mordio,
Interj.;
das Suffix
-io
auch in den Schreibungen
-igo, -jo
:
mordigo,
mordjo
; meist enklitisch mit Ausdrücken wie
wafen, mord, mörder, zeter, retten
begegnend, z. B.
mordio (schreien), mörderjo, rettigo
.
in Situationen der Angst, des Entsetzens, der Trennung usw., der äußeren Bedrängnis bis hin zur Lebensgefahr, der drohenden Tötung und des militärischen Gemetzels ausgerufen; zugleich Ruf um tätliche Hilfe und rechtlichen Schutz, dies letztere in rechtsförmlichen Handlungssequenzen;
vgl.  1234.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Ceter, Ceter Mordio vber diesem vnschüldigen Bluth.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
Wol und we ist zweyerleÿ | und newr geschiden mit eym geschreÿ. | jüchssen, lachen und mordigo.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
der Cleger mag auch vber den tetter dreymal schreyen: ,waffnach-jo!‘ oder ,moͤrder-jo! vber mein moͤrder vnd des lands moͤrder!‘
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Was meinstu darmit, das du also vil Saltz issest und hoͤrst, das wir alle Mordio schreien.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mordio schreyen / Vmb hilff außschreyen vnd ruͤffen.
Lauater. Gespaͤnste
16v, 11
(
Zürich
1578
):
vermeintend es were ein vnghür / fiengend an vß grosser angst vnnd not mordio schryen.
Klein, Oswald
88, 21
(
oobd.
,
v. 1408
?):
und raw mich ser dein pöschelochter, rotter mund, | der mich tiefflichen wunt | gar in des todes grund. | des mordaio, oi mi und immer ach!
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Allenthalben an allen orten was jamer und not, mordiô rettigô, heulen, clagen und wainen
(bezogen auf einen Hunneneinfall).
Wackernell, H. v. Montfort (
soobd.
,
A. 15. Jh.
):
o mortjo über die gitikeit! | si stifftet jamer, ewigs leit.