morgenrot,
der / die / das
;
-es
(für
der
oder
das
)
/–
;
morgenröte,
die / der
;
(für
die
)/–;
im einzelnen können sich Lemmaansatz, Genus und Kasusformen wechselseitig beeinflussen.
›Morgenröte, Zeit der Morgendämmerung, des Endes der Nacht, des anbrechenden Tages‹; vielfach in metaphorischer, bildlicher oder sonstiger zeichenhafter Verwendung gebraucht, z. B. für die Verheißung eines lichtvollen Tages (gegenüber dem Dunkel der Nacht), für das Erscheinen Christi, für das Lob Mariens, auch für das Ende einer Liebesnacht, für das mystische Aufgehen der
sele
in Gott (wie der
morgenröte
in der Sonne), sowie für klimatologische Prognostikationen;
vgl. (
der
1,  1.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
(auf
morgenröte
hin normalisiert):
die m. sehen, die sonne die m. an sich ziehen
;
die m
. (Subj.)
anbrechen / aufbrechen / aufgehen / aufsteigen / vergehen / nähen / tagen, daherfaren, her glasten, der nacht schwer werden, den tag anbringen, liecht / finstere in sich haben
;
wie die m. erglästen, als die m. aufsteigen / hergehen, die augen (des walfisches) als die m. leuchten
;
die sonne durch die m. glästen, die vögel von der m. singen
;
die m. des tages, der sonne, an dem gewülke
;
die aufbrechende / aufsteigende / aufstehende / fröliche / liebe / liecht / schöne m
.;
die augenbrauen / flügel der m
.
Wortbildungen
morgenrötestunde
(dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1518
):
Nu wirt die zart junckfraw Maria an vil orten genannt ain morgenroͤte. [...] Dise morgenroͤt ist ain gaistlich junckfraw, durch Mariam figuriert und bedeüt, und empfacht von gaistlichem samen, das ist des worts gots.
ßo beschreybt er [Paulus] das aller lieblichst und lustigist stuck des tages, Nemlich die liebe froliche morgenrodt und auffgang der ßonnen.
Ders. Hl. Schrifft.
Ps. 139, 9
(
Wittenb.
1545
):
Neme ich flügel der Morgenröte / Vnd bliebe am eussersten Meer. So würde [...].
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sô diu sêle dâ zuo kumet, sô verliuset si irn namen und ziuhet sie got in sich, daz si an ir selber ze nihte wirt, als diu sunne daz morgenrôt an sich ziuhet.
Thiele, Minner. II,
24, 7
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
eyn tzairte wyp reyne das ist eyn tagh | und eyn morgen ruͦte der suͦnnen.
Beckers, Bauernpr.
54, 18
(
Köln
1515
/
18
):
is idt an den neuwen jairs dach vyl morgen roͤte an dem gewuck So wyrt idt ey͂ tzornnich jair mit kriech.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Der morgenrot bring seinen lauff, | Der morgenrot steig gantz herauff.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
ich sich die morgen röte, | den tag spür ich darbey.
Strauch, Par. anime int.
84, 4
(
thür.
,
14. Jh.
):
Daz erste daz man si [beata virgo] glichit einem morgenroit, da neme ich fone zwei wort: daz eine, daz diz morgenroit beide licht unde vinstir in sich hait, daz andere, daz ez heizit ein ende der nacht und ein begin des tagis.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
sin
[des
walvisches
]
ougen im von not | Luchten als eyn morgenrot.
Gille u. a., M. Beheim
108, 71
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz er [dez menschen sun] mer und nicht mÿnder | Erglest recht sam die morgen röt.
Ebd.
268, 58
:
Dar auss
[aus dem
mund
]
die zenlin glesten als die brehend sunn | tut durch die morgen röte.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Ey wer ist doch die reine | Welch allso fru | Sich durch die kore swinget, | Zu gleicher weis auff tringet | In worer glu | Der morgen röt ob allen | Gezirden die ye hercz besan.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Sy [nacht] beyt des liechts vnd sy gesicht sein nit: noch den aufgang des aufsteygenden morgenroͤtes.
Wer ist die die do furget als der morgen rot auffsteigent.
Schmitt, Ordo rerum
16, 11
(
salem.
,
2. Dr. 15. Jh.
):
Aurora morgenstunde [...] morgenroͤtistund.
Maaler (
Zürich
1561
):
Morgenglantz (der) Morgenroͤte / Morgenschein. Matuta. Die Morgenroͤte hatt den himmel verlassen / Jst schon vergangen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu lerch meldet den tag des morgens fruo, sô der morgenrôt næhent, mit gar frœleichem gesang.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 9
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
fleucht, vinstre nacht, dir wirt ze swär | die morgenröt, die dich benött.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
326
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
wann die frue haisset ain [...] anfank des nachuolgunden tages, daz ist der morgenröte die weder rechtes liecht noch rechte vinster hat.
Reissenberger, Väterb. ;
Hübner, Buch Daniel ;
Strauch, a. a. O.
83, 35
;
Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
A vr, 15
;
Mayer, a. a. O. ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Klein, Oswald
16, 6
;
Vgl. ferner s. v.  2,
2
, .