissenhait.
4.
›lebend, lebendig, tätig, wirksam, wirkend, existent‹ (von religiösen Bezugsgegebenheiten, auch von universalhistorisch gedachten Größen wie dem
römischen reich
gesagt).
Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘; im mittleren Frnhd. auslaufend.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Eyn got, riech, gliech, creftic, ebn | Swebt in ymmer werndem lebn | In einer gotheit munder.
Cristes menschheit munder | Nach wunsche ist besunder | Befiguriret starke | Bi der gelubdis arke.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Alsam Gotes wisheit munder | Byn der erden unde drunder | Wirket wunderliche werk.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Alacris Munter / Behend.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 4, 5
(Hs. ˹
md.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
min wunder, munder ,sunder zunder,‘ under ordenlicher stift Melchisedech
(zur Textstelle s. Teil 2 der Ausg., S. 668).
Valli, Baldemann
341
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Ich labte sie
[allegorisch bezogen auf das heilige Römische Reich]
und kuͤlte | Mit tauwe, zwar ich fuͤlte, | Daz sie zehant wart mundir.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4669
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Ir [alte e] signust baner das was munder, | Das all ir vÿent lagend under.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 28
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Englische sunderlich, | dein herz was munderlich, | da du so wunderlich | den keuschen mut erdecht.