most,
der
;
-es
, auch
/-e + Uml.
›Most, aus Weintrauben, vereinzelt aus anderen Früchten gekelterter, unvergorener oder angegorener und dann dem Wein ähnlich gesehener Saft‹; in den Belegen erscheint
most
mehrfach als trüb, unrein, in seiner Qualität gemindert, letzteres auch dann, wenn er als Abgabe zu entrichten war.
Phraseme:
neuen most (nicht) in alte schläuche fassen
;
von jm. weder
˹
windel noch most
˺ ›nichts‹
zu hoffen haben
.
Bedeutungsverwandte:
, , ; vgl.
1
.
Syntagmen:
(den) m. lesen / pressen / einsieden / kochen / füren / kaufen / fälschen / verändern / dienen / (aus)schenken / trinken / loben, jm. bringen, aus den trestern gewären, von der kelter tun, lauter machen, süssen
(flekt.)
antworten
(als Abgabe),
zu bergrecht dienen
;
der m. gären, stark / unvergoren sein, von trauben rinnen, jm. in den kopf schlagen, js. stirn riechen tun
;
an m. versuchen, ob [...], etw. in m. sieden, etw. (eine scherbe) im m. werfen
(um ihn zu reinigen);
jn. mit blut als mit m. übertränken, jm. weinberen zu einem m. ausbrechen
;
der alte / neue / gute / schlechte / edle / weisse / rote / süsse / trübe / unreine / gesende
›gärende‹
/ unvergärte m
.;
1 eimer / fas /
4
ham m., 2 läste mostes
;
m. von malagranat, der eimer m. zu bergrecht
;
der gewalt des mostes
.
Wortbildungen:
mostdienstham
(zum Gw s. v.
4
) ›geeichtes Mostmaß‹,
mosteln
2 ›etw. süßen, einer Flüssigkeit einen mostähnlichen Geschmack geben‹,
mosten
›Most machen‹,
mosterlon
,
mostern
(dasselbe; a. 1612),
mostfink
Teil eines Fluches,
mosthans
(abwertend „für einen heidnischen Klassiker [Demosthenes]?“; ; a. 1523);
mosticht
,
mostmet
›Mischung aus Most und Met‹,
mostsüs
,
mosttag
,
mostviertel
›geeichtes Mostmaß (auch für die Abgabe)‹,
mostzuber
, ein größeres Mostmaß.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
49, 26
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
dine viende wil ich spisen mit ires selbis vleysche und wil si obirtrenken mit irem blute als mit muste
[
Luther
1545:
süsser wein
].
Ziesemer., Gr. Ämterb.
138, 23
(
preuß.
,
1432
):
1 tonne Elbinger bir, 1 fass most, 10 tonnen honiges.
Luther, WA (
1522
):
Das sie most fassen ynn allte schleuch unnd tzureysszen, das ist gottis wortt horen sie unnd fassens nicht.
Ebd. (
1523
):
Es ist ein most, der do girhet.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
ich wil dir gebin trinken, sich, | gemengeten win uz miner stat | und most von malagranat.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
, o. J.):
zur zeit, so zenner und gemein des mosttags eins werden.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
147
(o. O.
1558
):
Also mit gewalt des gutten süssen most sich miteinander verrichten, darnach offt in stall der blinden meüß spilten.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Mit vielen worten er [Kilchherr] sich fleißt | Vnd jn [Bawrnknecht] im besten vnderweißt. | Doch wars an jm verlorn vmbsust. | (Wie Christus sagt) ein newer Must | Leßt sich in alte schleuch nit fassen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
gegen dem abend [...] schluͦg ir der most allererst in kopff, daß sie ein theil ablude.
Perez, Dietzin
1, 129, 14
(
Frankf.
1626
):
Sie war so barmhertzig / daß sie auch das essen [...] dem jenigen gab / den sie zuvor nie gesehen / vnnd von welchem sie weder Windel noch Most zu hoffen hat.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
34, 22
(
osächs.
,
1570
/
7
):
hafnersscherben in most geworfen machen ihn balt lauter.
Ebd.
36, 19
:
Wilstu guten süßen wein machen, so nimb den most von stund ahn von der kelter und [...] laß ihn einsieden bis auf den dritten theil.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
190v, 40
(
Leipzig
1588
):
Ein newer Must / [...] / da noch Hefen / Kot / Vnflat darinnen steckt.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
er [mensch] wirt in sinem gemuͤte floierende als ein uf jesender most.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
216v, 2
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Aloe solt du alsus machen: Nim wermuͦt [...] vn súd die in most, / vncz es versied vncz an das zehendtail.
Bremer, Voc. opt.
25038
(
halem.
,
1328 f.
):
Mustum most [...] est substancialis humor vini de botris recenter extrusus.
Adrian, Saelden Hort
10544
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
och switzet din [tyrann] antlútze | von starken winen virnen; | die móste dine stirnen | tuͦnt riechen und tempfen.
Schib, H. Stockar
40, 5
(
halem.
,
1519
):
Rumoniger, des kuffdan sy vil [...], der fast stark was und noch nüw most.
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
443
(
Bern
1548
):
als balgs, als kerben, als kutzen, als mans, als mostfink, als unflats.
Maaler (
Zürich
1561
):
Moͤstelen / Suͤßgen wie most.
Most (der) Weyn most. Mustum. Erster Most so von trauben rünt ee dann sy getruckt werdend / Vorschutz. Protropum. [...]. Mostsuͤß oͤpffel.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1646
):
Es sollen die [...]
räbleüth von jedem manwerch räben, [...] ein halben guldi ze läsen, ze mosten und an den see ze währen [...] haben.
Ebd. (
1590
):
einen wyn- oder mostzüber in 10 theil abscheiden und fecken laßen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
328, 10
(
Genf
1636
):
mosticht / voll most.
Ebd.
12
:
mostmeth, m. [...] potio melle & mutto mixta.
Rot
330
(
Augsb.
1571
):
Most. Jst ein zerbrochens Lateinisch woͤrtel / gantz Mustum, Ein newer vnuergerter wein / oder ander eingemachte wasser / tranck / vnnd hohenaster. Als von holzaͤpffel.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Aristotiles spricht, man versuocht an newem wein oder an most, ob wazzer dar zuo gemischt ist oder niht.
Klein, Oswald
70, 25
(
oobd.
,
v. 1408
?):
Hin get der raie, seusa, möstel! | nu reckt an!
(erotisch anspielend). Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1648
):
ob nun einer [...] den most dariber vergösen last, so soll er denselben am st. Gilgen tag nach der perg- oder mostdiensthamb und maß mit lautern wein bezallen.
Ebd. (
16. Jh.
):
Die gemain soll auch bei ainem iedem richter haben [...] ain mostvirtl mit nägeln aufgesteckt und geprennt.
Ebd. (
1564
/
76
, Hs.
17. Jh.
):
wer dem andern sein weingarten liest [...], der soll [...] des most verfallen sein.
Mell, Steir. Weinbergr.
119, 10
(
smoobd.
,
1543
):
wer von ainem weingarten most dient, der sol seinem herrn den vorlass gebn und sol in nicht aus den trestern gewern [...], und sol den most von stund an antworten also suessen so er also schierist mag.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
43, 22
(
tir.
,
1525
):
das alle herrn ieren gepŭerennden tail wymmer- unnd saltnerlon, zŭmentrager- unnd mosterlon betzaln.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ; ;
Behrend, Spangenb. Anbindbr. ;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Dietrich. Summaria
18v, 17
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Löffler, Columella/Österreicher ;
Klein, a. a. O.
28, 49
;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Eis, Gottfr. Pelzb.
162, 32
;
Mell, a. a. O.
145, 18
;
Vgl. ferner s. v.  3, ,  1,  4, .