morgen,
Dativadv.
zu (
der
).
›morgen‹, vom Bezugszeitpunkt
heute
aus gesehen: ›am nächsten Tag‹; in der zeitlichen Folge von , (Adv.) 1,  1 (auch:  3, ,  1, , Adv., 1), (Adv.),
übermorgen
stehend, dabei meist den gesamten Tag als Zeitspanne, teils eine Kurzfrist eines dem morgigen Tag unterworfenen Geschehens meinend; mehrfach offen zu: ›später, zukünftig‹. Diese Nuancierungen sind in den Belegen oft nicht klar voneinander trennbar; in Texten der Mystik:
morgen
als ›zeitlich umgrenzt‹ der Seinsqualität
gegenwärtig
Gottes entgegengesetzt.
Phraseme:
heute [...] morgen [...]
Figur mit unterschiedlichen Füllungen;
heute und morgen
›fortwährend‹ sowie ›zu beiden Zeiten‹;
noch gestern noch morgen
›weder [...] noch‹;
heute etw. sein, morgen etw. werden
;
morgen, morgen singen
›etw. auf die lange Bank schieben‹.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen
(oft ansatzweise phrasematisiert; hier Auswahl):
m. beichten, messe haben, seines leibes gewis sein, m. als heute bleiben, m
. [wo]
sein
, [wohin]
kommen / gehen, j. jn. m. her bringen, j. m. zu jm. kommen, m. etw
. (z. B.
heu
)
in den ofen werfen, jn. m. in sünden finden, j. auf m. gedenken, sich auf m
. [wo]
einfinden, auf m. gegen Wien kommen, bis m. aufziehen / beiten / ruhen, js. bis m. sicher sein, jm. etw. bis m. beihändig sein lassen, von m. nicht wissen
;
m. zu tage, m. frü, morgen den morgen
›morgen früh‹.
Wortbildungen:
morgend
,
morgig
,
mornderig
(jeweils mit Varianten).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Dies crastinus. Morgender Moͤrniger tag.
Luther, WA (
1524
):
wer Gott gleubt, der sorget nicht fur den morgen.
Der morgen ist jhenes leben nach der aufferstehung.
Ebd. (
1531
):
sie fuͤlen die suͤnde nicht, sondern schertzen noch dazu, sie bleiben morgen als heute.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Spræchen wir, daz got die werlt schepfete gester oder morne, sô giengen wir mit einer tôrheit umbe.
Diesiu kraft [...] machet von nihte iht und al. Si enweiz von gester noch êgester, von morne noch von übermorne, wan ez ist in der êwicheit weder gester noch morne, dâ ist ein gegenwertigez nû.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ir herze vliuget noch
›weder‹
in gestern, noch
›noch‹
in morgen.
und beginne niht hiute einez und morgen ein anderz.
daz aneruofen und gebet enwil got niht morgen erhœren, wan er hât ez erhœret in sîner êwicheit.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Claes, nu verstaen ick uch gar wail: | Ure nichtgijn brengt myr morn vroe her.
Hude gebroeder, morn geslagen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
der [ertbebunge] was vil, [...], hude unde morn, darnach unde aber me, hi unde da.
den slug man ir heubte abe uf dem hauwemarkte, so hude unde morn, als sich daz geburte.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
habt jr vergesseen, | Das jr nit solt auff morn gedencken?
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
unde ist is das ir [der Sachsse] morne yn uwern gezelden funden werdit, man vehit ader erslehit uch.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Seht ich werfe di tûfele ûz, und di gesuntheit volmache ich hûte und morne.
Bührer, Kl. Renner
234
(
nobd.
, Hs.
um 1480
):
Was sie hewtt In gute gesprechen | Czu hant sie das morne prechen.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1506
):
Morgen jst gut peichten.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Man muß auff einmal verthun nicht. | Morgen muß man wider Gelt han.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
,
1521
):
heut sin si französisch, morn keiserisch.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
831
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ich gib dir hútt laid, morn fröd; | Da mit verdienest min beschöd.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der hút lebet, der ist morn jamerlich tot.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
und batt inn, das er moren aber zuo ir keme.
Goldammer, Paracelsus
2, 129, 10
(
1530
/
5
):
falsche ordnung machen, ietz das also, morgen anders.
Lemmer, Brant. Narrensch.
31, 10
(
Basel
1494
):
Dar durch synt narren vil verlorn | Die allzyt süngen / morn / morn / morn.
Ebd.
23
:
So kumbt dann erst der mornig tag | So wurt von we der lib gekrenckt.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 71, 14
(
Hagenau
1534
):
Morgen kompt tag und radt.
Ebd.
338, 11
:
so weyßt du nit / wie lang du from bleibest / was sie heütte ist / das kanst du morgen werden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mornderig / Der mornderige tag. Auff Morn beruͦffen. [...]. Biß auff Morn auffziehen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Heut was / Morgen ein aas.
Klein, Oswald
6, 28
(
oobd.
,
um 1425
?):
o sel, wo bistu morgen?
Ebd.
23, 157
(
1425
):
das uns der tod entrent: | heut frisch, starck, morgen krenklich | und über morgen tod.
Karnein, Salm. u. Morolf
220, 3
;
Wolf, Rothe. Ratsged. F
847
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Pyritz, Minneburg
4102
;
Stamm, Schwarzw. Pred.
6, 342
;
Roloff, Brant. Tsp.
401
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ; ;
Österley, Steinhöwels Äsop ;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
353, 9
;
Bauer, Geiler. Pred.
75, 28
;
Barack, Zim. Chron. ;
Bauer, Imitatio Haller
96, 29
;
Vgl. ferner s. v.
2
 1, ,  1, .