mummerei,
die
;
–/-en
;
1 und 2 gehäuft obd.
1.
›im Zusammenhang mit Fasnachtfeiern, Festen inszenierter Aufzug, Umzug Verkleideter‹; generell: ›aufwendige Lustbarkeit, kurzweiliges Spiel, buntes Treiben, Narretei‹;
vgl. .
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1, (mehrfach), , , , , .
Syntagmen:
eine m. anrichten, die m. abstellen / verbieten
;
die m
. (Subj.)
umgehen, iren gang haben
;
in der m. trinken, etw. in m. hinausfüren, etw. mit m. zugehen, jn. mit einer m. aufheben
›überraschen‹,
j. mit m. jm
. (z. B.
mit den Römern
)
gleich kommen
;
die m. auf einem wagen
;
die offene m
.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
das sie solche feine Lere und Warnung unter der lieblichen gestalt der Fabeln gleich wie in einer Mummerey oder Spiel deste lieber lerne und fester behalte.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Wil kostlich schmuck und kleider tragen, | [...] | Mit schlitten-farn und mummerey.
Bell, G. Hager
571, 1, 5
(
nobd.
,
1595
):
als in Der fase nacht | Die mumereÿ gingen mit macht | jn Der stat gar ge meine.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Nach dem immiss sind die meister und studenten zuͦgefaren und hond mit ofner mummerî uf einem wagen hinussgefuͤert ablasbrief, bullen, summisten- und sofistenbuͤecher.
Müller, Stadtr. Ravensb.
277, 28
(
oschwäb.
,
1541
):
so wil ain radt [...] das faßnachtörlin zu holen [...] verbieten lassen und darbi sollend die mummerien, so zu nacht umbgend, ouch abgestelt [...] sin.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
hat er etlich seiner freundt [...] beschaiden, in [...] mit ainer mumerei bei seinem gemahel im bet aufzuheben.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
do [...] alles köstlich mit tanzen und andern spilen und mummerei und panketirn zuging.
Mit haltung grosser spil, mumerei, panketirn und fechten laufen rennen stechen und solchen dergleichen kurzweilen ist er gleich komen den alten Römern.
2.
›bei einer
mummerei
1 getragene Verkleidung, Maskenanzug; Maske‹; Metonymie zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. ,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Das man wol mag sagen, der wellt laufft und sonderlich seyner heyligen wesen sey Gottes mummerey, darunter er sich verbirgt.
Ebd. (
1532
):
ein ander frey unnotig ding, das uns nichts gibt noch nimpt, wie man einem zu gefallen zur fastnacht jnn der mumerey leufft.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Jch hab den Fockorischen ein viesierung zur mumereÿ gemacht, die haben mir geschenckt ein angloten.
Sachs (
Nürnb.
1530
):
Da het man dentz, dort singend reyen. | Etlich giengen in mumereyen.
Ebd. (
1543
):
Also durch diese mumerey, | Glaub ich, das auch aufkumen sey | Unser fasnacht-scheinpart-vermumen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das sie sich mit ime [...] in ain mommerei begaben, das waren grüne hosen und kurze röckle.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1578
):
Das mummereien mans- und weibspersonen in frembder cleidung, darunder groß greuel und leichtfertigkeit geschicht [...], soll [...] verpotten sein.
Rupprich, a. a. O.
165, 11
;
Vizkelety, Spangenberg. Glücksw.
590
.
3.
›Posse, trügerisches Spiel, täuschende Maske‹; als Generalisierung zu 1 und 2 auffaßbar.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Jeder gehet in seiner Mummerey / der Geitzig ist Narhafft / der Stoltz ist sauber vnd Gravitaͤtisch / der Prasser ist mild.
Die Welt ist ein Mummerey / darumb hat man fuͤr sich zu sehen / daß man von der Larven nit betrogen werd.
Luther, WA (
1527
):
sie sind nur aine larve und mummeley
[hier variante Schreibung],
durch welche Gott sein wercke und willen außrichte.
Nu aber sihet man wol das ewer keinem ernst ist [...], sondern yhr haltet ewer ampt fur einen schertz und schimpff, gerade als were es eine mumerey fur fastnacht.