mulde,
multer,
die
;
erstere Form in varianten Schreibungen, u. a. mit
-o-, -lt-
(
molde, molte, multe
, dies vereinzelt auf
-l-
reduziert oder gar vokalisiert (zu
maut-
, s. u. );
zu
mhd.
mulde
und
multer
, beide über das
Ahd.
aus
lat.
mulctra
›Melkkübel‹
(s. ;
Duden
7, 2014, 576
;
Kluge/S.
2011, 639
); für die übliche Herleitung von
mulde
aus
multer
finde ich keine Regel (vgl. ).
1.
›meist längliches, ausgehöhltes Gefäß von zweckgebunden unterschiedlicher (mittlerer) Größe, aus verschiedenen Materialien (oft Holz), für verschiedene haus- und (seltener:) landwirtschaftliche Zwecke‹; im einzelnen (extensional) z. B.: ›Gefäß für Flüssigkeiten‹; ›Backtrog‹ (vgl. ; mit Lit.); ›Getreidekorb‹; ›wurfschaufelähnliche Wanne zum Worfeln des Getreides‹; ›Korb für Erdbewegungen‹; ›Küchentopf‹; ›Maßkorb für die Erzmessung‹ sowie (dazu metonymisch:) ›entsprechende Menge Erz‹; ›muldenförmiger Wagen-, Transportkasten‹; teils Übergang zu je nach genauem Zweck und genauer Füllung gebrauchs- und handelsüblichem Maß.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
jn
. (ein Neugeborenes)
in eine mulde legen
(als Zeichen der Armut oder Demut);
mit grossen mulden metzen
›zu seinen Gunsten messen‹;
liecht mit mulden in den keller tragen
›Unsinniges tun‹;
den ganzen tag in der multer umtragen
o.ä. ›den Tag mit hohlen Sprüchen verbringen‹;
die mulde ist breit
›[...] läßt viel Raum für Manipulationen‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , ,  1, ,
1
,  6, , ,  1,  1,  1,
2
,  3,
2
 1,  2, , ,
1
 1,  1,  4, , , , .
Syntagmen:
die m. flicken, eine multer machen / haben, aufrecht halten, jm. multen geben
;
etw. in eine multer tun / legen, in der mulde brot kneten, etw. mit mulden aufgraben, holz zu mulden schlagen
;
die multer der bäcker
;
die gute / hölzerne / mezmässige / zerklobene / zweimalterige mulde / multer
;
mulden vol tränen, die mulde zum teig
.
Wortbildungen
muldeisen
(dazu bdv.: , ),
muldener
›j., der Mulden verfertigt‹ (a. 1394),
muldenhauer
›Handwerker, der Mulden herstellt‹ (a. 1345 f.),
muldenkarre
ein Karren mit einer muldenfömigen Ladefläche (a. 1545),
muldenkratzer
,
muldenpferd
›Pferd, das einen
muldenkarren
zieht‹ (a. 1545),
muldenschaber
,
muldenscharre
›Teigkratze‹ (a. 1571),
muldentrager
›Verkäufer von
mulden
‹ (a. 1430),
mulderer
›Faßeicher‹ (a. 1390),
muldscherre
›kleines Brötchen aus zusammengekratztem Mehl‹ (Gw zu mhd.
schërren
›scharren‹; ; vgl. sowie mit varianten Erklärungsversuchen),
muldschüssel
›Wanne, in der Getreide gereinigt wird‹ (a. 1535).

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
119, 35
(
preuß.
,
1420
):
1 wanne, 4 mulden, 1 czynynne kanne.
Hie misset sie die lufft mit leffelln auß, tregt das liecht mit molden ynn den keller.
Ebd. (
1544
):
das sie nit so vil ehr jrem heyland beweyset und yergendt ein muldern zuͦr wiegen oder ein pful vom banck fuͤr ein kuͤsse jm leyhet?
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Die anderst nit zu schaffen hon, | Denn das von andern Leuten sagen, | Vnd mit Molten den tag außtragen.
Der [Muͤller] ward beruͤchtet in dem alter, | Daß er het gmessen boͤse malter, | Offt mit der grossen Molten gmetzt, | [...] | Sein Herrn vnd all die Leut bestolen.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1487
):
von waynen
›Wagen‹,
dy [...] vasse schusslen, mulden, troge, krusse, toppe, [...] [bringen], von iglichem wayne vier pfenninge.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
181, 35
(
osächs.
,
1570
/
7
):
nim die [graupen] aus dem topf in ein mülterlein, thue röckene kleyen darzu.
Ebd.
240, 31
:
tagerden an den alten stammen, sonsten mit multern aufgraben und an den stamm in die grube schütten.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
Noch soll im geburen vor die erste zegeln ze machen von ieder mulde rein gewaschen 2 gr.
Hampe, Ged. v. Hausrat
2, 5, 26
(
nürnb.
,
1544
):
Auch mues sie haben zw dem waschen | Lawgen, saiffen, holtz vnd aschen | Muelter, waschpock vnd zueberlein.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Geh nab, du schlüffel, int werckstadt! | [...] | Wilt den tag in der multr umb-tragen?
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1616
):
daß sie [weißbecken] alles brot wie auch moltscheren und bretzlen von guetem geleutertem simelmehl bachen mögen.
Bremer, Voc. opt.
13194
(
wobd.
,
15. Jh.
):
Capisterium muͤlt [...] muͦltter [...] accipitur pro quodam vase, in quo farina in pastam redigitur et adunatur.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1406
):
daz alle phister, so husbrot bachent, erbern luͥten in vͥnser stat, [...], muͦlten geben soͤllent vnd inen ir guͦt [...] ze eren ziehen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
halem.
1520
/
1
):
Seind frech und keck, | Wend nit abstan, | Das rad muͦß gan, | Die muͦld ist brait | Und außgesprait.
Maaler (
Zürich
1561
):
Muͦlten (die) darinn man brot knit. [...]. Muͦlteysen (das) Radula. Muͤltenschaber / muͦltenkratzer.
Eis, Gottfr. Pelzb.
170, 3
(
öoobd.
,
15. Jh.
):
wirf ein meczmessig muͤlter vol gannczer weinper auch zu dem wermuet jn den most in das vaz.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
so aber das viech hernach wider im schaden begriffen wurde [...], so sol er dasselbig viech behalten in ein stal, sol in ein multer stain legen, [...], sol das viech dorzur stellen und 3 tag behalten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
Ob ainer begriffen wurd der zu wald [...] holz slueg [...] zu pretern, latten, kol, mueltern, wintschaufln, [...], der ist wandlvällig.
Rechn. Kronstadt
1, 125, 46
(
siebenb.
,
1508
):
pro uno mold in quo piscant asp 14.
Ebd.
2, 389, 8
(
1535
):
Servatio molitori quod capisterium farinae et scutellam, vulge Mawt Schissel, in mola pistorum meliorari fecit asp. 13.
Ebd.
480, 3
(
1527
/
37
):
[Exposita pro:] capisterio magno in quo fermentatur, vulgo ein Mould.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
66, 34
;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
149, 15
;
423, 15
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
455, 6030
;
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
66, 20
;
Major, Haussradt
A iiijr, 13
;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
517, 10
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1842
;
Rechn. Kronstadt
1, 665, 6
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 85/87
;
2.
›Geländevertiefung‹; Beleg nicht sicher interpretierbar und semantisch isoliert.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 571, 56
(
preuß.
,
1475
):
dorch eczlichge lochger, dy sollen gen eyn mollen und aus mollen in dy stat; welge mollen das sein, konnen wyr nicht gewissen. Dorumme [...] beset alle mollen wol.